💙 4

1.3K 115 67
                                    


Nach einer Weile schwanden die sorglosen Gesichtszüge des Geretteten und wichen stattdessen einer verzerrten Maske, als er keuchend zu husten begann und das Geschöpf daraufhin seine Flossenschläge verstärkte, sodass beide über Wasser gehalten wurden. Der Wind hatte inzwischen ein wenig nachgelassen, jedoch säumte die Luft noch immer eisige Kälte. Dem Geschöpf, welches so viel geballten Sauerstoff auf einmal nicht ohne Folgen ertrug, wurde ein wenig schwummrig. Es riss sich zusammen. Es musste einfach. Der Mensch in seinen Armen strahlte zu viel Schwäche aus, als dass er sich lange genug über Wasser halten könnte, bis seine Artgenossen ihm zu Hilfe eilten. Wenn es überhaupt passieren würde, denn bislang trieben die zwei als einzige in dem riesigen Ozean.

"Er hat viel Wasser geschluckt", dachte es bitter bei sich aber verspürte große Erleichterung, dass der Zweibeiner aufgewacht war. Für ein paar schrecksame Momente schien es nämlich ganz so, als habe die Natur den erlischenden Kampfgeist niedergerungen und selbst im Keim erstickt. Die Kälte hatte seinem instabilen Kreislauf deutlich zugesetzt, er zitterte am ganzen Körper und seine Zähne klapperten. Die schlimmste Befürchtung des Meerkindes war allerdings die, dass der menschliche Körper an eben dieser Kälte zugrunde gehen könnte, noch bevor er das rettende Land erreichen würde. Oder den trüben Untergrund einer Sandbank. Einer abgelegenen Insel. Irgendetwas.

„F-fuck", bibberte es auf einmal zwischen den wirren Gedankenzügen hindurch und der Gerettete drehte entkräftet seinen Kopf um sich. Orientierungslos. Ohne jegliche Erinnerung, wie er hierher gelangte. Keine Sekunde darauf hatte er sich in seinem halb umnachteten Delirium weitreichend umgewandt, damit seinem Herz sofort der nächste heftige Aussetzer widerfuhr. Mit der Intensität eines fauchenden Blitzes elektrisierte sich sein ganzer Körper bis in die Fingerspitzen, der Verstand zu betäubt um rationale Entscheidungen zu treffen. Den Ernst der Lage, in der er sich befand, rückte komplett außer Reichweite und in den hintersten Fleckchen seines Bewusstseins.

Sein Atem hinterließ kleine Wölkchen in der Luft.

Sein beißender Brustkorb schmerzte abgöttisch.

Die unbarmherzige Kälte in seinen Gliedern schläferte seine Bewegungen ein, lieferte den schwachen Menschen den Launen der Natur schutzlos aus.

Nein, nicht ganz.

Jungkook, der sich nur noch nach seinem Bett und einer Wanne voll Wärmflaschen sehnte, konnte nicht mehr klar denken. Er war gefangen in dem Moment, hypnotisiert von den mysteriösen Trugbildern vor seinem Gesicht. Der Junge mit dem kristallblauem Haar, welches die sanften Gesichtszüge einrahmte und die makellose reine Haut in brüchigem Kontrast leuchten ließ. Die perlenartigen Wassertröpfchen, die das schwache Mondlicht reflektierten und der Erscheinung so viel Schönheit verlieh, dass Jungkook wirklich davon überzeugt war, in einem Traum zu wandeln.

„D-du

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

„D-du...", hauchte er hingerissen von der filigranen und majestätischen Illusion, holte rasselnd Luft und hob unter mühevollem Bangen seine Hand aus dem kalten Wasser, führte sie zärtlich an die gewärmte Wange seines Gegenübers. Und verlor sich dabei in den strahlend blauen Augen, deren Anblick er niemals wieder aus seinem Kopf verbannen würde. Er könnte es nicht. Wie auch? Es musste sich hierbei um einen Traum handeln, denn die Realität kam nicht einfach so auf die irrwitzige Idee, einem gewöhnlichen Menschen wie Jeon Jungkook diese malerische Kreatur zur Rettung zu schicken. Die ozeanblauen Augen rissen ihn mit sich, immer tiefer und tiefer glaubte er zu fallen und sich nicht aus dem Sturz befreien zu können. Er fiel unaufhaltsam.

Ocean Eyes  [MERMAID!AU]Where stories live. Discover now