Losing game (beendet)

Kapitel 42

"Und wie geht es dir so?", fragte Lando. Die Situation zwischen uns war wirklich sehr komisch. Ich antwortet ihm, dass es mir gut ginge und setzte den Gehörschutz auf während ich nebenbei mit Jüri schrieb. Wir schrieben wirklich jeden Tag über die unnötigsten Sachen der Welt, es war ziemlich lustig.

Mittlerweile war Samstag. Ich hatte Lando gestern so gut wie möglich gemieden, sprich, ich bin nicht zu den Trainingseinheiten mitgekommen mit der Begründung, dass ich meine Tage hätte. Was nicht stimmt, ich nehme ja die Pille aber ein Junge muss ja nicht alles wissen. Lando setzte sich gerade den Helm ab. Er hatte das Q1 nur knapp verpasst aber wenigstens konnte er, anders als Charlie, überhaupt so lange weiterfahren. Ferrari hatte es mit Charlie wirklich verschissen. Es wird schwierig sein, ihn später zu trösten. Lando hingegen sah über seinen zwölften Startplatz gar nicht mal so traurig aus.

Ungeduldig tippte ich mit meinen Fingern auf die kleine Ablage vor mir. Obwohl heute Qualifyingtag war, hatte Charles vor, mich später seiner Mutter vorzustellen. Er, seine Familie und ich hatten später vor, essen zu gehen. Ich war wirklich sehr aufgeregt. Sie ist bestimmt der netteste Mensch den es gibt und ich hoffe wirklich, dass ich alles richtig mache. Sobald das Qualifying zu Ende ist, treffe ich mich aber mit Charles' Freunden. Die warteten schon auf dem Paddock auf mich aber noch ging ich nicht weg. Erst dann, wenn Lando in seinem Cool down room war und dass konnte noch ein wenig dauern, er besprach gerade etwas mit seinen Leuten. In der Zwischenzeit schrieb ich Charles an. Er versicherte mir, dass er nicht traurig war und dass er sich auf das Treffen mit seiner Mutter freute.

Ich schaute mich um. Lando war nicht mehr zu sehen. Schnell ergriff ich die Chance und sagte Thomas, einem Mechaniker, bescheid, dass ich woanders hingehen werde und dass Lando nicht nach mir suchen soll. Aufgeregt verschwand ich durch den Hintereingang in der Box und lief auf das Paddock, direkt zum Ferrari Stand. Charles' Freunde waren wirklich nett. Sie folgten mir auf Instagram wodurch ich schon einige Konversationen mit ihnen hatte und sie taten mich sogar in ihre äußerst aktive Whatsapp Gruppe. Am meisten angefreundet hatte ich mich mit Marta und Charlotte, den beiden Mädchen aus der Gruppe. Marta war mit Ricardo zusammen, ein absolutes Dreamteam. Von weitem konnte ich die anderen sogar schon erkennen. Aber so wie ich mich kenne, musste ich natürlich in jemanden reinlaufen. Warum passiert mir das immer? Ugh, es wird wirklich nervig.

,,Es tut mir so unendlich leid!", entschuldigte ich mich und schaute auf meine Schuhe.
,,Hey, kann passieren, es ist alles okay. Geht es dir denn gut?", fragte eine männliche Person (natürlich. Kann ja auch nie eine Frau sein...). Ich blickte auf und schaute in das Gesicht eines Jungen Asiaten. Er war hübsch... aber Charles war hübscher, das muss ich sagen. Ich nickte energisch. ,,Alles gut. Entschuldige noch mal, ich hab dich sicher aufgehalten." ,,Ach Quatsch. Hab einen schönen Tag...", fing er fragend an. Ich verstand und teilte ihm meinen Namen mit. ,,Na dann, ich bin Guanyu. Hab einen schönen Tag, Leighton." Er verbeugte sich leicht. Ich erwiderte seine Geste. ,,Du auch, Guanyu.", lächelte ich und setzte meinen  Weg zu den anderen fort. Als Marta mich sah, rannte sie sofort los und sprang mir in die Arme. Naja, nicht wirklich. Sie war ja auch größer als ich.

,,Es ist so schön, dich mal in Person zu sehen, Marta. So bist du ja noch hübscher als in den Medien." ,,Ich bitte dich, Kind. Schau dich an. Du bist noch so jung und wunderhübsch, es lässt mich weinen.", sagte sie. Ihr Akzent ließ es noch dramatischer wirken.
,,Nicht weinen, Marta. Dann wirst du hässlich.", sagte jemand. Marta löste ihre Arme und mich und schlug die Person die hinter ihr stand auf den Arm. Es war Ricardo. Auch er umarmte mich kurz.
,,Schön dich wieder zu sehen, Leighton."
,,Ebenfalls.", sagte ich lächelnd. Thomas und Hugo trotteten hinterher und hoben müde ihre Hände zur Begrüßung.
,,Was ist denn mit euch los?", fragte ich und winkte zurück.
,,Ignorier die einfach. Sie waren letzte Nacht feiern anstatt pflichtbewusste Sportler zu sein.", meinte Marta augenverdrehend.
,,Stimmt nicht!", protestierte Hugo.
Marta wendete sich wieder an mich. Lange schaute sie mich an.
,,Du solltest dir die Haare schneiden. Es würde so hübsch aussehen!", meinte sie dann auf einmal.
,,Ich und Haare abschneiden?! Niemals, kannst du vergessen."
Schützend umgriff ich meinen geflochtenen Zopf.
,,War nur ein Vorschlag. Du siehst mit beiden super süß aus. Und Charles nimmt dich sowieso so hin, wie du bist."
Thomas stieß Marta sanft zur Seite und schaute mich ebenfalls schweigend an. Was haben die denn alle? Das ist ja gruselig...
Auf einmal hob er seine Hand und legte sie auf meine Wange. Nein... er streichelte sie? Was zum...
,,Dein Gesicht ist so weich...", murmelte er.
Ich wich zurück und stieß mit einer harten Brust zusammen. Schnell schaute ich auf und sah, dass er Charles war. Er funkelte Thomas böse an und legte einen Arm um meine Schultern.
,,Thomas!", kam es von Ricardo. ,,Hör auf kleine Mädchen zu erschrecken, sie ist erst 18..."
Ein wenig überfordert stand ich da. Die Konversation war von englisch auf französisch gesprungen und es schien so, als ob ich die Sprache komplett vergessen hatte.
,,Geht es dir gut?", fragte Charles. Ich schaute zu ihm rauf, was ein wenig unbequem war, da ich mit dem Rücken zu ihm stand. Ich setzte ein Lächeln auf. ,,Ja, alles gut."
,,Kann ich dich wirklich bei ihnen lassen? Sie wollen dich irgendwohin führen, Marta wird fahren."
,,Wenn Marta fährt ist alles gut."
,,Gut..."
Charles beugte sich ein wenig runter, um mir einen Kuss zu geben.
,,Awe...", machte Marta.
,,Ich muss weiter. Wenn irgendwas passiert, ruf Andrea an. Ich schick dir seine Nummer gleich.", teilte er mir fürsorglich mit. Dann nahm er seinen Arm von meinen Schultern, ging kurz zu Marta und verschwand dann.
,,Also dann, Menschen, wollen wir los?", fragte sie dann und hackte sich bei mir unter.
Ich schätze mal, sie kennt den Weg hier raus.