52 - Seit Tag eins

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Es wird nicht immer einfach sein. Aber eine Lösung wird es immer geben...

~demez34



























„Ist es die Liebe oder deine Familie?", klang eine Stimme vom Flur. Den Teeglas platzierte Berat auf Cihangirs Tisch. Dankend sah er hinauf.
Das Antworten nahm Cihangir etwas Zeit ein.
„Beides. Die Liebe gehört auch zur Familie.", philosophierte er und kreuzte die Arme hinter dem Kopf. Beeindruckt blickte Berat ihn an.

„Was's los? Was hat die Anwältin dieses Mal getan?", wollte er wissen.
„Hab bei ihr übernachtet.", gab Cihan prompt zu und brachte seinen Freund zum Verschlucken.
„Was? Du sagtest Asel ist nicht so Eine.", verstand Berat das ganze aus der anderen Perspektive.

„Ist sie auch nicht. In Wirklichkeit war das alles andere außer Romantik. Musste mich wie ein Teenager vor ihrer Familie verstecken und bin eingepennt.", trat Cihan vor. Unlustig war die Situation nicht gewesen.
Das Lachen konnte sich Berat kaum verkneifen.
„Dass ich so eine Geschichte noch höre! Wahnsinnig!", verfiel er in Gelächter.

„Dann hat mich seine Schwester noch ertappt. Naja, immerhin hat sie ein Stück von Asels Apfelkuchen vorbeigebracht... Ich kann nicht mal meinen Mondschein besuchen.", erhob sich Cihan von der Stelle.
„Dein Mondschein? Mh?", wandte sich Berat zu ihm.

„Seit Tag eins.", hielt Cihan seinen Siegelring hoch. Eine Metapher, die nur er verstand. Der Neumond war seit Jahren auf sein Herz graviert. Nicht nur auf den Ring.

Als er in Freie trat und die Wärme auf seiner Haut spürte, schloss er für einen Moment die Augen.
Tief zogen seine Lungen die frische Luft ein.
In jeder Ader fühlte er die Last, die er seit Langem trug. Doch trotzdem fand er jeden Morgen die Kraft zum Aufstehen.

Das Hecheln von Patron entriss ihn aus seinem Tagtraum.
„Na mein Kleiner?", beugte er sich runter und kraulte den Hund. „Zeit für einen Daydate, oder?", vereinbarte Cihan. Der Dobermann kam an die Leine. Das Industriegebiet war nicht weit von den Feldern entfernt. Eine optimale Strecke zum Spazieren erstreckte sich zwischen ihnen.

Spielerisch umkreiste Patron seinen Herren. Nachdem sich Cihan das zweite Mal umdrehte, fiel ihm ein Mann auf, der seit langer Zeit hinter ihm sein müsste. Er verharrte auf der Stelle, seine Hand schnellte zum Hosenbund. Keine Waffe da, denn er hielt sie bei einem Spaziergang nicht als nötig. Er versuchte sich nichts daraus zu machen und setzte sich in Bewegung.

Cihangir mulmiges Gefühl erwies sich als beachtenswert. Ein guter Panter spürt, wenn Schakale in der Nähe sind.
Aus der entgegengesetzten Richtung kamen fünf Herrschaften auf den jungen Kaplan zu. Hinter ihm, drei Südländer. Alle samt Hintermänner der Hashims.

Die Schakale hatten nur auf den richtigen Moment gewartet, um dem Kaplan entgegenzukommen. Manchmal konnte Cihangir seinen Ruf verfluchen.

„Habt ihr Angst allein vor mir aufzutreten?", warf er einen Blick durch die Runde. Wiederwillig begann Patron zu bellen. Seinen Besitzer nahm er zweifellos in Schutz.
„Wir haben vor niemandem Angst. Doch du solltest vielleicht Angst haben.", entgegnete ihm der groß gewachsene Herr. Missfallen lachte Cihan auf. Sein Geduldsfaden könnte jede Sekunde reißen.

„La hawla wa la quwwata illa billah. (Es gibt weder Macht noch Stärke als bei Gott.)", sprach er vor sich hin und versuchte sich zusammenzureißen.

„Du sollst dich unsere Tijara (unser Geschäft) einmischen. Das ist nur eine Erinnerung, Akhi (Bruder.)", ging sein Gegenüber auf das Anliegen ein.
„Ich gönne jedem sein Brot. Es sei denn, ihr vergiftet junge Frankfurter mit eurer Ware. Und wenn ihr in meinem Viertel vertickt, dann fürchtet mich!"

Gefangen in dirحيث تعيش القصص. اكتشف الآن