55 - Ein Schritt in die Dunkelheit

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Wenn wir nicht fallen, können wir nie das Fliegen lernen...

~demez34






























Jeder Schritt fühlte sich falscher an als der andere.
Meine Beine brachten mich voran, doch innerlich verfluchte ich diesen Ort.
Ich wusste nicht wo wir waren. Es war nur dunkel. Der staubige Weg ging in eine Wiese über. Nur die Taschenlampen spendeten uns Licht. Jeder der Sicherheitsmänner, die uns in Schutz nahmen, trugen eine bei sich. Hadirs Schritten stand zu halten, glich einer Herausforderung.
Der ungepflegte Rasen war uneben.

Im Schnelldurchgang schaute ich mich um. Der Mond schien sich hinter den dicken Wolken zu verstecken. Ein paar Sterne funkelten seicht am Himmel. Es war kühler als gewöhnt.
Verärgert stapfte ich mit meinem Stilettos vor mich hin. Die Absätze waren schon verdeckt.

Was zum Teufel suchte ich hier mitten im Nichts mit willkürlichen Männern? Manchmal überschätzte ich meine Gaben wirklich. Diese Männer könnten dich entführen und niemand würde es mitbekommen. Wie konnte ich-

Mit dem Verlieren meines Gleichgewichts, dass durch eine Unebenheit verursacht wurde, unterbrach sich abrupt mein Gedankengang. Erschrocken kreischte ich auf und taumelte nach hinten.
Als ich dachte mit dem Boden vereint zu werden, hielten mich auf einmal zwei starke Arme auf.

Die Luft anhaltend schluckte ich mir den Kloß runter. Mein Herz hämmerte panisch gegen mein Brustkorb. Dieser Weg ist steinig Asel, bist du bereit ihn zu gehen? Die Kosten werden vielleicht so hoch sein, dass du sie nicht zahlen kannst. Vielleicht bist du doch eine feine Dame und kein Koloss.

„Alles in Ordnung?", ertönte die Stimme meines Retters, die auf einmal eine Erinnerung in mir hervorrief.
Weit rissen sich meine Augen auf. Sofort fand ich mich zurecht und löste mich von meinem Retter.
„Sahid?", erkannte ich ihn im Dunkeln wieder. Es handelte sich um ihn, oder? Ich bildete mir nichts ein.

„Das bin tatsächlich ich.", kam im ruhigen Ton zurück. Warum hatte ich mich so sehr gewundert?
Er war Hadirs Neffe. Aber dass er bei der Rettungsaktion auch dabei sein würde, war fragwürdig.

Die ganze Gruppe war wegen mir stehen geblieben.
Verwundert beobachteten die Männer das Geschehen.
„Was ich sagte, stimmte doch Anwältin. Oder? Dieser Ort ist gefährlich.", wandte sich Hadir mir und streckte mir seinen Arm entgegen. Zunächst blickte ich ihn missfallen an, dann hakte ich mich verlegen bei ihm ein.
Seine Art, die einem Gentleman zuzuordnen war, war paradox zu seiner Persönlichkeit.

Ich war froh, als meine Absätzen auf den Zementboden traten. In der Dunkelheit erkannte ich den Umriss einer Fabrikhalle, die wir ansteuerten.
Wo wurden mein Vater und Cihan bloß untergebracht? In welchem Zustand befanden sie sich?
Ich hoffe, sie waren noch heil. Man sagt, die Hoffnung stirbt zuletzt.

Die Wachposten auf dem Gelände umzingelten uns.
Mit Hadir tauschten sie ein paar Worte aus, dann durften wir vorbei.
Tante Nevins Worte fielen mir auf einmal ein.
Unsere Gebete werden immer erhört.
Oh Allmächtiger, beschütze meine Liebsten. Du hast die Kraft dazu und niemand kann gegen deine Bestimmung vorgehen.

Die Tür knarrte beim Öffnen.
Die Kühle umhüllte meinen Körper. Hier war es eiskalt. Wie konnten sie meine Liebsten hier unterbringen?
Zum Glück war ich nicht allein. Ich hatte wirklich Schiss in dieser alten Halle.

Eine Tür ging auf und vier Männer traten hervor.
Auf einmal blieb Hadir stehen.
Ein kurzer Blickduell entstand. Dann ging es weiter.
„Hab gehört, du suchst mich.", öffnete der junge Herr gegenüber das Gespräch. Der Anführer, wie ich aus seiner Haltung entnahm.

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