Kapitel 4

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„Das Haus steht ja noch.", stellte ich fest und stieg aus Jack Auto.
„Warum sollte es nicht stehen?"
„Ach nur so..."
Ich schaute mir das Haus in dem ich gewohnt hatte ganz genau an. Im Wohnzimmer waren die Wände jetzt... gelb? Ew, wer macht denn sowas?
„Da wohnt jetzt so eine alte Frau drinnen.", meine Joseph. „Die ist super nervig, ich wünschte, Du würdest noch hier wohnen."
„Ach Joey..."
Wir gingen zu seiner Haustür und er machte auf. Jack blieb vor der Tür stehen und verabschiedete sich von mir.
„Ruf sofort an, wenn etwas ist. Dann komme ich her."
„Schon klar, Dad.", ich verdrehte spielerisch die Augen.
„Ich meine es ernst. Ich bin tot wenn dir etwas passiert, hast du das verstanden?"
„Ja, Jack, mach dir keine Sorgen."
„Gut. Ich bin bald wieder da."
Zur Verabschiedung umarmte Jeha mich und stieg dann wieder in sein Auto um loszufahren.
Ich ging in das große Haus rein und setzte mich zu Joseph auf die Couch.
"Wie lange ist es schon her?", fragte er mich. Ich wusste, was er meinte.
„Ich bin im Dezember weggezogen. Bald ist es ein Jahr."
„Dein Bruder war ein paar mal hier."
Ich richtete mich auf und schaute in verwundert an. „Ach echt?"
Joseph nickte heftig und legte sein Handy auf den schwarzen Tisch vor der Couch.
„Am Dienstag nach jedem Rennen kam er her, stieg aber nie aus dem Auto aus. Einmal war Charles sogar dabei."
„Nach jedem Rennen am Dienstag?", wiederholte ich. „Heute ist Dienstag nach einem Rennen!"
In mir drinnen machte sich leichte Panik breit.
„du solltest mit ihm reden, Leigh."
„Ich will aber... ich habe ihm nichts zu sagen.", meine ich exzentrisch und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Mag ja sein aber vielleicht will er dir etwas sagen."
Boom.
Der hat gesessen.
Ganz heimlich vermisste ich meinen Bruder ja schon... am meisten fehlten mir unsere Unterhaltung die wir über jegliche Themen führten.
„Wann kommt er denn immer vorbei?", fragte ich vorsichtshalber.
„Zwischen 14 und 15 Uhr."
„Das ist noch eine Stunde... was meinst du, wollen wir zu Tyler fahren?"
Joseph nickte. „Ich bring dich hin."
Joseph und ich gingen in den Flur, um unsere Schuhe und Jacken anziehen. Dann stiegen wir in sein Auto. Den Weg zum Friedhof konnten wir wahrscheinlich schon im Schlaf. Wir sind ihn schon sehr oft gefahren, zum Beispiel nachdem Charles sich von mir getrennt hat oder nachdem Lando beschlossen hat, dass ich nicht mehr gut genug bin.
Wir stiegen aus dem Wagen. Joseph lehnte sich gegen die warme Motorhaube und sagte mir, dass ich ruhig gehen könne. Mit einem leisen Seufzer ging ich durch das große Tor. Meine Beine fanden ihren Weg zu Tyler's Grab wie von selbst. Niedergeschlagen schaute ich auf das mit blumengeschmückte Grab und kniete mich nieder.

„Ach Tyler. Ich wünschte du wärst hier. Ich bin verzweifelt. Was ist, wenn Lando später wirklich vorbei kommt? Wie zur Hölle soll ich reagieren?"
Ich stellte mir vor, dass Tyler vor mir saß und antwortete. „Am besten normal halt."
Mit einem leichten Lächeln verdrehte ich die Augen. „Schon klar aber er hat mich verletzt. Ich kann nicht einfach nachgeben."
Tyler's Bild vor meinen Augen schaute mich nachdenklich an. „Dann reagiert abweisend auf ihn. Er wird es schon verstehen. Und am besten fragst du ihn, warum er ständig nach dir guckt."
„Hm... ja hast recht, danke Tyler."
„Gerne doch.", sagte sein Bild und gab mir ein vertrauten Zwinkern. Sein Bild verschwand wieder und ich stand auf.
„Ich hab dich lieb, Tyler. Wir sehen uns, ich komm bald wieder..."
Damit ging ich zurück zu Joseph. Dieser saß im Auto und schaute auf sein Handy. Ich öffnete die Tür und ließ mich auf den Beifahrersitz fallen. Joseph tippte seine Nachricht zu Ende und schaute dann auf.

„Geht's dir gut?", fragte er. Ich nickte bloß und ließ meine Gedanken zu Lando schweifen. Ich hab seit mehr als einem Jahr nicht mehr mit ihn gesprochen... das wird komisch werden. Joseph fuhr wieder in unsere Straße rein. Von weitem konnte ich schon einen orangenen Mclaren sehen. Als wir näher kamen, sah ich auch Lando, der sich an das Auto lehnte und das Haus anschaute, in dem ich früher gelebt habe. Eine Frau kam aus dem Haus.
Joseph fuhr in seine Einfahrt und schaltete den Motor aus.

„Entschuldige bitte. Ich wollte dich nicht erschrecken.", sagte lando. Ich biss mir auf die Innenseite meiner Lippen und kniff die Augen zusammen, als ich deine Stimme hörte.
„Ist leighton da?", fragte er. Die Stimme der Frau, an die ich das Haus verkauft hatte, war so leise, dass ich sie nicht verstehen konnte. Alles was ich hörte war Joseph's atmen.
„Ausgezogen? Wohin denn? ...nach London?"
Ich schaute aus dem Fenster. Sie unterhielten sich noch kurz, dann ging die Frau und lando blieb verdutzt am Auto lehnen. Ich beschloss auszusteigen und lehnte mich wie Lando an das Auto. Er bemerkte mich nicht. Stattdessen versteckte er sein Gesicht in den Händen. Ich hörte ihn leise schniefen und hob eine Augenbraue. Lando seufzte laut auf und zeigte sein Gesicht wieder. Er wollte einsteigen aber er schien mich zu bemerken. Langsam schaute er an mir hoch.
„Leighton?", fragte er unglaublich. Ich stieß mich vom Auto ab und ging auf ihn mit Verschwörungen Armen zu. „Ich dachte du lebst in London?"
„Tue ich auch.", meinte ich überraschend kalt und klopfte mir dafür innerlich auf die Schulter. Schön abweisend sein.,,
„W-wie geht es dir?", stotterte er und vergrub seine Hände in der Jackentasche.
„Gut. Warum bist du hier?"
Lando schien seine Zunge verschluckt zu haben. Er öffnete seinen Mund ein paar mal, schloss ihn aber wieder.
„Ich wollte dich sehen.", sagte er auf einmal.
Ich musste lachen als ich seine Worte hörte. Eine kalte Brise bereitete mit Gänsehaut. „Ach, wolltest du das? Was brauchst du denn, dass du doch wieder mit mir reden möchtest? Geld?"
„Nein, Liebe.", erwiderte er und schaute auf seine weißen Sportschuhe. Ein Kloß machte sich in meinem Hals breit. Er machte es mir schwer zu atmen. Ich konnte ihn nicht runterschlucken.
„Hast du davon nicht auch genug? Alle lieben dich, was brauchst du also von mir. Jemand, mit dem du dich nur auf purem Mitleid abgegeben hast?", fragte ich und erinnerte ihn an seine eigenen Worte. Unsere Konversation war wie ein Brandmal in meinem Gedächtnis eingebrannt.
„Mir geht es nicht gut, Leighton. Du fehlst mir, ich hätte das damals nicht sagen sollen..."
„Du kommst aber früh an..."
Ich ging noch näher auf ihn zu, sodass wir uns nun direkt gegenüber standen. Er sah sehr erschöpft aus. Die Ringe unter seinen Augen haben sich über die Monate hinweg vertieft.
„Ich weiß. Lass es mich erklären, bitte. Du bist doch immer noch meine Schwester. Ich könnte dich niemals hassen."
Meine Augen verengten sich. „Warum ausgerechnet jetzt?"
„Ich... ich weiß nicht. Ich bin über das Jahr hinweg ständig hergekommen nach jedem Rennen aber ich hatte nie den mit dazu, an deine Tür zu klopfen und du bist ja jetzt ausgezogen. Warum?"
„Ich konnte hier nicht mehr leben. Alles hat mich an dich oder..." meine Augen verengten sich. „Oder an Charles erinnert. Ich konnte nicht mehr atmen."
Es herrschte einige Sekunden Stille zwischen uns. Wir wollten beide etwas sagen aber wir wussten nicht, womit wir anfangen sollen.

„Ich bin dir eine Erklärung schuldig.", meinte lando schüchtern.
Konzentriert schaute ich auf das Logo seiner Jacke. Was würde er jetzt am wenigsten erwarten...

Ich lächelte ihn leicht an und schüttelte den Kopf. „bist du nicht. Du hast mir schon alles gesagt.", sagte ich warm. Seine Augen weiteten sich überrascht.
„Ich- äh..."
„Wirklich, Lando. Es ist zu spät sich zu entschuldigen oder zu erklären. Vergiss es einfach, wir können nicht wieder Freunde werden. Okay?", fragte ich ihn süßlich.
„Leighton- Ich...", sagte er und schnappte leicht nach Luft. Er hatte nicht mit so einer Antwort von seiner schüchternen kleinen Schwester gerechnet. Lando wendete seinen Blick von mit ab und schaute auf seine blauen Schuhe. Die Haare fielen ihm matt ins Gesicht und die Hände hatte er nervös in den Taschen vergraben. Er sah verletzlich aus.
„Es tut mir leid. Wirklich. Ich wollte das nicht."

Losing game (beendet)Where stories live. Discover now