65 - scharfe Klingen

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Irgendwann wird dich alles konfrontieren, wovor du dich versteckt hast. Alle Worte, die du nicht hören wolltest, wirst du hören. Alle Wunden, die du nicht haben wolltest, werden sich öffnen.
Wir können es nicht meiden verletzt zu werden. Denn es ist auch Teil des Lebens. Sonne und Mond scheinen unterschiedlich zu sein. Doch es ist die Sonne, die dem Mond Licht spendet.

~demez34





















Nach einer Weile blinkte der dunkle Wagen nach rechts.
Die Autobahn verließen sie. Als sie an einer ruhigen Ortschaft angelangt waren, hielt der Maybach am Straßenrand an.

An den breiten Säulen unter einer hoch angelegten Brücke trafen die Anwältin und der mysteriöse Anrufer aufeinander. Ihm wurde die Tür geöffnet. Er schaute sich nach rechts und links um, ging weiter und fixierte Asel.

Wer dieser Mann war, oder was er von ihr wollte, war ungewiss. Mit jedem Schritt wirkte der groß gewachsene Mann bedrohlicher.
Durch nichts ließ sich Asel einschüchtern. Womöglich führte sie momentan ihre Wut und Ungewissheit und nicht ihre Intelligenz.

„Ich habe nicht viel Zeit Asel und komme direkt zur Sache.", raunte der Unbekannte. Seine Stimme reichte aus, um Behagen in der Anwältin zu wecken. Sein Gesicht trug die Lasten und Härte der Jahre mit sich. Eine Narbe teilte seine Braue in zwei Hälften. Hadir Hashim hatte eine Ähnliche, die ihm das Augenlicht letztendlich nahm.

„Wer bist du?", warf sie die blanke Frage in den Raum, nachdem sie tief schluckte.
Einen Moment lang stand er ihren widerwilligen Blicken stand.
Raif... Raif Maksakova."
Er löste sich aus der Position und schlenderte um Asels Achse. Ein kalten Schauer lief ihr den Rücken runter.

„Was du machst, wird mit einer Haftstrafe verurteilt Raif.", vergewisserte Asel und baute sich vor ihm auf.
„Das interessiert mich einen Scheiß!", beugte er sich runter. Sein herbes Parfüm brannte in Asels Lungen. Einen Schritt wich sie nach hinten.
„Was ich dir gleich sagen werde, wird dazu führen, dass du dich von Cihangir trennst.", fuhr er in einem bedrohlichen Ton fort.

„Ach ja?", begann Asel zu lachen. So einen Typen konnte sie nicht ernst nehmen. Obwohl er kriminell und einschüchternd wirkte, ging sie davon aus, dass er Unsinn reden würde.
Ihre lockere Art machte Raif nur wütender. Außerdem roch er nach Alkohol.
Noch ein Grund, um den Abstand zu vergrößern.

„Weißt du, was dein hübscher Freund sonst noch hinter deinem Rücken treibt?", stieß Raif mit verschärfter Miene aus.
„Komm endlich zur Sache! Ich bin dir nicht gefolgt, um dir zuzuhören. Wag so etwas nicht nochmal!", brodelten die Worte aus Asel heraus.

Auf den Unterkiefer biss Raif.
Seine Hand wanderte in die Innentasche seines Sakkos.
„Sei leise Anwältin und hör mir zu!", näherte sich Raif mit offensiver Körpersprache.
Er wirkte total gekränkt. Schwer schluckte Asel. Auf Knopfdruck konnte er gewalttätig werden.

„Cihangir hat meine Schwester geschwängert!", platzte von der nächsten Sekunde zur anderen aus seinem Mund.
Stille. Eine schreiende Stille.
Asel blieb die Luft aus. Ein schwaches „Was?", erging ihr. Paralysiert verlor sie die Sprache.

Als Raif mit Tränen rechnete, verfiel Asel in Gelächter. Das klang zu absurd, um wahr zu sein.

„Das hat Cihan niemals getan.", verteidigte sie ihn skrupellos in seiner Abwesenheit. Sie lachte womöglich aus Wut.
„Cihangir hat Sima geschwängert! Während du mit ihm zusammen warst, hat er es mit meiner Schwester getrieben! Er hat ihre Ehre beschmutzt und deshalb muss er sie heiraten, verdammt nochmal!", verlor Raif die Fassung.

Gefangen in dirDonde viven las historias. Descúbrelo ahora