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Für DiaDissendium und 1287km die immer so lieb und so großzügig kommentieren 😭💙💙💙💙💙
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In der Nacht in der die Stille von klirrenden Schwertern und nackten Angstschreien durchbrochen wurde, verspürte Tae keinerlei Bedürfnis, sich wie die anderen Adeligen oder aufgebrachten Zofen in Sicherheit zu flüchten. Stumm und reglos verweilte er in den zerknüllten Laken, die seine blasse Haut noch um einiges transparenter wirken ließen, während vor seiner geschlossenen Tür ein weltuntergangsähnlicher Zustand herrschte. Chaos überforderte die Bewohner des Palastes, Schreie gellten durch die tobende Masse an Fischmenschen als jeder nur den Gedanken seiner eigenen Sicherheit verfolgte. Achtlos in den Wind geschossene Dienste, außer Acht gelassene Pflichten der Dienerschaft. Durch das vergitterte große Fenster glaubte Tae in seinem weggetretenen Zustand auf die weitläufige Siedlung rund um das Schlossgemäuer blicken zu können. Den Rauch, die Spuren der Verwüstung. Auf die dunklen Schatten, die mit spitzen Schwertern und unkontrollierten Reittieren durch die Straßen jagten und genauso schnell verschwanden, wie sie aus der Dunkelheit auftauchten. Zurück ließen sie brennende Häuser, leblose Körper und Blutströme, die die Böden tränkten. Eltern, die ihre erstochenen Kinder beweinten und den Leichnam in ihren Armen wiegten. Söhne und Töchter, die ihre verblutenden Verwandten vergeblich versuchten zu retten.

Familien, die entzweigerissen wurden. Das schlimmste Verbrechen und die respektloseste Verletzung der Urgesetze.

Tae sah wortlos zu, wie auf sein geliebtes Volk eine grausame Hetzjagd eröffnet wurde. Haie rissen ihre gierigen Mäuler auf und verschlungen ihre Opfer mit einem Happs, bevor sie zu ihren Reitern zurück kehrten und sich zu einer neuen Formierung arrangierten. Die gierige Mordlust, mit der die Dunklen über die Lichten herfielen und sie wie entlaufenes Vieh abschlachteten, prangte zweifellos an ihrer Existenz wie die geschmeidigen Unterkörper.

Tae konnte nicht helfen.

Und aus diesem Grund wünschte er sich, das Schicksal der seinen teilen zu dürfen.

Gnade verdiente er nicht, zumindest nicht wenn man stumm Zeuge dieser Massenmorde wurde. Der Königsspross atmete zittrig aus und schaffte es nicht, die düstere Wolke in seinem Kopf zu vertreiben. Wie Pech klebte sie an ihm, zerstörte jegliches bisschen Hoffnung und erwürgte den keimenden Funken Selbsterhaltungstrieb. Solange, bis der Lichtpunkt verglühte und Tae den Angriff hinnahm. Was sollte er schon dagegen unternehmen? Er war ja nur ein Kind, dem die Seele entstellt und der Körper verschandelt worden war.

Faura, die Tae heute wie auch die vorherigen Male einsam mit seinen Gedanken in dem viel zu großen Schlafgemach allein ließ, verschwendete keine Sorge an den jungen Regenten. Sie gesellte sich mit größter Freude zu ein paar mächtigen Abgeordneten entfernter Provinzen, mit denen sie schon den ein oder anderen Weinkrug an die Lippen setzte. Niemand kannte die Hintergründe der schattenartigen Eindringlinge oder deren Beweggründe, den Hof und die umliegenden Siedlungen fernab des Sonnenlichts heimzusuchen. Wieso stifteten sie ausgerechnet jetzt solche Unruhe? Der lichte Palast brauchte wirklich nicht mehr Aufregungen und Gründe, die eine Auflehnung des Volkes provozieren könnten. Die instabile politische Lage und die Feindseligkeiten mit den Dunklen reichten zur Genüge. Dem Angriff lag keine vorherige Provokation zugrunde, Tae war sich nicht einmal sicher, ob er das alles nicht einfach träumte und die Illusionen realitätsnahe Ängste charakterisierte.

Aber die unerträglichen Schreie, das Flehen nach Hilfe konnte man sich nicht einmal mit dem wirrsten Verstand zusammenspinnen. Es war echt. Die Straßen durchtränkte dunkles Blut und Leichname zierten die einst prächtigen Alleen, in denen übermäßig viele Festlichkeiten bereits stattgefunden haben.

Ocean Eyes  [MERMAID!AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt