Kapitel 6

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,,So, hier wären wir.", sagte Lando und schaltete den Motor ab.
Carlos hatte uns sein Auto geliehen, damit wir kein Taxi in die Stadt nehmen müssen.

Meine Gedanken aber schweiften immer wieder zu Charles. Während die anderen Fahrer noch eintrafen, haben wir nie die Blicke voneinander abgewendet und trotzdem nicht mit einander geredet.
Ich hatte noch nie so ein schönes Gefühl gehabt, nicht mal mit meinem ersten Freund.
Später hatten Michelle und ich noch ausgemacht, dass wir uns im Hotelrestaurant treffen werden.

Ich öffnete die Tür, stieg aus und machte die Autotür sanft wieder zu. Als Lando das Auto abgeschlossen hatte, gingen wir zu dem Restaurant.
Es war außen mit Girlanden geschmückt und sah ziemlich familiär aus.
Lando hielt mir die Tür auf und ich trat ein. Sofort stieg mir der Geruch von Pizza in die Nase.
Mein Bruder führte mich zu einem Tisch und rückte mir den Stuhl zurecht, bevor er sich selber setzte.

,,Was hast du den letzten Monat eigentlich in deinem Zimmer gemacht? Man hat nichts von dir gehört."
,,Ach, Schlaf nachholen, in Selbstmitleid versinken, das übliche halt. Und du so?"
,,Meetings, Tests, Simulatoren. Kann jetzt alle Strecken auswendig."

Er zwinkere mir zu. Eine Angestellte kam zu uns und nahm unsere Bestellungen auf.

,,Was hast du gemacht während ich im Internat war? Hast du 'ne Freundin?", fragte ich und zog belustigt eine Augenbraue hoch.
,,Nein habe ich nicht. Die letzte wollte einfach nur die Freundin eines Rennfahrers sein."
Er ließ es mit dem Thema und ging zum nächsten über.

,,Was hast du nach der Saison vor?"
,,Musik studieren, Sängerin werden... keine Ahnung aber ich werde auf jeden Fall versuchen für 2020 bei Eurovision mitzumachen."
,,So große Pläne..."- ,,Und du willst immer noch Weltmeister werden?"
,,Das ist richtig.", lachte er. Heute lacht er wirklich viel.

Ich sah meinen Bruder an.
Ein Hauch von Stolz überkam mich. Früher spielte er immer mit Spielzeugautos, kam in ein Kart als er alt genug war und jetzt fährt mein lieber großer Bruder Formel 1.
Ich dachte immer, er sei geistig zurückgeblieben, weil er Autofahren als Sport sah.

,,Was willst du später machen?", unterbrach er die Stille.
,,Michelle und ich treffen uns."
,,George wird auch im Hotel sein."
,,Wir holen ihn in die Runde. Ich glaube, Michelle mag ihn."

Unser Essen wurde gebracht. Vor mir dampfte ein riesiger Teller Pasta. Wir begannen zu essen.
Zwischenzeitlich schweiften meine Gedanken zu Tyler in Bristol.
,,Was ist los?"
,,Ach nichts. Ich frag mich nur, was Tyler gerade macht."
,,Tyler?"
Eine Spur von Spott schwang in seiner Stimme mit.
,,Mein bester Freund. Der arme muss noch bis zu den Märzferien in die Schule gehen und danach gibt es ganz viele Studienreisen. Anstatt etwas sinnvolles zu machen investiert die Schule in sowas..."
,,Bestimmt führt er gerade ein ganz tolles Leben." ,,Ja, bestimmt..."

Lando räusperte sich, legte seine Gabel zur Seite und griff in seine Jackentasche um eine dunkelblaue Schatulle hervor zu holen.
Ich zog eine Augenbraue hoch.
Sweet home Alabama...

,,Du willst mich aber nicht heiraten, oder?"
,,Nein, ich möchte dir etwas schenken. Als Zeichen, dass ich dich immer lieben und beschützen werde."
Er öffnete die Schatulle. Hervor kam eine Silberkette mit einem Dreieck als Anhänger, dessen Basis etwas dicker war.
Sie ist wunderschön...
Lando stand auf und ging hinter mich, um die Kette anzulegen. Die Kälte des Metalls verschwand fast sofort und schon lag die Kette wie eine zweite Haut an meinem Hals.
Bevor Lando sich setzte gab er mir einen Kuss auf die Wange.
Ich nahm den Anhänger in die Hand und betrachtete ihn genauer.
,,Dreh es um.", forderte Lando mich auf.

Ich drehte es rechts rum. Es waren drei Worte eingraviert, die mir etwas zu klein erschienen aber ich konnte sie lesen und niemand anderes soll es tun.
Es waren die Worte ,always and forever, L'.

Gott ist das niedlich.

,,Ich wollte die die Kette schon viel früher geben, aber ich durfte dich nicht besuchen."
,,Ich durfte euch auch nicht besuchen. Mum meinte, es würde dich ablenken."
Mein Bruder schnaubte verächtlich.

So langsam fügten sich einige Dinge zusammen.
Also wollte Lando eigentlich zu mir kommen, durfte es aber außer einem Mal nicht.

Losing game (beendet)Where stories live. Discover now