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Die Erde ist übersät mit den Ruinen von Königreichen, die von sich als unzerstörbare und unvergängliche Herrschaftsgewalten überzeugt waren. Einst vor vielen Tausend Jahren kannten die Reichsgrenzen keine Beschränkung, erstreckten sich soweit es nur die blühende Fantasie vermuten ließ. Vielleicht entsprach ihr kindischer Übermut und die Selbstliebe einer Empfindungslage, die ihre wohlhabenden Lande auslösten: ausreichend Nahrung, reinstes Quellwasser aus den Bergen, ein Volk das den König verehrte und die Mütter ihre Söhne für das royale Heer ziehen ließen, auf das die Kämpfer mit Ruhm und Sieg aus der Schlacht heimkehrten.

Diese Kriegsmentalität, von der Cedric in seinen historischen Büchern las und lernte, erinnerte ihn wohl oder übel an den Kristallpalast, aus dem er mit der Hilfe seines treuen Freundes glückte zu fliehen. Dort unten, unter dem Wellenspiel an dem sich Urlauber unter der warmen Sommersonne erfreuten, barg die mystische Welt weit mehr dieser rabiaten Kampflust als Tae gewillt war, zu erzählen. Am liebsten wollte er alles vergessen, alles Negative das er durchmachen musste, aber das Gedächtnis ließ sich nicht ohne weiteres auf diesen Wunsch ein. Nein. Tae würde nichts vergessen – wollte nichts vergessen. Stempelt man es auch als irrwitzige geistige Umnachtung ab, sich an die Qualen und herzzerreißenden irrationalen Spielchen erinnern zu wollen, jedoch wenn Tae sich seiner gespiegelten Reflektion gegenüberstand und sich der Ehrlichkeit emblößte...er brachte es nicht über sich, auch nur einen Tag in die dunkelste Ecke seines Verstandes zu verdrängen.

Seine Reise, seine Geschichte mit all den guten und schlechten Kapiteln – das machte ihn aus. Machte ihn zu dem, was er war. Was er ist. Zeigte ihm ganz deutlich, ganz klar, dass es eine Zeit gab in der er nichts lieber getan hätte als aufzugeben und dem gepeinigten Körper zu entschlafen. Zeigte ihm heute, im Kreis seiner eigenen Familie und mit wundervollen Kindern, dass es richtig war, an dem seidig kleinen Fünkchen festzuhalten, was nicht bemächtigt war ihn auf sich allein gestellt zurückzulassen.

Hoffnung.

Doch vor einer Angelegenheit wusste er, sich und seinen ausgeprägten Beschützerinstinkt zu bewahren.

„Was hältst du davon, wenn wir später Kakao trinken und Yuki erlauben, eine Stunde länger aufzubleiben?", schlich sich eine bekannte Stimme an Tae's Gedankenwelt heran, wie durch einen dicken Wattebauschen erkannte er die sanfte Tonlage und während sich die ozeanblauen Augen mit einem Blinzeln aus den illusionierten Königsbildern löste und zurück in die Gegenwart fand, weg von den vergoldeten Palastgemächern zurück in seine Gegenwart, schlangen sich von hinten zwei kräftige Arme um seinen Bauch, zogen ihn sachte an die zugehörige Brust und kaum versunken in der Umarmung, spürte er eine flüchtige Berührung auf seiner Wange. So zart wie der Sommerwind die unschuldig weißen Kirschblüten liebkoste. Jungkook küsste ihn. Nicht zum ersten Mal, beim Allmächtigen nein diese Lippen liebkosten bereits unzählige Male die intimsten Körperregionen des ozeanischen Elitekindes, dort wo der Himmel auf Erden wartete erlöst zu werden. Es war ein weiterer Kuss, für den Tae mit Hingabe erkannte, dass er ein weiteres Leben in Dunkelheit und Einsamkeit gewillt wäre zu ertragen, solange am Ende die Liebe dieses einzigartigen Menschen auf ihn warten würde. Dieser Mensch und die Dinge, die er dem Weltenkind zeigen vermochte.

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Ocean Eyes  [MERMAID!AU]Where stories live. Discover now