Teil 2

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Das war sowas von gelogen. Nichts an diesen zwei Männern vor mir war gewöhnlich.

Barnes schnaubte und öffnete seine Lederjacke, legte ein kaputtes, wohl mal weißes Shirt darunter frei, was jetzt vollkommen zerrissen und blutig war. An seiner rechten Schulter, die mit seinem normalem Arm entdeckte ich ein Einschussloch. "Wenn du nicht so schwer verletzt bist, dann kannst du oben Duschen, es ist die erste Tür rechts. Alles was du brauchst, findest du darin, ich fürchte nur Klamotten nicht." Steve nickte leicht, "Danke. Wir hatten vielleicht keinen guten Start, aber Danke." Er nahm eine Tasche die neben meinem Sofa stand und die ich bis eben nicht bemerkt hatte, nickte seinem Kameraden zu und verschwand die Treppe hoch. Ich schnappte mir einen Stift und steckte mir damit die Haare hoch, bevor ich die Decke auf dem Sofa ausbreitete und Barnes ansah. "Setz dich, ich seh mir deine Schulter an." Ich hatte Widerworte erwartet, aber zu meiner Überraschung tat er was ich ihm sagte.

Da das Shirt sowieso hin war, schnitt ich es kurzerhand einfach auf und legte die Schusswunde frei. "Verdammt, die Kugel steckt noch drin, sie muss raus. Ich weiß nicht ob ich etwas habe zum betäuben." Ich sah in den Kasten aber der Mann neben mir schüttelte einfach den Kopf, "Hol sie einfach raus. Ich halte das aus." Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Es war nicht das erste mal das ich eine Kugel aus jemandem entfernte, nur das erste Mal das es jemand anderes als ich war.

Ich desinfizierte meine Hände, die Zange und den Bereich um die Wunde, nicht grade ideale Bedingungen, aber besser als nichts. Schließlich konnte ich den Winter Soldier ja nicht einfach in ein Krankenhaus schleppen. "Tut mir leid." Murmelte ich bevor ich zu lange darüber nachdenken konnte und die Zange in die Wunde schob. Bucky ballte seine Metallhand auf seinem Bein zur Faust, mit der anderen griff er mein Shirt. "Verdammt, Weib." Knurrte er, doch ich ließ mich davon nicht beeindrucken und im nächsten Moment hatte ich die Kugel gefunden und entfernt.

Bucky hatte die Augen geschlossen, als ich eine Kompresse auf die Wunde drückte, seine Hand hielt immer noch mein Shirt fest. Mit der freien Hand wühlte ich in dem Kasten und fand endlich die kleine Metallene Sprühflasche. "Das Zeug ist von Stark. Es wird deine Wunde schließen, eine Art Nanotechnik. Ist besser als jeder Verband und du kannst damit Duschen gehen." Erklärte ich obwohl ich nicht wusste ob er mir zuhörte, die Augen hatte er noch immer geschlossen, seine breite Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Er zuckte nicht mal mit der Wimper als ich ihm Tony Starks Wundermittel aufsprühte, obwohl ich wusste das es sich kalt auf der Haut anfühlte.

"Barnes?" Fragte ich leise als er sich nach ein paar Minuten noch immer nicht gerührt hatte, ich konnte auch nicht weg, da er noch immer mein Oberteil festhielt. Vorsichtig berührte ich seine Hand, bevor ich blinzeln konnte hatte er seine Metallhand um meinen Hals geschlossen und war aufgestanden, ein irres glitzern lag in seinen Augen. Obwohl er geschwächt war, schaffte er es das meine Füße ein winziges Stück vom Boden abhoben, als er mich gegen die nächste Wand drückte. "Bucky!" Steve rannte die Treppe runter, "Bucky, nicht!" Beim Klang seiner Stimme blinzelte Barnes, die Luft wurde mir langsam knapp, zwar hätte ich mich befreien können aber ich wollte ihn nicht noch mehr verletzen. Dieser Blick verschwand aus seinen Augen und machte Angst platz, als Steve ihn an der Schulter packte ließ er mich los und ich sackte, luft schnappend, zu boden. Ein raues Husten kam mir über die Lippen.

"Scheiße, das... ich wollte nicht..." Bucky fuhr sich mit der Hand übers stoppelige Kinn.

Ich kannte den Blick den er eben gehabt hatte, ein Geschenk von der Folter und der Gehirnwäsche von Hydra. Ich wusste wie er sich fühlen musste.

Steve kniete neben mir, sah mich besorgt an. "Schon gut. Nichts passiert." Brachte ich hervor und versuchte nicht so angeschlagen zu klingen. "Alles in Ordnung." Sie sahen nicht aus als würden sie mir glauben, mit Steves Hilfe stand ich auf, ich hätte es auch ohne geschafft aber seine ausgestreckte Hand abzulehnen wäre mir fies vorgekommen. Bucky sah mich an, sein Körper war angespannt.

Du weißt genau wie er sich fühlt, (y/n). Du kennst das Gefühl wenn du nicht Herr deiner Gedanken und taten bist. Übelkeit wallte in mir auf, ich kämpfte sie nieder, doch ich konnte kaum ertragen wie die zwei mich ansahen.
Reiß dich zusammen! Du wirst nicht vor ihnen anfangen zu heulen wie ein Baby!

"Es ist wirklich alles in Ordnung. Kannst du ihm zeigen wo das Bad ist? Ich mache inzwischen hier sauber." Vielleicht ahnten sie was in mir vorging, vielleicht brauchten sie aber auch nur einen Moment für sich, nachdem Bucky noch ein 'Es tut mir wirklich leid' gemurmelt hatte, gingen sie nach oben.

Ich wusch mir das Blut von den Händen und biss mir auf die Lippe um zu verhindern das ich schluchzte. Tränen liefen mir heiß über die Wangen. Ich hatte mir geschworen dieses Leben hinter mir zu lassen, doch wieder kam etwas dazwischen. Wütend wischte ich über meine Augen um die Tränen los zu werden und machte mich dran das Blut im Wohnzimmer wegzuwischen, mein Blick fiel auf ein Foto oben auf dem Wohnzimmerschrank. Ein Foto von Grandpa und seiner Kameraden, neben ihm sahen auch Steve Rogers und James Barnes in die Kamera.

Früher hatte ich oft bei Opa Dugan gesessen und das Bild angesehen, während er mir Geschichten über sie erzählte. "Steve Rogers und James Barnes waren mit die Tapfersten und besten Männern, neben denen ich kämpfen durfte." Ich weiß noch wie ich mir als kleines Mädchen gewünscht hatte diesen Helden zu begegnen und jetzt waren sie in meinem Haus.

Ich warf die Lappen zusammen mit der Decke die auf dem Sofa gelegen hatte grade in den Müll als ich Schritte hinter mir hörte. Steve stand im Türrahmen und sah mich an, "Das eben tut mir wirklich leid." Ich winkte ab. "Er wollte es nicht, ich weiß. Ist okay, wirklich. Es ist ja fast nichts passiert."

Hoffentlich machte mein Ton ihm klar das ich nicht weiter darüber reden wollte. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, was seine Muskeln zur geltung brachte, jetzt trug er statt seiner Uniform eine Jeans und ein graues Shirt. Wie Clint und Bucky sah er erschöpft aus, was wohl kein Wunder war, wenn man erst gegen die eigenen Leute und dann gegen Hydra gekämpft hatte.

"Ich habe ein paar Schmerzmittel gefunden, so wie ihr ausseht muss euch jeder Knochen weh tun." Meinte ich und deutete auf eine kleine Dose auf dem Tisch. "Es ist auch noch etwas zu essen im Kühlschrank, nicht viel aber immerhin etwas."
"Du scheinst nicht erschüttert das Barton hier einfach auftaucht und dir uns aufzwingt." Sagte er und schaffte es tatsächlich mir ein lachen zu entlocken. "Ich war schon in verrückteren Situationen. Ich schulde ihm noch was und ihr seht aus als könntet ihr eine Pause vertragen, ich wünschte nur Grandpa würde das noch erleben, es hätte ihn unglaublich gefreut euch wieder zu sehen."

"Ja, dass hätte mich auch gefreut. Er war ein wirklich guter Mann, ein guter Freund." Sagte Steve, während er meinen Blick festhielt. Bucky tauchte neben ihm auf, das lange Haar feucht nach hinten gekämmt. "Das hat er von euch auch immer gesagt." Gab ich leise zu.

Ich schluckte das Gefühl runter nicht genug Zeit mit ihm gehabt zu haben und seufzte. "Bitte esst was, ich geh mir nur etwas anderes anziehen." Dann floh ich nach oben, weg von den Blicken zwei paar blauer Augen.

Zwischen Herz und Verstand Where stories live. Discover now