10 - Wie ein Phönix aus der Asche

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Zögernd betätigte er die Klingel und stützte sich am Türrahmen. Der Unterarm klemmte zwischen Stirn und Rahmen. Seine Fingerspitzen tippten ungeduldig an der Wand.

Ihr Blick wanderte über ihn. Überrascht war sie nicht. Um diese Uhrzeit konnte nur er kommen.
„Cihangir Kaplan.", erwähnte sie verwundert und schränkte die Arme aufeinander.
„Hey", gab dieser halblaut von sich und blickte hinauf. Seine Jacke wurde abgenommen und gehangen.
„Komm rein.", griff sie ihn an der Hand.

Stumm setzte er sich auf der Couch hin. Die Ellenbogen stützte er auf die Knie.
Sima betrachtete seinen Seitenprofil und versuchte den Grund des Besuchs zu verstehen. Die dunklen Haare saßen um diese Uhrzeit noch gut. Zwei Wochen lang hatte sich keiner gemeldet.
„Willst du was zum Trinken?", unterbrach sie die Stille. Kreisend fuhr er über die seine kürzeren Haare. Den sinkenden Kopf richtete er in die Höhe.

„Wie geht's dir so?", redete er an ihr vorbei.
„Momentan ist es stressig. Übermorgen fliege ich nach Sankt Petersburg für ein Shooting. Bei dir?"
„Übermorgen schon?"
Wenn er seine Verträumtheit zur Seite schob und sich um ihre Angelegenheiten kümmerte, war Cihangir liebenswert.
„Wer nachfragt, der erfährt."
„Wie lange dauert das Shooting?"
Er wollte von seinen Gedanken abschweifen.
„Für fünf Tage werde ich weg sein. Meine Familie möchte ich noch besuchen."
„Okay. Gute Reise."
„Danke."
Cihan hielt wieder inne.

Asels letzter Blick war ihm im Kopf hängen geblieben.
„Wirst du mir ins Gesicht blicken können?"
„Ich brauche Zeit, Cihan!"
„Sag nichts. Deine Blicke reden genug.", waren seine letzten Worte.

„Ich bereite uns etwas zum Trinken vor.", gab Sima Bescheid und stand auf.
„Nicht nötig. Ich werde wieder Heim fahren."
„Willst du nicht bleiben?"
„Nein. Setz dich.", wirbelte er sie am Armgelenk zu sich. Rasch fiel sie auf die Ledercouch zu Cihan. Einen Arm legte er um ihre Taille, und Sima schmig sich eng an Cihangir. Über ihren Rücken strich er.
Einen tiefen Schmerz verspürte er im Inneren, den er betäuben wollte. Deshalb war Sima seine Anlaufstelle gewesen.

„Hast du Stoff?"
Er hatte sich geschworen clean zu bleiben, aber eine Stimme in ihn, sehnte sich nach der Abschaltung.
„Mein Bruder hatte etwas vorbeigebracht."
Durch Raif Maksakova hatten sie sich kennengelernt. Er war sein Lieferant gewesen. Irgendwann vermehrten sich die Begegnungen mit Sima und sie trafen sich gelegentlich zum Berauschen. Cihan hörte zwar mit dem Dealen auf, aber der Kontak zu Sima blieb.

Die Blunts rollten sich und Rauch schwebte in der Luft. Die Stimmung lockerte sich.
Das Glas in seiner Hand kippte er in einem Zug leer. Die Eiswürfel klackerten beim Zurücklegen. Der Schmerz wurde vergessen. Mit der Wirkung des Blunts wurde er jedes Mal gesprächiger.

-

Nach einem Termin beim Gericht wurde es Zeit Feierabend zu machen. Zufrieden betrat ich den Parkplatz.
„Frau Atay.", wurde mir nachgerufen.
„Ja, Herr Selimovic?", blieb ich stehen und widmete mich meinem Mandanten.
„Ich wollte mich nochmals bedanken. Dank Ihnen wurde meine Unschuld bewiesen."
Ein Lächeln sandte ich ihm zu.
„Gerne, es ist mein Job."
„Nein Frau Atay... Sie machen es mit Herz und Seele! Wir werden sicherlich noch weiterhin zusammenarbeiten. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag."
Den Kopf hatte ich mir mehr oder weniger für den Fall zerbrochen.
„Vielen Dank. Auf Wiedersehen.", verabschiedete ich mich lächelnd.

Gelassen rief ich Engin an und teilte ihn mein Erfolg mit. Er war ebenfalls erleichtert und lobte mich.
„Wie läuft es mit Ensar, wenn ich fragen darf?", änderte er plötzlich das Thema.
„Ehm... Gut. Engin ich bitte dich darum, dich aus meinen Angelegenheiten rauszuhalten. Ich weiß, dass alles gut gemeint ist, aber..."
„Schon okay. Verstehe dich. Als guter Freund wollte ich nur wissen, wie es ihm geht.", zeigte er Verständnis.
Wir unterhielten uns noch über einen Gerichtstermin und beendeten das Gespräch.
Am Ende der Straße sichtete ich schon mein Appartement. Die letzten Meter folgten.

Gefangen in dirWhere stories live. Discover now