81 - Die Ozean-Theorie

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Herkes kendi okyanusunda savaşır. Sen ne kadar çabalarsan çabala, kimseyi dalgalardan kurtaramazsın. (Jeder kämpft in seinem eigenen Ozean. Egal wie sehr du dich bemühst, du kannst niemanden von den Wellen retten.)

~demez34































Unerwartet.
Gutes und Schlechtes trifft uns immer unerwartet. So unberechenbar das Leben ist, trifft es uns immer an unseren schwächsten Stellen. Wenn uns die Angelegenheit nicht bewegen würde, wäre sie keine wichtige.
Entweder werden wir mit unseren Liebsten geprüft, oder mit uns selbst.
Es wird schmerzen. Doch du wirst es aushalten.

Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter.
Stunden waren vergangen. Seit Stunden verweilten sie in dem grauen Korridor.
Alles verging. Die Zeiger drehten, Gestalten zogen vorbei, doch ihre Miene blieb in derselben versteinerten Position.

Ensar war im Verhör. In grauen, kahlen Räumen, die Menschen dazu brachten ihr Leben zu hinterfragen.
So wie Ensar. Innerhalb von ein paar Sekunden änderte sich sein Schicksal. Die tiefe Reue fraß ihn impertinent auf. 

Gut, dass ihm seine Schwester beigebracht hat, nicht ohne einem Anwalt Auskunft zu geben. Asel kam und schlug mit juristischen Worten um sich, die ihm seinen Ticket zur Freiheit geben konnten. Weshalb er noch im Verhörraum verrottete, wusste er nicht. Er wollte nur raus.

„Ich weiß nicht, wer es auf uns abgesehen hat, aber diese Schlägerei kommt mir sehr verdächtig vor.", begann Asel irgendwann zu reden.
„Ja, als ob jemand Arda Ulusoy geschickt hätte, um ihn zu provozieren.", kam Cihan ins Grübeln.
Das war nicht die erste Konfrontation mit Arda Ulusoy. Die erste endete mit einer Schlägerei, nachdem sich Ensar die Schuldensumme bei Hadir auslieh.

„So wie Ensar mir erzählte, ist Arda schlagartig auf ihn losgegangen. Jemand soll Arda erzählt haben, dass Ensar mit seiner Schwester eine Nacht verbracht hat. Arda ist natürlich ausgetickt und kam mit der Absicht meinen Bruder zu verprügeln. Und Ensar hat sich verteidigt... Etwas hart natürlich.", fasste Asel zusammen und stand auf. Nach Luft ringend fuhr sie über das Gesicht.

Die Decke starrte sie an - hielt die Luft für einen Moment an - schloss die Augen - eine Träne kullerte runter.
„Er kam aus dem Studio zurück! Hat mir davor noch den Track zugeschickt.", gab sie brüchig wieder. Ihre Stimme könnte jederzeit brechen.

„Asel'im! (Meine Asel!)", umhüllte sie eine geborgene Wärme. In Cihans Halsgrube schmiegte sie sich hilflos.
In der Stille wimmerte sie. Der Schmerz betäubte ihre Seelen. Denn sie waren miteinander verbunden.

Diese Nacht blieb Ensar im Polizeirevier. Wie eine Verräterin fühlte sich Asel als sie allein Heim kehrte. Die ganze Fahrt lang schluchzte sie.
„Hör auf dir Vorwürfe zu machen!", hielt es Cihan nicht mehr aus.
„Was macht Ensar dort? Er ist unschuldig!"
„Du hast das beste daraus gemacht! Ensar wird dort rauskommen.", versprach Cihangir.

Fest umarmten sie sich, bevor sich Asel fort machte. Mit einer belastenden Schwere, die sie beinahe in den Boden drückte, kam sie durch die Tür.
„Wo ist Ensar?", lautete die erste Frage. Rasch war Filiz vom Platz aufgestanden. In den Augen ihrer Tochter suchte sie nach Antworten, die sie nicht fand.

Die Stille war eine Antwort genug.
„Er konnte nicht kommen.", war das einzige, das Asel wiedergeben konnte und zog sich ohne weiteres zu sagen in ihr Zimmer zurück.
Die Tür schloss sie zu. Bevor sie ihrer Trauer die Oberhand gab, packte Asel ihre Gesetzesbücher raus und begann hektisch darin durchzublättern.
So einfach gab sie nicht auf.

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