Kapitel 25

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,,Weißt du, wann die Beerdigung ist? Ich wäre gerne dabei.", meinte er und schaute in den Sand.
,,Nächsten Monat, aber ich werde nicht dabei sein. Ich kann nicht."
,,Das ist verständlich. Möchtest du ihm aber trotzdem nicht die letzte Ehre erweisen?"
,,Hör zu, John, ich hab es geschafft, mich gerade so abzulenken. Eine Beerdigung würde mich nur wieder in ein viel tieferes Loch katapultieren.", erwiderte ich traurig. Komischerweise wurde diese Traurigkeit sofort von Wut überdeckt. Wut auf mich selbst, auf Tyler, auf John. Und das völlig grundlos. Es ist komisch, ich weiß wirklich nicht, was im letzter Zeit mit mir abgeht.
John legte seine Arme um mich und zog meinen kleinen Körper fest an sich. Dann spürte ich, wie meine Schulter feucht wurde und verstand. Wissend legte ich meine Arme ebenfalls um ihn und hielt ihn ganz fest, bis ich glaubte, dass meine Arme abfielen.

,,Egal wie absurd es jetzt klingt, es wird wieder gut werden. Glaub mir, am Anfang könnte ich über diese Aussage auch nur lachen, aber es stimmt. Es wird alles gut, die Welt dreht sich weiter."
,,Ich weiß. Ach, es ist lächerlich. Ich kannte ihn doch nur ein halbes Jahr..."
,,Hey! Das ist nicht lächerlich. Egal, wie lange oder wie kurz du eine Person kennst, du darfst immer trauern. Es ist kein Problem."
Wir gingen einige Zeit lang am Wasser entlang, verwickelten uns in tiefgründige Gespräche über den Tod. Und ich muss zugeben: es tat gut. Mein Bruder würde sich nur zu viele sorgen machen, und die hat er in dem wichtigsten Abschnitt seines jetzigen Lebens nicht zu gebrauchen. Und Michelle wäre viel zu albern, wie sehr ich sie auch mag. John wiederzutreffen war eine Überraschung, aber eine gute.

Zusammen gingen wir zurück zu den anderen, es war mittlerweile schon dunkel. Michelle grinste mich an, als ich mich neben sie setzte.
,,Was hast du ausgefressen...", seufzte ich.
,,Wir haben eine Gitarre für dich besorgt, damit du uns was vorsingst."
Sie drehte sich um und hob die Gitarre aus dem Sand, um sie mir zu geben.
Ich nahm sie vorsichtig in die Hand, spielte ein paar Akkorde und entschied mich dann für das Lied 'Sinners' von Lauren Aquilina. Es war ein tolles Lied, zwar etwas schwierig mit einer Gitarre zu spielen und nicht mit einem Klavier aber trotzdem machbar.

Aus dem Augenwinkel heraus, sah ich, wie einige schon ihr Handy zückten und bereit waren, mich aufzunehmen. Schmunzelnd begann ich zu singen. Es fühlte sich gut an. Solange das zu unterdrücken, was ich am liebsten tue, hat mir echt nicht gut getan. Fast wirkte es so, als ob eine riesige Last von meinen Schultern fiel. Sie kam aber wieder, als das Lied zu Ende war. Da fühlte ich mich unkontrolliert und schutzlos. Als ob ich ein schwaches kleines Mädchen bin, das nicht weiß, wie man in der Welt klarkommen soll. Vielleicht bin ich das auch, aber wenn ich singe fühlt sich alles besser an.

Die anderen klatschten für mich und ich lächelte sie an, nicht wissend, wie ich selbst reagieren soll.
Wir saßen noch etwa zwei weitere Stunden so in dieser Gruppe, dann packten wir zusammen und verabschiedeten uns voneinander. Michelles Notfall Verkupplungsversuch mit Nathan war übrigens gescheitert. Sie und ihr Freund brachten mich noch zurück zum Hotel, bevor Michelle mit Peter zu ihm nach Hause fuhr.
Entspannt setzte ich mich an die Terrasse und schaute in den bereits dunklen Himmel. Zu meiner Überraschung war ich nicht alleine. Ein paar andere Jungs saßen etwas weiter entfernt von mir und rauchten. Es machte mir nichts aus, der Gestank kam durch den Wind nicht in meine Richtung.
Das erste mal seit heute Mittag machte ich auch mein Handy wieder an.

Dutzende verpasste Anrufe, Instagram follower und what's app Nachrichten. Natürlich hatte Lando versucht mich anzurufen, überraschenderweise hat auch Devon mich angerufen. Wenn ich mich nicht täusche ist er bereits in den Staaten. Ich beschloss zuerst meinem Bruder eine Nachricht zu schreiben und dann Devon anzurufen. Er ging sofort ran.
,,Leighton! Schön, dass du anrufst."
,,Na klar, was gibst denn?", fragte ich ihn und lächelte, als ich die Aufregung in seiner Stimme hörte.
,,Was machst du so?"
,,Ach, ich sitze rum. Bin in Australien."
,,Wegen deines Bruders?"
,,Ja. Er ist schon ganz aufgeregt, auch wenn er denkt, dass er es gut vor mir verstecken kann."
,,Typisch Norris würde ich sagen."

Losing game (beendet)Where stories live. Discover now