Kapitel 14

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,,Leighton!", schrie jemand neben meinem Ohr. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich aus dem Bett und sah mit rasendem Herzen zu Lando, der sich den Arsch ablachte. Geschockt setzte ich mich auf den Boden und versuchte meine Atmung zu kontrollieren.

Warum zur Hölle weckt Lando mich mitten in der Nacht?! Es ist gerade mal neun Uhr morgens.
,,Was zur Hölle, Lando? Ich hab fast einen Herzinfarkt bekommen!", beklagte ich mich zu recht.
,,Aufstehen, wir haben in zwei Stunden die Hausbesichtigung.", lachte er und gesellte sich zu mir auf den Boden. ,,Bequem?", fragte er. Ich nickte und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Danach legte ich mich auf den Teppich und schloss erneut die Augen.

,,Leighton!", schrie Lando schon wieder. Dieses Mal hatte ich aber irgendwie so ein Gefühl, dass das passieren wird und erschreckte mich nicht so sehr.
,,Lass das, Lando!", schrie ich zurück. Oh man... ich werde mich sowas von an ihm rächen. Genervt stand ich auf und scheuchte Lando raus, damit ich mich anziehen konnte.
Danach ging ich runter ins Esszimmer, wo ich auf meine Eltern traf, die dort saßen und in Zeitungen vertieft waren. Stumm ließ ich mich auf einem der Stühle Neider und nahm mir unauffällig eines der Croissants und aß es in Windeseile auf.

Mein Vater sah mich über seine Zeitung hinweg streng an und blätterte zur nächsten Seite. Schnell nahm ich ein paar Schlucke des Orangensafts und verschwand nach oben in mein Zimmer zurück.

Ich nahm mir einen kleinen Rucksack, in den ich mein Handy, mein Portmonee und eine Flasche Wasser sowie meine Notfall-Periodentasche einpackte. Ich legte den Rucksack auf mein Bett und ging den Flur runter zu Landos Zimmer. Ich klopfte an und die Tür wurde geöffnet.
,,Bist du schon fertig? Das war nicht mal eine Stunde."
Ich nickte und setzte ein ,,Lando?" nach, wobei ich das O aber lang zog.
,,Oh Gott... wenn du schon so fragst kann es nur schlimm werden... fang an.", sagte er seufzend und trat zur Seite, damit ich reinkommen kann.

Ja, er hat recht. In meinem Traum habe ich nämlich Gitarre gespielt und jetzt will ich eine haben, damit ich Cover aufnehmen kam.

Ich ging an ihm vorbei und setzte mich in seinen Ohrensessel. Das Zimmer meines Bruders war größer als meines und reichte sogar noch ein Stockwerk höher. Da hatte er seine ganzen Simulatoren und Gott weiß was stehen.

,,Können wir danach in die Mall? Ich brauche etwas."
,,Was denn, wenn ich fragen darf?"
,,Eine Kamera, ein Mikrophon und eine Gitarre, weil ich die aus der Schule nicht behalten durfte."
Verblüfft schaute Lando mich an.
,,Eine Gitarre? Hast du Fieber, Leighton? Oder hab ich dich zu sehr erschrocken."
,,Äh... ja, nein und gut möglich aber diese Gitarre möchte ich schon seit dem ich hier bin."
,,Hast du Geld? Meins geht nämlich für das Haus drauf."

,,Ich hab noch mehr als genug drauf. Wenn du willst kann ich sogar für das Haus mit drauflegen."
,,Wir gucken mal."
Ich nickte und schaute mich im Zimmer um. Als ich noch klein war hingen hier überall Bilder und Poster von berühmten Formel 1 Fahrern. Auf den Regalen standen Mobilautos rum und die Bücher waren hauptsächlich über den Motorsport.
Heute ist es eher spärlich eingerichtet.

Die Wände sind dunkelblau und nur oben ist ein Teil weiß geblieben. Wir haben den gleichen Schreibtisch, den gleichen Stuhl und eine ähnlich breite Fensterbank. In der Mitte des Raumes stand der Ohrensessel, in dem ich saß. Neben dem Bett führte eine Treppe in sein heiliges Reich. Ich darf es übrigens nicht betreten.

Ich erhob mich von meiner Sitzgelegenheit und ging zur Tür raus. Lando rief mir noch nach, dass ich in einer viertel Stunde unten sein soll. Ich ging den Flur runter zurück in mein Zimmer, zog mir Schuhe an und trank noch etwas Wasser, bevor ich nach unten zum Eingang verschwand.
Geschlagene fünf Minuten wartete ich auf Lando, der dann auch mal runter kam und sich gemütlich seine Schuhe anzog, die er in irgendeine Ecke verbannt hatte.

Wenige Minuten später befänden wir uns in seinem gesponserten McLaren.
Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich schnelle Autos nicht leiden kann?
Es ist pure Panik für mich in einem zu fahren, aber Lando ergötzte sich förmlich an meiner Angst und fuhr noch schneller, wenn das überhaupt noch möglich ist.
Unbewusst zog ich meinen Sicherheitsgurt fester, sodass er mir fast die Luft abschnitt, aber so fühle ich mich wenigstens ein bisschen besser.
Aus dem Radio dröhnte moderne Musik und ich hatte den Drang leiser zu schalten.
So langsam tat mir die Hand weh, mit der ich mich mit aller Kraft am Sitz festkrallte.

Beim nächsten Mal fahre ich lieber mit dem Taxi... Landos Fahrstil ist schrecklich.
Aber einen Vorteil hatte es: wir kamen schneller an.

Mit zittrigen Beinen stieg ich aus und atmete genussvoll die frische Luft ein. Ich hab schon gedacht, dass ich nie wieder diese Luft einatmen werde...
Lando stieg ebenfalls aus und schloss ab.
,,Der Makler müsste jeden Moment da sein.", teilte er mir mit und kam zu mir rüber.
Ich lehnte mich gegen das Auto und hielt mein Gesicht in die kühle Februar Sonne.

,,Wow, lebst du noch? Du siehst ziemlich tot aus."
,,Ach was. Fahr das nächste Mal einfach noch schneller."
,,Man Leighton. Sonst macht das Auto aber keinen Sinn.", beschwerte er sich.
,,Kein Problem, ich nehm ein Taxi...", murmelte ich.

Wir standen noch einige Minuten so da, bis der Makler kam und uns in das Haus brachte.
Es war wirklich niedlich, nicht zu weit von der Stadt weg und gleichzeitig etwas außerhalb. Es war groß genug für und zwei und unsere Hobbys. Wenn wir es wirklich nehmen, kriege ich das Dachgeschoss, das wirklich riesig ist. Lando würde im im Stockwerk darunter einziehen, wo auch zwei Badezimmer sind und ein weiteres Schlafzimmer. Noch ein Stockwerk weiter unten befand sich das Wohnzimmer und die Küche, die beide wirklich sehr geräumig waren. Es gab sogar eine Art Keller, in dem aber gewohnt werden kann.
Nennt man das dann überhaupt noch Keller?
Es hatte einen offenen Raum und noch ein Schlafzimmer.
Alles in einem war das Haus perfekt für uns.

Glücklich gingen wir raus und ins Auto.
,,Was hältst du von dem Haus?", fragte Lando und schlug den Weg zur Innenstadt ein. Von hier wäre sie nur eine halbe Stunde von der nächsten Bahnstation entfernt.
,,Es gefällt mir sehr. Wie viel kostet es?", fragte ich.
,,Es ist nicht so teuer, dass ich McLaren davon überzeugen muss mir noch mehr Gehalt zu geben. Alles im Budget. Wenn es dir gefällt, können wir es nehmen."
,,Echt jetzt? Oh, das wäre schön!"
,,Gut, dann ist das ja geklärt. Ich muss nur noch unseren Eltern von unserem Plan erzählen... misch dich da bloß nicht ein, sonst ist die Sache gelaufen."

Ich grinste vor mich hin.
Lando fuhr zum Einkaufszentrum und parkte das Auto im Parkhaus.
Zusammen gingen wir zum Elektroladen und schauten uns nach einer guten Kamera und einem guten Mikrophon um. Knapp dreihundert Pfund gingen dafür drauf. Anschließend verschleppte ich Lando in ein Make up Geschäft.
,,Wolltest du nicht eine Gitarre kaufen?", fragte er angenervt und schaute mich an.
,,Ja, aber ich brauche neues Make up. Und da ich mehr als genug Geld auf dieser Karte habe, ist alles supi. Außerdem habe ich die Gitarre schon vor Jahren bezahlt.", meinte ich verzückt, suchte mir meine foundation raus und befand sie kurze Zeit später an der Kasse.

Anschließend führte ich ihn aus dem Einkaufszentrum raus und versuchte seine Proteste so gut es ging zu ignorieren. Wir gingen drei Straßen weiter und in eine ruhige Seitenstraße. Dort befand sich das Geschäft, in dem ich meine Gitarre kaufen möchte.

Der Ladenbesitzer war ein älterer Herr. Er kennt mich, da ich früher gerne im Laden war und ausgeholfen habe. Lächelnd umarmten wir uns zur Begrüßung.
,,Ich schätze, du möchtest dein neues Baby abholen, klein Leighton?", fragte er mich. ,,Haben Sie es denn noch, Mister Eitken?", entgegnete ich grinsend.

Mister Eitken drehte sich um und ging in den Lagerraum. In der Zwischenzeit schaute ich mich im Geschäft um. Seit den zwei Jahren, in denen ich nicht da war, hatte sich nicht viel verändert. Es waren nur sehr viel mehr Gitarren da.
Mister Eitken kam mit schweren Schritten zurück. In seinen Händen hielt er eine grosse und eine kleine Gitarrentasche.

,,Was ist denn in der kleinen Tasche, Mister Eitken?", fragte ich verwundert. ,,Das, meine Liebe, ist mein Geburtstagsgeschenk an dich. Es ist die Ukulele, auf der du immer gespielt hattest, weißt du noch? Da kamst du die ersten Male in meinen Laden und hast sofort dieses Instrument in die Hand genommen."
,,Mister Eitken, das ist wirklich sehr lieb, aber so ein teueres Instrument kann ich doch nicht annehmen!", meinte ich gerührt.
,,Ach was. Manche bekommen ein Auto zum 18. Dann bekommst du eben zwei neue Instrumente."

Ich nahm ihm die Taschen ab, legte sie kurz hin und umarmte ihn zum Dank und zum Abschied.

Losing game (beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt