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„Verdammt. Ich brauche Hilfe!", rief Yoongi lauthals gegen den Sturm an und kämpfte mit den Tränen.

Sein ganzes Leben über fürchtete er sich vor nichts: keine schlechten Noten in der Schule oder davor, durch die Führerscheinprüfung zu rasseln. Nicht vor einem Korb der allseits angehimmelten Schulschönheit, keine Anzeige wegen einer zu lauten Stereoanlage auf einer Party. Man möchte meinen, alle erdachten Klischees eines Badboys in Min Yoongi wiederzufinden. Der wandelnde Badboy, Fleisch und Blut aller verruchten und rebellischen Fantasien. Aber jetzt war wohl das erste Mal in seinem Leben der Zeitpunkt gekommen, in dem er sich wahrlich bis auf die Knochen ängstigte. Denn mitanzusehen, wie der beste Freund seit Kindheitstagen in tosende, unerbittliche Wassermassen entführt wurde, steckte man nicht so einfach weg.

Niemand tat es.

Yoongi stellte da keine Ausnahme dar.

Sein starrer Griff um das Geländer lockerte sich nicht während er das salzige Wasser aus seinem Gesicht schüttelte und verzweifelt Ausschau nach seinem Freund hielt. Die wütenden Meerwellen gestalteten es allerdings mehr als nur unmöglich, etwas anderes als den peitschenden dunklen Ozean auszumachen. Da war nichts anderes. Yoongi traute sich nicht zu blinzeln aus Furcht, er könne dadurch seinen Freund übersehen. Aber so weit seine Adleraugen auch reichten: da befand sich nichts als wütende Gischt, greller Donner und eiskalter Wind. Die wahrliche Hölle auf Erden. Und mittendrin, irgendwo zwischen der brausenden Naturgewalt, musste ein Mensch um's erbittliche Überleben ringen.

„Jungkook! Kannst du mich hören?"

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„Jungkook! Kannst du mich hören?"

Doch in den Fluten und den erhellenden Blitzen am dunklen Himmel konnte Yoongi nichts sehen, beim besten Willen nicht, egal wie sehr er es versuchte. Und es fuchste ihn. Er war Min fucking Yoongi, der Typ der sich ohne Mühe an die Spitze der Schulhierachie katapultierte und dem die Mädchen reihum zu Fuß lagen. Er scheiterte nicht. Nirgends.

Außer vielleicht jetzt.

Denn am Ende des Tages zählte kein noch so ehrfürchtiger Ruf und noch so viel Mundpropaganda – er war ein Mensch. Und ein Mensch hatte keine Chance gegen die Natur. Tränen der Wut strömten über sein Gesicht und der Regen peitschte ihm so viel weißen Wasserschaum in die Sicht, dass er sich schwer tat, auch nur etwas im Entferntesten zu erkennen. Nur dunkle, verzerrte Schatten tanzten vor seinen Augen.

„Jungkook! Das ist nicht mehr lustig! Antworte, zur Hölle nochmal!", schluchzte er mit klopfendem Herzen und ließ seinen Blick verzweifelt über die tosenden Wellenbrecher wandern in der Hoffnung, er möge wie durch ein Wunder seinen Freund ausmachen. Der Gedanke, gerade in diesem Moment diesen wichtigen Menschen verloren zu haben den er schon sein ganzes Leben lang um sich hatte, drehte ihm den Magen um. Es war so verdammt einfach, etwas zu zerstören. Aber nicht sein bester Freund. Bitte, nicht.

Plötzlich packten ihn zwei feste Griffe an den Schultern und zerrten ihn unsanft nach hinten. Vielleicht gut gemeinte Rettungsversuche, doch für Yoongi nur ein Zeichen, dass er Jungkook völlig verlieren würde: wie sollte er ihn suchen wenn er nicht in der Lage dazu war? Niemand sonst stand doch an der Reling und hielt nach ihm Ausschau!

Ocean Eyes  [MERMAID!AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt