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„Ach du scheiße...", flüsterte er entsetzt und vergrub das Gesicht tief in seinen Händen, um Fassung ringend und wieder am ganzen Körper zitternd. Allerdings diesmal nicht vor Kälte, sondern vor Angst. Er spürte wie sein Herz immer heftiger anfing in seiner Brust zu hämmern bis er sich sicher war, dass sein Gegenüber es längst hören musste. „Meine Familie und Freunde denken ich sei ertrunken!", stieß er mit Tränen in den Augen aus und holte schwerfällig Luft. Womit hatte er das verdient?

„Sie denken ich sei tot...ich sei...oh Gott, Jimin...", schniefte er verzweifelt und raufte sich durch die noch feuchten Haare. Der Gedanke an seinen besten Freund, der sicherlich krank vor Sorge sein musste, tat ihm fürchterlich weh. Es ging Jungkook doch gut, ihm war nichts Schlimmes zugestoßen, aber er konnte es seinen Freunden nicht mitteilen. Sie mussten leiden, obwohl es Jungkook gut ging.

Die ozeanblauen Augen füllten sich mit Gram. „Unmittelbar nach Eurer Genesung werde ich Euch persönlich an das nächstgelegene Festland eskortieren. Auf das Ihr zurück in die Arme Eurer Liebsten geschlossen werdet", versuchte es die kümmerliche Seele zu trösten und hätte den verlorengegangenen Sohn gern in den Arm genommen, wenn man dadurch nur die schillernde Flosse nicht gesehen hätte. Deshalb blieb es versteckt in der Brandung und versuchte ihn mithilfe ihrer geübten Worte zu beruhigen. Gerade da blickte Jungkook auf und blickte die mitfühlende Gestalt mit Tränen in den braunen Augen an.

„N-nein, völlig ausgeschlossen. Ich kann nicht hier sitzen und mir ausmalen, wie schrecklich meine Familie leidet", bat er mit bebenden Lippen. Die kristallblauen Haare schwanken in der verneinenden Gestik und erdrückten den winzigen Hoffnungsschimmer. „Ich bedauere Euren Wunsch nicht erfüllen zu können, jedoch befindet sich Euer Körper nicht in seetüchtiger Verfassung. Sobald Ihr wieder zu Kräften gekommen seid, verlieren wir keine Zeit. Das verspreche ich Euch"

„Alter, ich hab mein Abi und die Uni in nur 5 Jahren hinter mich gebracht", raunte er bockig und verschränkte trotzig die Arme. „Ich hab mich bis Mitternacht durch tonnenweise Hausaufgaben und komplett schwachsinnigen Prüfungsstoff gequält, mir die Gesundheit durch meine permanente Koffeinabhängigkeit ruiniert und trotzdem noch die Zeit gefunden, um an meinen Büchern zu arbeiten", zählte Jungkook die unschönen Erinnerungen auf und rümpfte gereizt die Nase, während er die ozeanblauen Augen herausfordernd anfunkelte. Nein, er hatte viel mehr einstecken müssen als er am Ende dafür bekam und es zeigte, wie unfassbar entschlossen er seine angefangenen Taten zuende brachte. Auch wenn es ihn von Zeit zu Zeit überforderte – was er natürlich niemals zugab.

„Erzähl mir du also nichts von schwacher Verfassung!"

Der Junge hob lediglich eine seiner makellosen Brauen. Abi? Uni? Koffein? Handelte es sich dabei um etwas zum Essen? Vom menschlichen Bildungs- und Schulsystem hatte er nicht den Hauch einer Ahnung. Naja, um ehrlich zu sein traf dies auf alles zu, was mit der Menschenwelt zu tun hatte.

„Wie auch immer. Meine Mutter wird krank vor Sorge sein und mir bis zum Lebensende Hausarrest aufbrummen, wenn ich nicht so bald wie möglich wieder quick lebendig vor ihr stehe", maulte er doch erhielt als Antwort nur ein stummes Kopfschütteln.

Jungkook grummelte gereizt.

„Na schön. Dann schwimm ich eben allein. Ist ja nicht so, als wär ich auf deine Hilfe angewiesen", stieß er stur wie ein kleines Kind aus und wollte aufspringen, jedoch gaben seine Knie unter dem Gewicht nach und er sank kraftlos zurück in den Sand. Von dem anderen blieb ein schlauer Kommentar glücklicherweise aus, sonst hätte er ihm bestimmt nicht nur Sand an den Kopf geworfen. Frustriert hielt sich Jungkook seine Hände vor das blasse Gesicht und fing verzweifelt an zu weinen, sein Kopf schmerzte immer doller und er fühlte sich einfach nur einsam und verlassen unter dieser endlosen Weite. Er war ja so furchtbar weit weg von Zuhause.

Ocean Eyes  [MERMAID!AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt