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„Soll ich ihn in's Bett bringen?", flüsterte Jungkook über die Rückenlehne zu Tae, der gedankenverloren Guiseppe's Erzählungen über Piraten gelauscht hatte. Der Jüngere nickte müde, dankbar für die Unterstützung durch seinen Partner, und gab ihm ein Küsschen auf die Wange.
Herzklopfen.
Schmetterlinge.
Die volle Dröhnung.

Jungkook umrundete das Sofa und ganz vorsichtig nahm er den Jüngsten von seinem Schoß, ließ sich von Tae dessen Deckchen für die Nachtruhe geben und trug ihn anschließend gemächlich in das dunkle Kinderzimmer. Die ozeanblauen Augen, die voller Elan und Leben funkelten, hatten träge geblinzelt und Jungkook gezeigt, dass Tae wirklich erschöpft war – so sehr Tae seine Kinder liebte, jedoch besaß selbst sein Durchhaltevermögen eine Grenze.

„Dadda", gähnte der Kleine als der Schwarzhaarige ihm die Schlafkleidung angezogen hatte. Niedlich rieb er sich die Äuglein, doch sie fielen nur Sekunden später wieder zu und Miles schmollte. „Nicht müdi"

„Oh doch, du bist müdi", erwiderte der Vater. „Na komm, du Rabauke. Sterni ist auch müdi, hm?", schmunzelte Jungkook einfühlsam und bettete ihn angenehm auf das Kissen, breitete das Deckchen über ihn und knippste das wolkenförmige Schlaflicht an, das den Raum in ein sehr angenehm schwaches Licht hüllte. Magisch. „Zeit für die Heija. Küsschen?". Miles nickte anhänglich, gab seinem Daddy wie jeden Abend einen Gute-Nacht-Kuss auf die Wange und gähnte. Leise schlich Jungkook zur Tür und betrachtete den Wonnepropen hingebungsvoll, ehe er das Holz mit einem letzten „Ich hab dich lieb" schloss und zurück in's Wohnzimmer ging. Dort wurde er von dem nächsten ungemein adretten Anblick empfangen, denn Guiseppe las nach wie vor mit seiner brummigen tiefen Stimme die Abenteuer des empathischen Sterngeists vor, der von Piraten gefangen aber von einem Abenteurer befreit wird. Cedric lauschte aufmerksam und stellte einige Fragen die ihm auf der Zunge lagen.

Jungkook's hübscher Gefährte lümmelte ausgestreckt auf dem Sofa, hatte den Kopf gegen die Handfläche gestützt und döste ein wenig in der friedlichen Abendstimmung, Rosie hatte es sich ebenfalls auf dem Sofa gemütlich gemacht und den Kopf so auf Tae's Schoß gebettet, dass er ihr ohne Mühe durch die langen schwarzen Haare kraulen konnte. Ein Bild für die Götter...und Jungkook's Herz setzte kurzzeitig aus, als sein Gefährte auf die kleine Maus lächelte und ihr ein Küsschen auf die Stirn gab.

Das ist meine Familie.

Jungkook hätte nie mehr Stolz und Vaterliebe empfinden können.

Wissenschaftlich lässt sich der Mutterinstinkt unter anderem mit dem Kindchenschema erklären, das von dem Verhaltensforscher Konrad Lorenz aufgestellt wurde. Auf niedliche Gesichtszüge, die als Schlüsselreize wirken, reagieren Menschen und die meisten Tierarten automatisch mit einem Beschützer- und Fürsorgeverhalten, also einer Art Mutterschema. Machte es Jungkook dann nicht auch zu einer Mutterfigur? Schließlich wachte er wie ein Adler über seine fünf Engel.

„Hey, Sternchen", summte er sanft und platzierte einen Kuss auf Tae's Nasenspitze, eine äußerst betörende Weise um ihn aus dem Dämmerschlaf zu wecken. Er rieb sich die Augen und seufzte matt, jedoch zierte ein hinreißendes Lächeln seine rosigen Lippen und er tippte auffordernd auf sie, woraufhin er einen langen und liebevollen Kuss bekam. Küsse waren wohl mit die bezauberndste Sache am Menschsein, denn im Meerreich trug diese Form der Zuneigung keinen allzu hohen Stellenwert. Händchenhalten wurde praktiziert, doch für eine harmoniebedürftige Seele wie Tae brauchte es schon mehr als ein bisschen schüchternes Fingerspiel. Deswegen liebte er es, Mensch zu sein. Als Mensch lebte man nach einer anderen Mentalität, folgte anderen Instinkten. Tiefgründigeren Instinkten. Ständige Nähe. Jungkook, der seinem Gefährten keinen einzigen Tag ohne süße Turteleien füllte, löste sich etwas und streichelte andächtig über seine weiche Wange, die nur zu perfekt in seine Handinnenfläche passte. Sie waren in der Tat füreinander geschaffen, daran hegte er keinerlei Zweifel.

Ocean Eyes  [MERMAID!AU]Where stories live. Discover now