Kapitel 21

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,,Leighton, bitte iss etwas.", flehte mich Lando an.
,,Nein. Ich hab keinen Hunger, versteh das doch."
,,Wenn das so weiter geht bringe ich dich zu einem Arzt. Sieh dich doch mal an, du bist viel zu dünn und das letzte mal was gegessen hast du vorgestern."
Schnaufend verdrehte ich die Augen und stand auf um meine und Jacke Schuhe anzuziehen. So ging es schon seit heute gestern Mittag mit ihm...

,,Wohin?"
,,Raus. Ich brauch frische Luft. Komme irgendwann wieder."
Genervt rauschte ich durch die Tür und schlug sie hinter mir zu. George war heute morgen wieder abgereist.
Es war sehr relativ warm für einen Februar. Die Sonne wärmte mich auch, also war es ganz angenehm. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass es noch einigermaßen früh war. Erst 15.00 Uhr.

,,Leighton!", rief jemand aber es war nicht die Stimme meines Bruders.
Ich schaute in alle Richtungen und sah Joseph, der auf mich zukam.
,,Hallo, Joseph. Schön dich zu treffen, wie geht es dir?", fragte ich und lächelte.
,,Ach, ganz gut. Und dir?"
,,Auch. Mein Bruder nervt mich nur ein bisschen."
,,Oh, jetzt bin ich froh Einzelkind zu sein."
,,Du bist Einzelkind? Wirkst irgendwie nicht so."
,,Wie wirken den Einzelkinder?"
,,Anders."- ,,Wie nett.", lachte er und ging neben mir her.

Niemand sagte mehr etwas, wir gingen einfach die Straßen runter. Die Stille gefiel mir aber. Mit meinem Bruder war es nie ruhig in letzter Zeit, er musste immer reden. Ja, ich weiß, er will mich nur aufheitern aber manchmal ist Ruhe wirklich besser. Mit ihr macht man nichts falsch. Meistens jedenfalls.
Wir kamen an einem Supermarkt vorbei.
,,Also dann, Leighton, ich muss was einkaufen. Brauchst du was?"
,,Nein danke. Doch, da fällt mir ein, gibt es hier in der Nähe einen Park?"
,,Klar, einfach die Straße weiter runter. Ungefähr noch fünf Minuten, dann müsstest du da sein."

Ich dankte Joseph und verabschiedete mich von ihm, bevor wir getrennte Wege gingen. Tatsächlich erblickte ich nach etwa fünf Minuten einen Fußgängerübergang und auf der anderen Seite einen Park. Ein Auto hielt für mich an und ich überquerte schnell die Straße, um dem Fahrer nicht auf die Nerven zu gehen.
Nachdem ich den Eingang und eine Parkbank gefunden habe, konnte ich endlich entspannen. Ich schloss die Augen und dachte einfach nur an die schöne Zeit mit Tyler zurück. Den Schock habe ich dann doch schneller überwunden als gedacht. Jedenfalls habe ich keine Tränen mehr sondern starre nur noch aus dem Fenster.

,,Na sieh mal einer an, Leighton Norris, dass ich dich noch einmal treffen darf.", sagte jemand. Ich öffnete die Augen und blickte in das Gesicht meines Exfreundes.

Ein weiterer Blick auf seinen Hund verriet mir, dass er, kaum zu übersehen, Gassi ging.
Na ganz toll...

Obwohl wir im Guten auseinander gegangen sind, habe ich grade keinen Nerv für ihn übrig.
,,Hallo Devon. Hätte nicht gedacht dich hier zu treffen."
,,Kann ich nur zurückgeben. Darf ich?", fragte er und deutete auf die Parkbank. Ich nickte und rückte ein Stück zur Seite.
,,Also, was machst du hier?"
,,Mein Bruder und ich sind von meinen Eltern weggezogen. Vor zwei Wochen ungefähr. Und was machst du hier?", stellte ich die Gegenfrage.
,,Meine Cousine besuchen, bevor ich an die Uni gehe.", antwortete er mir.
,,Yale?" ,,Yale."
Devon ist ein sehr schlauer Mensch, ist sogar der beste Schüler der Schule. Er hat es wirklich verdient.

Danach herrschte Ruhe aber keiner wollte gehen. Er machte seinen Hund von der Leine und ließ ihn auf der Wieso vor uns rumlaufen.

,,Wie gehts Tyler?"
Oh verdammt...
Ich dachte zwar, dass ich alle Tränen verweint habe, aber das war doch nicht der Fall.
,,Leighton? Was ist passiert?", fragte er besorgt.
,,Tyler ist... er hatte... Tyler ist gestorben. Vorgestern. Sein Herz hat nicht mehr mitgemacht."
,,Was?"
Geschockt sah er mich mit seinen großen braunen Augen an. Er und Tyler kennen sich gut. Um ehrlich zu sein, hat Tyler ihn mir vorgestellt. 
,,Tyler hat uns immer verschwiegen, dass er todkrank ist.", erklärte ich mir zittriger Stimme. 
,,Oh Gott..."

Ich sprang auf.
,,Dieser Idiot, warum hat er nichts gesagt...", sagte ich und war plötzlich sehr außer Atem. Fast schon so, als ob ich einen Marathon gelaufen wäre.
Ich stützte mich auf meinen Knien ab und musste mich wirklich beherrschen, nicht zu schnell zu atmen.
,,Er ist wirklich tot?", fragte Devon aber es war rhetorisch gemeint.






,,Du findest den Weg, oder?", fragte ich Devon, der mich vor unsere Haustür gebracht hatte. Wir hatten eine große Runde um das Viertel gemacht, weil wir seinen Hund noch zu ihm nach Hause gebracht haben.
,,Ja klar, keine Sorgen. Mach's gut, Leighton. War schön dich mal wieder gesehen zu haben."
,,Ja, find ich auch. Hab viel Spaß in Yale."

Traurig lächelten wir uns an. Dann holte ich meine Schlüssel aus der Jackentasche und drehte mich um, um die Tür zu öffnen.
,,Leighton?", fragte er und ich drehte mich wieder zu ihm.
,,Ja?"
,,Ich hoffe du weißt, dass ich immer noch Gefühle für dich habe."
,,Devon..."
,,Nein, ist schon gut. Es ist vorbei. Wir sind vorbei. Aber darf ich dich noch ein einziges Mal küssen?"

Was? Das ist ein sehr komischer Wunsch, aber okay, schätze ich. Irgendwie möchte ich selber herausfinden, ob ich noch etwas für ihn empfinde.

Sanft nickte ich.

Devon kam die drei Stufen zu mir rauf und legte sanft seine Lippen auf meine. Obwohl ich bereits auf den Zehenspitzen stand, hob er mich ein wenig hoch, damit der Größenunterschied keine Probleme macht.

In mir explodierte so einiges. Gefühle, die bereits ein Jahr her sind, kamen wieder hoch.
Charles war für kurze Zeit vergessen.
Mit wurde klar, dass auch auch meine Gefühle für Devon nie ganz weg waren.

Ich legte meine Hand an seine Wange. Wir beiden verschmolzen förmlich miteinander. So vertraut habe ich mich schon lange nicht gefühlt.
Jede Sekunde, in der ich ihn küsste, ließ mich die Entscheidung, mich von ihm getrennt zu haben, mehr und mehr Dinge bereuen. Wir hätten es irgendwie hinbekommen, aber es ist zu spät. Er geht an die Uni und ich werde nach Tyler's Wunsch Sängerin.

,,Ich geh sie jetzt- gefunden.", hörte ich Lando aufgebracht sagen.
Devon und ich schreckten auseinander und sahen beschämt in Landos Gesicht.
,,Ja, sie steht vor der Haustür und knutscht mit einem Typen. Ich melde mich, Charles."
Ach verdammt...
Charles, der Mann, für den ich Gefühle entwickelte... jetzt fühle ich mich schlecht.

,,Kennt man sich?", fragte Lando skeptisch und schaute Devon kalt an während er das Handy wegsteckte.
,,Ähm, ich glaube das Vergnügen hatten wir noch nicht. Ich bin Devon, Leighton's Exfreund.", stellte Devon sich vor und reichte meinem Bruder die Hand, die er auch annahm.
,,Ich wollte mich nur noch kurz von ihr verabschieden."
Devon drehte sich ein letztes Mal zu mir und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
,,Viel Glück.", flüsterte er und ich flüsterte ein ,Dir auch' zurück. Dann ließ er mich alleine. Traurig blickte ich ihn nach.

Wir sollten wohl nicht zusammen kommen. Außerdem muss Devon sich auf sein Studium konzentrieren und nicht auf ein Mädchen.

Lando räusperte sich und zog schob mich in das Haus.
,,Du hast mir was zu erklären."
,,Nein, habe ich nicht. Immerhin ist es mein Leben und nicht deins.", meinte ich, zog meine Schuhe aus und ging nach oben.
,,Leighton...", sagte Lando erschöpft. Er war mir wohl nachgegangen.
,,Wir... ich mache mir Sorgen um dich. Wirklich sehr. Du bist meine Schwester, du kannst mir alles sagen und ich bin da, um dich zu beschützen."
,,Wie denn, Lando? Es ist vorbei mit Devon, es ist vorbei mit Tyler es ist einfach vorbei mit allem."
,,Aber nicht mit dir."
,,Weißt du was, vielleicht ist es das auch.", sagte ich mit einer erstaunlich ruhigen Stimme und schloss meine Zimmertür ab.

Komplett am Ende mit den Nerven lehnte ich mich an die Wand und rutschte sie runter. Mein Körper bebte unter meinen Schluchzern. Nichts motivierte mich mehr und so saß ich auch noch drei Stunden später immer noch an dieser Wand. Ich fühlte mich leer ohne ihn.

Obwohl ich in den letzten Wochen nicht mit ihm geredet habe, wusste ich, dass es noch da ist. Jetzt kann ich ihn aber nicht mal mehr sehen, um die Sache auszudiskutieren. Er ist weg.
Er ist verdammt noch mal weg.
Er hat mich ganz alleine gelassen, ich fühle mich so schutzlos.
So verdammt schutzlos.

Losing game (beendet)Where stories live. Discover now