Kapitel 40

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Lando's Sicht:
,,Oh nein...", murmelte Charles. Ich blickte von meinem Handy auf und schaute meine Schwester an. Sie posierte lachend mit einem anderen Jungen. Sie sahen vertraut aus. Er hielt sie an der Taille, der gefällt mir gar nicht... überhaupt nicht.
Charles neben mir spannte sich an.
,,Alles chill, Charles. Leighton würde dich nicht betrügen. Sie kennen sich schon seit Jahren und sind sehr gut miteinander befreundet.", sprach ich ihm gut zu. Vielleicht sagte ich es mehr zu mir als zu Charles aber naja.
,,Das ist es nicht... ich will nicht, dass jemand anderes sie anfasst. Es stört mich."
,,Ja, mich auch..."
Wir schauten zu, als dieser Junge seine Arme unter ihre Kniekehlen und an ihren Rücken legte und sie hochhob. Leighton lachte ausgelassen, sie sah mit ihren Freunden so unbeschwert aus. So als ob sie keine Sorgen hätte.
,,Erlaubnis einzuschreiten?", fragte Charles. Ich schaute zu ihm, dann wieder zu meiner Schwester. Sanft schaute ich sie an.
,,Nein, sie braucht das. Lassen wir sie. Komm, gehen wir nach Hause."
,,Aber-"
,,Nein. Schau sie dir an. So glücklich habe ich sie seit langem nicht gesehen. Nicht mal, ich hab sie noch nie so fröhlich gesehen. Ich vertraue ihr und ihren Freunden. Lassen wir sie alleine."
Ich startete das Auto und fuhr gegen Charles' Proteste nach Hause. Dort saßen George, Arthur und mein verehrter Cousin mit seiner Verlobten vor dem Fernseher. Joseph war anscheinend schon wieder zu Hause.
Der Fernseher war aber aus, stattdessen schauten sie in ein Buch.
,,Ah, Lando, Charles. Guckt mal! Leighton hatte uns gefragt ob wir ihr ein Jahrbuch mitbringen können. Wir haben sie schon gefunden."
Ich legte meine Autoschlüssel auf die Kommode und setzte mich in die Runde. Arthur und George hatten sich mittlerweile umgezogen. Charles setzte sich ebenfalls zu uns.
George, der das Buch hielt, zeigte mit dem Finger auf das Foto. Obwohl es nur eines dieser hässlichen Schülerfotos war, sah meine Schwester so aus wie immer: wunderschön. Sie sah ein wenig jünger aus, vielleicht lag es an dem schelmischen Grinsen. Sie sah so aus, als ob sie genau wüsste, was sie wollte.  Unter dem Foto stand ihr Spruch.
,,Lord, grant me serenity to accept stupid people the way they are, courage to maintain self-control, and wisdom to know if I act on it, I will go to jail."
Legende. Leighton ist eine Legende.
,,Schaut euch mal die Fotos weiter hinten im Buch an...", forderte Oliver und auf. Ich nahm das Buch in die Hand, Charles kam zu mir und ich tat, was Oliver sagte. Es waren irgendwelche Fotos von Veranstaltungen. Gefühlt war Leighton mit ihren Freunden überall drinnen. Auf jedem Foto lachte sie... aber... äh? Warum würden die so ein Foto mit reinnehmen?
Es war leighton in einem Krankenhausbett mit ihren Freundinnen um sie rum versammelt. Wahrscheinlich war das nach dem Unfall.
,,Was ist denn da passiert?", fragte Charles. Sie hatte es ihm also noch nicht erzählt... dann soll sie es auch machen. Es ist ihre Sache.
,,Das weiß ich nicht. Wahrscheinlich nur ein Schwächeanfall oder so, du kennst sie ja.", versuchte ich es zu überspielen. Ein wenig skeptisch ließ Charles dann aber doch vom Thema ab und blätterte im Buch weiter, bis er bei der letzten Seite angekommen  war. Dort war eine Art von Papierumschlag angeklebt worden, aus dem eine CD rausschaute.
,,Wollen wir die uns angucken?", fragte George. ,,Wir haben damit auf euch gewartet."
,,Womit habt ihr auf wen gewartet?", fragte Leighton auf einmal. Wo kommt sie denn jetzt her?
Lächelnd legte sie ihre Robe und den Hut ab und warf beides über den Sessel auf dem Elizabeth saß. Ihr Blick fiel auf das Jahrbuch in Charles' Hand.
,,Ach, darauf. Klar, schauen wir es uns an."
Sie streckte ihre Hand nach dem Buch aus, welches Charles ihr dann gab, legte die CD in den DVD player und setzte sich dann auf meinen Schoß, da auf dem Sofa kein Platz mehr war. Damit sie ihr Gleichgewicht behielt, legte ich meine Arme um ihre Mitte. Sie wog kaum etwas.
Der Player machte einige Geräusche, dann kam aber ein Bild auf den Fernseher. Ein Video spielte ab.
,,Oh... oh nein... warum gibt es davon Videos?", meinte Leighton verzweifelt und lehnte sich an mich an. Im Video war Leighton mit einem Jungen, den ich nicht kannte. Ich vermutete mal, dass es Tyler war. Im Hintergrund spielte Musik, zu der Leighton und der Junge Walzer tanzten. Es sah so aus, als ob es erst vor kurzem gedreht wurde.
,,Wer ist das?", wollte Arthur wissen.
,,Das ist Tyler, mein bester Freund."
Oh...
,,Ich hab ihn aber nicht bei der Zeremonie gesehen."
,,Arthur!", kam es mahnend von Charles.
,,Nein, ist schon okay, Charlie. Es ist vor einigen Monaten gestorben, deshalb war er nicht dabei."
Hatte sie sich etwa mit seinem Tod abgefunden? Als sie es sagte hörte es sich so an, als ob sie den Gedanken normal fand. Ich hörte nicht die einzige Spur von Traurigkeit in ihrer Stimme.
Das Bild wechselte. Die nächsten drei Videos war Leighton nicht zu sehen. Dann wurde sie aber wieder gezeigt. Mit Devon.
Leighton wurde unruhig auf meinem Schoß. Ich flüsterte: ,,Sollen wir überspringen?" woraufhin sie aber den Kopf schüttelte.
,,Devon, lass mich los!", schrie sie lachend. Sie waren in einem Schwimmbad. Devon trug sie zum Beckenrand. ,,Ich lass dich los."
,,Nein!"
,,Ich lass dich los, Leigh!", lachte er bösartig.
,,Devon!"
Mit einem lauten Platscher landete Leighton im Wasser und schwamm sofort wieder an die Oberfläche. Die Person, die filmte, zoomte in Leightons nasses Gesicht. Sie sah deutlich jünger aus, vielleicht war das drei Jahre oder vier Jahre her. Devon hielt ihr die Hand hin und zog sie mit Leichtigkeit aus dem Wasser. Als sie wieder aufrecht mit beiden Beinen auf festem Boden stand, zog Devon sie zu sich ran und küsste sie.
Leighton wendete den Blick vom Fernseher ab. Unauffällig beobachtete ich Charles Reaktion. Er sah unberührt aus aber ich wusste, dass er innerlich kochte.
,,Oh, dieser Tag...", murmelte Leighton. Das Bild wechselte erneut. Wenn ich mich nicht täusche war es in London vor dem Buckingham Palace. Leighton und zwei andere Mädchen waren zu sehen. Eine weitere Person machte ein Video von der Umgebung, als ein Junge auf Leighton zukam.
,,Und wer ist das?", fragte Charles und klang dabei gefährlich ruhig.
,,Alex, mein erster Freund. Oh Gott... da war ich in der neunten!"(*)
,,Du hattest in der neunten einen Freund?", fragte Oliver verwundert.
,,Ja, aber es war nichts besonderes.", lachte Leighton. Alex gab ihr eine Rose, die sie mit leicht rötlichen Wangen annahm. ,,Obwohl, ich muss schon sagen, dass er da noch ein echter gentleman war. Dann ist er komisch geworden."
,,Komisch?", fragte Elizabeth.
,,Ja, irgendwie... auf einmal war er zu cool für alle. Es war sowieso nichts besonderes mit uns." sie zuckte unbewegt mit den Schultern.
Wir saßen noch einige Minuten so da bis das Video zu Ende war. Leighton stand auf, nahm die CD und das Buch und ging nach oben.
,,Lando!", rief sie von der Treppe aus.
,,Ja?", rief ich zurück.
,,Kannst du mich bitte zum Prom fahren?"
,,Klar."
Ich stand ebenfalls auf, nahm Leightons Robe mit und zog mich in meinem Zimmer um. Anscheinend tat Charles das auch, denn er lief mit Kleidung in der Hand ins Badezimmer.
Kurz legte ich mich auf mein Bett und entspannte ohne die anderen. Wollte ich jedenfalls.
,,Lando?", rief Leighton angsterfüllt und unsicher. Sofort sprang ich auf und rannte die Treppen hoch in ihr Zimmer, wo sie auf dem Bett saß und auf einen Punkt starrte. Erleichtert, dass es nichts schlimmes ist, atmete ich aus.
,,Was ist denn?"
,,Spinne...", sagte sie schmollend und zeigte mit dem Finger auf die Wand. Ich musste laut auflachen. Die war ja winzig.
,,Das ist doch nichts! Warum hast du nicht einfach mit einem Schuh rausgeschlagen?"
Ich zog meinen Hausschuh aus und ging zu der Spinne, um draufzuschlagen. Aber ich war zu langsam... die Spinne krabbelte weiter. Leighton und ich ließen beide einen spitzen Schrei aus. Ich hörte mich an wie ein Mädchen.
Sofort hörte man die anderen die Treppe raufkommen.
,,Was ist los?", fragte Oliver besorgt.
,,S-Spinne...",, stotterten Leighton und ich gleichzeitig. Meine Schwester hatte sich unter der Bettdecke versteckt.
George lachte laut auf woraufhin er einen Schlag auf den Hinterkopf von Charles bekam.
,,Wo ist die Spinne?", fragte er dann.
Ich scannte den Raum ab und fand sie einige Zentimeter über der Stelle, wo Leighton sie gesehen hatte und deutete hin. Charles nahm den Hausschuh, beugte sich vor und schlug mit einem lauten Klatscher die Spinne tot.
,,Danke, Charlie.", lächelte Leighton und stand auf, um ihn zu umarmen. Tch... hätte ich auch hinbekommen...
Arthur, George und mein Cousin gingen wieder runter ins Wohnzimmer. Wahrscheinlich hatten sie irgendeinen Film angemacht und guckten den jetzt. Auch ich machte mich wieder auf den Weg in mein Zimmer, um Charles und Leighton etwas Privatsphäre zu geben.










Losing game (beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt