Ocean Eyes [MERMAID!AU]

💙 13

„Darf ich das da anfassen?"

„Solange Ihr Euch nicht von Eurer funktionstüchtigen Hand trennen wollt, nein"

„Ach komm schon, was soll denn groß passieren?"

„Die Bedeutung des Wortes nein solltet Ihr in Eurem Alter kennen und respektieren", meinte Tae ernst und ging nicht weiter auf die angestrebten Versuche ein, die der Mensch unternahm um die Erlaubnis zu erhalten, die unzähligen Runen einzeln nachzufahren und deren Schnörkel zu betrachten. Die Aufmerksamkeit gefiel ihm irgendwo schon, das konnte er nicht leugnen, doch Tae fürchtete nicht etwa den Umschwung des menschlichen Gemüts in eine besitzergreifende, lüsterne Haltung. Nein, vielmehr ängstigte ihn der Gedanke, er könne die warmen Finger zu sehr genießen und letztendlich nicht mehr ohne diese Zuneigungsgestiken leben. Vom ersten Moment an fühlte er sich zu dem Menschen hingezogen, auf eine unerklärliche Weise mit dem Wesen aus der fremden Welt verbunden. Das letzte was der Königsspross in seiner misslichen Lage brauchte, war das unstillbare Verlangen nach menschlichen Liebkosungen und anderen Dingen, die es mit ihm anstellen könnte. Man erzählte sich im Palast so allerlei über diese erfindungsfrohen Zweibeiner. In Tae's Alter und der kindlichen Naivität verstand er bei Weitem nicht einmal den Großteil dieser verruchten Sagen, doch auf was er sich einen Reim bilden konnte...

„Dann halt nicht", zuckte Jungkook eingeschnappt mit den Schultern und schwamm weiter, immer abwechselnde Arm- und Beinschläge ausführend. Wie ein Frosch. Was für ihn die normalste Form des Schwimmens darstellte, hatte Tae zu Beginn ihrer Reise ein belustigtes Grinsen in das hübsche Gesicht gezaubert. Und Jungkook, der sich im Klaren darüber war, dass er soeben von einem Fisch ausgelacht wurde, überspielte sein Unbehagen und strampelte hoch erhobenen Hauptes einfach weiter. Er konnte ja nichts dafür, dass ihm statt einem Schwanz zwei Beine gewachsen waren. Einfach das Beste draus machen. Auch wenn es langsam voranging. Sehr langsam.

„Ihr solltet meine Hilfe annehmen und-"

„Nein!", entrüstete sich Jungkook dickköpfig wie er nun mal war und brummte gekränkt. „Ich krieg das allein hin, danke der Nachfrage! Außerdem hab ich dir schon hundertmal gesagt, du sollst mich nicht Siezen!"

Tae, der sich bereits seit den frühen Morgenstunden mit Jungkook schon mehr schlecht als recht über den ruhigen Ozean auf zum Festland kämpfte, seufzte leise und kam nicht umhin, die Sturheit der Menschen zu bemängeln. Selbst in der unterlegenen Position verbot es ihr Stolz, dass sie auf die Hilfe anderer eingingen und ihre Stärke anderweitig nutzten. Der Blauhaarige beschloss sich im Gegenzug zu Jungkook's unhöflichem Verhalten des Vortages einen kleinen Scherz zu erlauben. Dass der Schwarzhaarige schreckhaft war, hatte er schon bemerkt. Langsam umrundete er den merkwürdig strampelnden Menschen, beugte sich zu seinem Ohr und streichelte in einer eher geisterhaften Bewegung über dessen entblößte Hüfte.

„Paddelt ruhig weiter gemächlich vor Euch hin, Jungkook. Das erleichtert die Beutesuche unwahrscheinlich", raunte der Meermensch und unterdrückte ein Grinsen. Jungkook dagegen erkannte den Schalk nicht, sondern riss erschrocken die Augen auf und hielt augenblicklich wild um sich tretend inne. Das salzige Wasser preschte in alle Richtungen und krampfhaft unterband der Mensch ein Wimmern. Tae schlängelte sich mit blinder Leichtigkeit durch die zuckenden Gliedmaßen, tauchte unter dem Körper hinweg und durchbrach auf Jungkook's anderer Seite die Wasseroberfläche. Fiepend sog dieser die frische Seebrise ein und keuchte mit klopfendem Herzen. Meinte er das ernst?

„Ey, v-verarsch mich nicht, Tae. D-du willst mich doch nicht wirklich fressen?", fragte er Angst und Bange während er ein gutes Stück Abstand zwischen sich und den Blauhaarigen brachte. Die eingeflochtenen Perlen schillerten in der Sonne und ja, Tae spielte in einer völlig eigenen Liga, unverkennbar, aber deswegen würde Jungkook nicht kopflos in sein Verderben eilen. Eher würde er sich darauf einlassen, dass Jimin ihn mit einem Mädel nach dem anderen versuchen dürfte zu verkuppeln.