Teil 3

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Ich schluckte das Gefühl runter nicht genug Zeit mit ihm gehabt zu haben und seufzte. "Bitte esst was, ich geh mir nur etwas anderes anziehen." Dann floh ich nach oben, weg von den Blicken zwei paar blauer Augen.

Oben schlüpfte ich in ein paar Jeans und einen Pullover, obwohl ich wusste das es nicht nötig war legte ich auch das Oberschenkelholster an, in das ich meine Waffe stecken konnte, die ich mit hoch genommen hatte. Ich würde sowieso kein Auge mehr zu bekommen heute, deshalb bezog ich das Bett neu, ebenso das im Gästezimmer. Bevor ich wieder runter ging warf ich einen schnellen Blick in den Spiegel. Auf einem Hals waren ein paar Male zu sehen, doch ich wusste sie würden bald verschwinden.

Ich fand die zwei in der Küche, Sandwiches essend, der Deckel der Schmerzmittel war schräg auf der Dose und ich hoffte sie hatten beide welche genommen.
Was soll ich nur sagen? Sollte ich überhaupt was sagen? Verdammt, ich bin es nicht gewohnt das jemand in meinem Haus ist den ich kaum kenne.
Ich beschloss mir erstmal einen Kaffee zu machen, als wäre alles ganz normal. Sie sind nur Gäste. Gutaussehende, besondere Gäste.

"Ich habe die Betten bezogen, das im Gästezimmer und meins. Ihr seht aus als könntet ihr beide eine Mütze schlaf vertragen. Ich werd in der Zwischenzeit einige Besorgungen machen."

Ich wohnte etwas abseits der Stadt, ohne direkte Nachbarn und wenn Clint so vorsichtig gewesen ist wie ich es vermutete, dann hatte keiner eine Ahnung davon das die zwei hier waren und es war daher ungefährlich wenn ich sie eine Weile allein ließ um einiges zu erledigen.

"Ich kann auch auf dem Sofa schlafen, mach dir keine Umstände." Bucky sah kurz auf und dann zurück auf sein Essen, Steve nickte als wollte er das selbe anbieten. Ich sah mir die zwei großen, starken Männer an und schmunzelte.
"Macht euch nicht lächerlich, das Sofa ist viel zu klein für euch, außerdem seid ihr verletzt. Die Betten werden euch gut tun und ich bin ausgeschlafen. Wir wissen nicht wie lange ihr hier bleiben werdet, also sehen wir zu das es für alle so angenehm wie möglich wird."

"Wenn ihr hinten raus geht, kommt ihr zu einer Scheune, da stehen zwei Autos drin, die Schlüssel stecken. Außerdem sind darin ein paar Trainingsgeräte. Das Gelände ist umzäunt und drum ist Wald, also keine neugierigen Nachbarn. Ich hab auch eine Überwachungsanlage, die Monitore dafür sind im Keller." Ihnen das zu erzählen fiel mir schwer, aber sie waren immerhin die guten. Um ihnen zu Helfen musste ich über meinen Schatten springen und mich etwas öffnen. "Ich weiß nicht genau was bei euch vorgefallen ist, aber geht nicht raus wenn ich nicht da bin. Wahrscheinlich seid ihr es nicht gewohnt so schwach wie ein gewöhnlicher Mensch zu sein, nicht unbesiegbar, aber Clint würde mich umbringen wenn euch was passiert."

"Ja Ma'am." Steve klang ernst, trotzdem lag ein belustigter Ausdruck auf seinem Gesicht. Bucky versuchte nicht zu grinsen und in mir kam die Vermutung auf das es eine Verdammt lange Zeit mit den beiden werden würde.

Nachdem ich meinen Kaffee getrunken hatte und die zwei ins Bett gegangen waren, hatte ich mich auf den Weg in die Stadt gemacht. Ich stellte den alten Truck ab und lief durch die Straßen, die so früh am Morgen noch ziemlich leer waren. Die Waffe hatte ich im Auto gelassen, wollte wie immer nicht in dieser kleinen Stadt auffallen, was schwerer war als es klang.

"(Y/n)! Schon so früh unterwegs?" Mary, eine Frau Mitte sechzig, lächelte freudig als ich ihren Laden betrat. "Was kann ich heute für dich tun?" Das war der größte Lebensmittelladen im Ort, trotzdem kannte sie jeden mit Namen. "Ich werd ein paar Tage besuch von alten Freunden haben und brauche deshalb ein paar Vorräte." Freudig etwas zu tun zu haben, half sie mir alles zusammen zu suchen was man so brauchte und es in ein paar riesige Taschen zu stopfen. "Sind unter den Freunden auch der ein oder andere nette Mann?" Fragte sie als ich an der Kasse stand. Meine Gedanken wanderten zu den Gästen, beide sahen ohne Frage gut aus, groß, sportlich, muskulös und beide mit tollen blauen Augen. "Ach was. Woran du gleich wieder denkst." Sagte ich und sie zwinkerte, "Seid du dich von James getrennt hast bist du ganz alleine in diesem Großen Haus, Mädchen. Du bist jung und hübsch, du solltest dir ein paar Verehrer zulegen." Ich biss die Zähne zusammen beim Gedanken an meinen Ex und daran wie ich ihn mit einer anderen erwischt hatte.

"Vielleicht solltest du mal mit Monty ausgehen, Liebes. Mein Neffe ist ein guter Mann." Ich kannte Monty, es war nicht das erste mal das sie das vorschlug und nicht das erste mal das ich dankend ablehnte. "Danke für deine Hilfe Mary, aber ich muss noch einiges erledigen." Ich schnappte mir die Taschen, schnaubte unter ihrem Gewicht und brachte sie zum Auto bevor Mary versuchen konnte mir noch einen ihrer Neffen anzubieten.

Nachdem ich noch in der Apotheke und einigen anderen Läden war, machte ich mich auf den Weg zurück, es war inzwischen fast Mittag, die Sonne kämpfte sich zwischen ein paar Wolken durch, als wollte sie versuchen mich aufzuheitern.

Immer wieder warf ich Blicke in den Rückspiegel, aber nichts verdächtiges war zu sehen. Keine Spur von Hydra. Beim Gedanken an sie verstärkte sich der Griff ums Lenkrad, ich wollte auf keinen Fall das Hydra den weg hier her fand. Sie würden Bucky und Steve mitnehmen um sonst was mit ihnen zu machen und auch ich wollte nie wieder dorthin zurück. Ich blieb grade vor dem Haus stehen als Bilder meinen Kopf fluteten.

Wir haben großes mit dir vor, (y/n). Du wirst Hydra dabei helfen noch mächtiger zu werden, wirst helfen die zu vernichten die uns im Weg stehen. Das wirst du doch tun, oder? Für mich. Tus für Daddy.

Bittere Galle stieg in mir auf und ich kniff die Augen zusammen um die Bilder zu vertreiben. Das ist vorbei, dass alles ist vorbei. Trotzdem spürte ich noch die Nadeln in meiner Haut, spürte die Hitze die durch meine Adern schoss, als sie wieder ein Serum an mir testeten. Meine eigenen Schreie klingelten in meinen Ohren. Als ich die Augen öffnete sah ich wie schwarze Funken um meine Finger tanzten und atmete tief durch. Ich durfte nicht die Kontrolle verlieren, auf keinen Fall.

Als ich mich gesammelt hatte, stieg ich aus, im selben Moment schwang die Haustür auf und Steve kam die zwei Stufen runter auf mich zu, eine blaue Cap ins Gesicht gezogen. "Hey, (y/n). Lass mich dir helfen, dass sieht schwer aus." Als er eine Tasche nahm und schnaubte versuchte ich nicht zu lachen, ich konnte mir nicht vorstellen wie Machtlos er sich vorkommen musste. Ich hatte ihn nie live im Einsatz gesehen, aber normal wäre es kein Problem für ihn gewesen alle Taschen und wahrscheinlich mich noch dazu zu tragen.

"Danke. Hast du etwas geschlafen?" Er nickte, eine kleine Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen als er mit dem Fuß die Tür aufschob. "Ja, du hattest recht, das hatte ich echt gebraucht. Buck schläft noch, ich glaube die Schmerzmittel haben ihn ganz schön umgehauen." Er hatte aber auch einiges an Blut verloren. "Ich hole noch die anderen Taschen aus dem Wagen." Beschloss er und ich begann alles in die Schränke zu räumen, vielleicht hatte ich doch etwas übertrieben. Als Steve den Rest reingebracht hatte, fing er an die Sachen mit mir zu verstauen.

Ich drehte mich ungünstig um, um noch ein Paket Nudeln vom Tisch zu nehmen und krachte zuerst gegen eine offene Schranktür und dann gegen Steve. "Autsch." Das war peinlich. "Hast du dich verletzt?" Er untersuchte die Stelle an der mein Kopf Bekanntschaft mit dem Schrank gemacht hatte. Da er fast einen Kopf größer war als ich berührte meine Nase fast seine Brust, auf die ich automatisch meine Hände gelegt hatte um mich abzustützen. Seine Finger strichen ganz leicht über meine Kopfhaut, ließen mich schaudern, während sein Geruch mich umhüllte. Er roch ganz leicht nach meinem Duschgel doch darunter...Männlich. Ich wusste nicht wie ich diesen Duft beschreiben sollte, ich wusste nur das er mir gefiel.

Als ich nicht antwortete hob er mit einem Finger mein Kinn, bis ich ihn ansah. "Hast du dich verletzt, (y/n)?" Ich spürte wie das Blut mir in die Wangen schoss. "Nein." Flüsterte ich.

Zwischen Herz und Verstand Where stories live. Discover now