32| Tess - Wenn Lügen nicht mehr weiterhelfen

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Im Waldhaus angekommen, wollte ich mich sofort im oberen Stock verkrümeln, da hielt Shade mich auf

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Im Waldhaus angekommen, wollte ich mich sofort im oberen Stock verkrümeln, da hielt Shade mich auf.

„Tess." Bei dem Klang meines Namens aus seinem Mund erfasste mich ein kribbelnder Schauer. „Ich habe nachgedacht." Verwundert wandte ich mich dem Dieb zu und erblickte einen verlegenen Shade, der sich durch die Haare strich und nach den richtigen Worten suchte.

„Worüber?", fragte ich misstrauisch.

„Die Zeit läuft mir davon und je länger ich dich hierbehalte, desto höher wird die Chance, dass die NCA dich findet. Daher—" Hörbar befangen atmete er aus. „— möchte ich gern deine Fragen beantworten, bevor du eine Entscheidung triffst." Wie ein Schlag ins Gesicht trafen mich seine Worte. Es war unglaublich, dass er mir dieses Angebot machte und das vollkommen freiwillig. Ob mein Protest und Fluchtversuch ihn wachgerüttelt hatten? Oder war es tatsächlich die Zeit, die ihm Sorgen bereitete?

„Meine Fragen?", hakte ich unsicher nach.

„Ich gebe dir bis morgen Abend Zeit. Dann klären wir alles, was du wissen willst und die gegebenen Umstände ein für alle Mal." Seine Augen ruhten kurzweilig auf mir, ehe er sich abrupt abwandte und in Richtung Arbeitszimmer verschwand. Mit zittrigen Knien ließ ich mich auf die kalten Treppenstufen sinken. Überfordert versuchte ich zu begreifen, was eben passiert war.

Bereits der ganze Tag war ein einziges Chaos gewesen und nun das. Wollte er wirklich das volle Risiko eingehen und mich einweihen? In dem Wissen, dass ich ihn vielleicht trotz all seiner Gründe für diesen Wahnsinn verraten würde. Unweigerlich fragte ich mich, ob er lebensmüde oder komplett verrückt geworden war. Obwohl ich mich nicht beschweren durfte, da ich ihn lang genug überredet hatte, mich endlich aufzuklären. Doch traute ich mich kaum, dem Ganzen glauben zu schenken. Shade hatte immer einen Joker in der Hinterhand und ließ seine perfekte Fassade nicht ein einziges Mal bröckeln. Würde er mich jetzt also tatsächlich hinter die Kulissen blicken lassen?

Mit gemischten Gefühlen und tausenden von Ideen, welche Frage ich ihm zuerst stellen wollte, machte ich mich auf den Weg nach oben. Ein unbestimmtes Gefühl sagte mir, dass es eine ruhelose Nacht werden würde.

Am späten Abend des nächsten Tages waren wir auf meinen Wunsch hin wieder zum See aufgebrochen. Diesmal hatte Shade eine Decke mitgenommen, während ich in seinen Rucksack ein paar Snacks und Getränke gestopft hatte, damit für Verpflegung gesorgt war. Ich wollte diesen wichtigen Moment nicht wegen eines knurrenden Magens abbrechen müssen. Auf dem Weg zum See ging ich zum einhundertsten Mal meine Fragen im Kopf durch. Die Aufregung war mir sichtlich anzusehen, was Shade belustigt schmunzeln ließ.

Als wir endlich das klare, ruhige Wasser erreichten, breitete meine Begleitung an einer gut gelegenen Stelle die Decke aus. Grinsend bedeutete er mir, mit einem Handzeichen, mich zu setzen, was ich auch tat.

„Also los. Wo sind deine Fragen? Ich will es hinter mich bringen." Obwohl er wusste, mir gleich Rede und Antwort stehen zu müssen, wirkte er gelassen. Fast schon entspannt glitt sein Blick über den in Dunkelheit getauchten See.

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