Kapitel 22

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Langsam öffnete ich die Tür und ging die Treppe runter. Das Licht im Wohnzimmer brannte, also muss Lando da sein.
Er saß auf dem Weißen Sofa, die Arme auf die Knie gestützt und schaute auf den schwarzen Fernseher.

,,Lando?", fragte ich leise. Sofort fuhr er herum und sah mich an. Seine Augen waren angeschwollen und seine Nase gerötet. Er weinte.
Warum weint er?
,,Geht es dir gut?", fragte ich besorgt.
,,Nein. Es wird mir nie gut gehen, wenn ich mir Sorgen um dich machen muss."
,,Das musst du nicht. Hör auf zu weinen."
Lando stand auf und kam auf mich zu. Sanft legte ich meine Hände an seine Wangen und strich die Tränen weg. Dann zog er mich in eine feste Umarmung.
,,Du bist der beste Bruder der Welt, Lando, aber das ich muss ich alleine schaffen. Ich brauche Zeit, okay? Tyler und ich haben fast das halbe Leben miteinander verbracht, es wird dauern, bis ich nur noch an die guten Zeiten zurückdenken kann."
,,Ich weiß."

Ich löste mich wieder von ihm und zog ihn in die Küche.
,,Ich mach uns Nudeln. Die gehen immer."
Schnell füllte ich einen Topf mit Wasser stellte ihn auf den Herd und suchte nach den Nudeln, die ich dann reingab.
,,Wir haben leider keine Tomaten.", informierte ich ihn.
,,Ist nicht schlimm."

Lando öffnete den Kühlschrank und zog eine Tüte Parmesan hervor. Danach holte er Besteck und Teller aus den Schubladen und stellte sie auf den Tisch. Einige Minuten später saßen gegenüber voneinander und aßen unser Essen. Erst jetzt verspürte ich den Hunger, den ich seit Tagen hatte und es wundert mich, wie ich es so lange ohne essen ausgehalten habe.
,,Ich hab übrigens die Informationen für das Rennen bekommen. Für Australien meine ich. Das erste Training ist am 15. aber wir müssen vorher da sein, wegen der Zeitverschiebung. Also fliegen wir schon am 9. mit einem Linienflug. Den Rest überlässt du einfach mir."
Ich nickte abwesend.

Meine Gedanken waren mittlerweile bei meinem Geburtstag, wir würden nicht hier in Bristol sein, wenn das Rennwochenende am 15. beginnt. Mein Geburtstag ist nämlich am 16. März. Am Tag des Qualifyings, wie meine Recherchen ergeben haben. aber was soll's, ein entspannter Abend mit Michelle wird es auch tun.
Apropos Michelle, ich muss mich mal bei ihr melden. Und apropos- apropos Michelle, ich sollte mich vielleicht mal wieder bei meinen Freunden melden.

,,Lando?", fragte ich, als ich die Spülmaschine startete. ,,Kann ich mich demnächst mal mit einigen Freunden treffen?"
,,Oh Gott, wie du mich fragst... als ob ich dein Vater wäre."
,,Ah, Lando, stopp, Kopfkino... na vielen Dank auch..."
,,Um deine Frage zu beantworten, ja kannst du. Sag nur, wann."
,,Danke.", sagte ich und lächelte ihn an. Eine plötzliche Müdigkeit schlug an.
,,Du, Brüderchen, ich geh schlafen. Gute Nacht, hab dich lieb."
Ich ging kurz zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor ich mich in das Badezimmer verkroch, um mich vor meinem Spiegelbild zu erschrecken.
Meine Haut war blass, ich hatte leichte Augenringe und meine Augen waren rot. Wie bei einem Junkie... oh jesus...
Ich nahm mir einige Zeit im Badezimmer, die ich für Gesichtspflege opferte, bis ich wieder einigermaßen normal aussah. Diese paar Stunden zu weinen hat mir echt gut getan. Mit jeder Träne, die ich vergieße, geht es mir eigentlich besser.

Mit einem sanften Lächeln im Gesicht ging ich rauf in mein Zimmer und schnappte mir mein Handy, um meine Freunde zu fragen, ob wir uns mal treffen können.
Fast schon sofort kam eine Antwort von jedem, der noch in Bristol war, und wir vereinbarten uns auf Freitag. Also morgen. Wir hatten vor, den ganzen Tag miteinander zu verbringen.
Die Angst, die ich hatte, war verflogen und ich freute mich wirklich sehr auf einen gemeinsamen Abend mit meinen alten Leuten. Was mich aber am meisten überraschte war, dass Devon, zusammen mit einigen anderen Jungs, ebenfalls zusagte. Sie waren immerhin im Jahrgang über uns, hatten schon seit einem Jahr ihren Abschluss in der Tasche und hatten seither auch nichts mehr mit uns zu tun aber noch bis zum letzten Jahr, waren unsere Jahrgänge sehr gut miteinander klar gekommen. Vielleicht deswegen...

Losing game (beendet)Where stories live. Discover now