28| Shade - Belangloses

543 44 17
                                    

Nachdem ich mir, unzufrieden mit dem Ende dieses Gesprächs, ein paar Nudeln aufgekocht und Pesto aus einem Schrank gekramt hatte, füllte ich mir eine große Portion auf einen Teller und verschwand ins Arbeitszimmer

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Nachdem ich mir, unzufrieden mit dem Ende dieses Gesprächs, ein paar Nudeln aufgekocht und Pesto aus einem Schrank gekramt hatte, füllte ich mir eine große Portion auf einen Teller und verschwand ins Arbeitszimmer. Obwohl ich mir so etwas wie Urlaub gegönnt hatte, während Tess bei mir war, konnte ich der Arbeit doch nicht entfliehen. Daher hatte ich auch nicht den süßen Anblick der schlafenden Tess genießen können. Stattdessen setzte ich mich vor meinen Schreibtisch und rief meine Sekretärin an, damit sie mich auf den neuesten Stand der Dinge brachte.

Der Grund, warum ich keine Ruhe fand und Cheater mich zu Recht als Arbeitstier betitelte, waren meine Eltern. Obwohl ich mich vollständig von ihnen und ihrer machtsüchtigen Kontrolle abgekapselt hatte, versuchten sie doch mit allen Mitteln mich an die Familie und ihre Firma zu binden. Dass ich ausgezogen war, hatte ihnen überhaupt nicht gefallen. Sie hatten gedroht mir mein Erbe und meinen Platz in der Firma zu versagen, allerdings war ich der einzige, den sie als ihren Nachkommen einsetzen konnten und wollten. Ihr Druck, mich zu erpressen, hatte deshalb keine Wirkung auf mich. Allerdings konnte ich mich nicht vollständig aus der Affäre ziehen, wenn mein Plan funktionieren sollte, musste ich wohl oder übel für sie arbeiten. Bis auf Weiteres blieb mir nichts anderes übrig, als den braven Sohn und Geschäftsmann zu spielen, um sie in Sicherheit zu wiegen. Solange noch nicht jedes Puzzleteil meines Vorhabens an seinem Platz saß, durften sie keinen Verdacht schöpfen, ich musste mich bedeckt halten.

Mitten in der Nacht wurde ich hellhörig und ein herzzerreißendes Schluchzen riss mich aus meiner Arbeit. Ich vernahm Tess Stimme und wie sie mit ihren Eltern telefonierte. Voller Erleichterung, aber auch mit Trauer und Schmerz sprudelten die Worte aus ihr heraus, als sie die Entführung und dessen Ablauf grob schilderte. Tatsächlich ließ sie nichts über ihren Entführer oder den Ort, an dem sie festgehalten wurde, verlauten, was mich durchaus beruhigte. An Stelle dessen versuchte sie mit zittrigem Ton ihre Eltern davon zu überzeugen, dass es ihr für die gegebenen Verhältnisse gut ging und sie niemand verletzte. Die drei Minuten waren jedoch zu schnell vorbei, als dass beide Parteien sich gegenseitig beruhigen konnten. Tess brach mitten im Satz ab, fragte, ob ihre Eltern sie noch hören konnten und verstummte dann für einen kurzen Moment. Kurz darauf vernahm ich wieder ein trauriges Schluchzen. Ein Bild von ihr, wie sie mit verquollenen Augen auf dem Bett saß und vergebens versuchte, mit all dem Geschehenen klarzukommen, erschütterte mich.

Ich zwang mich verbissen meinen Beschützerinstinkt zu ignorieren und sie die vielen Ereignisse und das Chaos, das auf sie einprasselte, allein zu bewältigen. Sie war stark! Und ich hätte sie niemals ausgewählt, wenn sie dem Ganzen nicht gewachsen wäre. Auch wenn ich wusste, dass ich ihr für ihr Alter bereits eine Menge abverlangte. Tess Durchhaltevermögen und ihre unerschütterliche Willensstärke hatten mich restlos überzeugt. Nicht ohne Grund hatte sie sich außerdem den Beruf als Geheimagent für sich als Wunschkarriere ausgesucht. Vom ersten Moment an war sie die erste und einzige Frau, der ich diese Art von Vertrauen schenkte. All meine Hoffnung lag auf ihr und dem, was sie war. Nämlich genau das, was ich brauchte, in vielerlei Hinsicht. Sie war das entscheidende Puzzleteil.

Stolen HeartsWhere stories live. Discover now