28 - Über Grenzen hinaus

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Was nie weg war, wird immer wieder hochkommen und deine Gegenwart einholen.

~demez34




























Amtsgericht Frankfurt am Main, 10:43
Mit einer heiteren Hauptverhandung begann der Tag.
Um Betrug handelte es dieses Mal. Der Geschäftspartner meines Mandants zog mehrere Firmen monatelang über den Tisch und floh im Anschluss. Nun war es meine Aufgabe die Unschuld ans Licht zu bringen. Dafür war ich auch bereit 110% zu geben.

„Das Ereignis ergab sich am 3. Dezember. Mein Mandant Adem Bulat befand sich während dem Zeitraum auf einer Geschäftsreise.", begann ich zu reden, als die Reihe zu mir kam. Die Augen lagen auf mir. Adems ganze Hoffnung war ich. Für das Verfahren war er aus dem Gefängnis angereist. Die Schellen saßen an auf seinen Handgelenken.

„Das heißt, die Unterschrift vom angeblichen Inhaber auf den Dokumenten ist gefälscht. Die Urkunde wurde gefälscht und ungültig. Nach weiteren Ermittlungen konnten wir auf den Rechner von Nedim Karabulut zurückgreifen und auf dem Speicher haben wir die Chatverläufe mit seinen Komplizen finden.", fuhr ich fort und hielt sie stolz in die Höhe.

Durch illegale Wege knackten wir den Rechner. Als ich Adems Bruder vorschlug, einen vertrauten Hacker zu anzuheuern, der uns die Beweismittel liefern konnte, hielt er mich als verrückt. Eine Stunde vor der Sitzung fiel mir die brillante Idee ein und wir rannten ins verstaubte Büro des Unternehmens.
Der Hacker war Adis, um genauer zu sein. Ensars Kumpel.

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Mit gutem Gewissen verließen wir den Gerichtssaal. Adems Bruder eilte mir nach und fragte, wie es weitergehen würde.
„Die Staatsanwaltschaft wird die Speicherkarte untersuchen und dann wird Adem mit großer Wahrscheinlichkeit entlassen. Felsenfeste Beweise haben wir.", munterte ich die Familie auf. Erleichtert erhob die Mutter die Hände in die Höhe und sprach:
„Sen bize yardım et Yarabbim! (Helfe uns lieber Gott!)" aus.

„Ediyor anne. Aseli gönderdi bize! (Er hilft uns Mama. Asel wurde uns geschickt!)", deutete der jüngere Sohn auf mich. Das liebte ich an meinem Beruf: Ich konnte Menschen helfen. Zufrieden lächelte ich und bedankte mich. Ich hätte mich mit der Familie unterhalten, wenn nicht mein nächster Termin anstehen würde.

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Niemand war weit und breit in Sicht. Aus der Werkstatt kamen Geräusche, mehr nicht. Langsam tastete ich mich in das Innere hinein. Wo steckte Cihan? Pünktlich war ich gekommen!

Ein lautes Bellen brachte mich zum Zucken und mein Herz rutschte unmittelbar in die Hosentasche. Aus der Ecke kam ein schwarzer Hund rennend auf mich zu. Patron, besser gesagt.
Panik schoss mir hoch. Ich rechnete schon mit dem Schlimmsten.
„Patron!", ertönte entgültig eine strenge Stimme.

Der Dobermann blieb wie auf Kommando vor mir stehen. Erleichtert atmete ich aus.
Den Tennisball zwischen den scharfen Zähnen, ließ er zu mir rollen und symbolisierte die Bereitschaft auf ein Spiel.
Erwartungsvoll hechelte mich der Hund an und wartete, dass ich ich der Bitte nachging. Zögerlich nahm ich den Ball in die Hand und warf ihn die Ferne. Motiviert sprinteten seine kräftigen Beine los.

In der Zwischenzeit tauchte der Besitzer auf.
„Tut mir leid. Ich konnte ihn nicht aufhalten.", holte mich Cihangir ab und führte uns ins Büro.
Einem Parfümschwaden folgte ich. Cihan schien das Flacon großzügig aufzubrauchen. Kritisch musterte ich seinen Rücken. Ein weißes slim-fit Hemd umhüllte seinen Körper, dieser sich an bestimmten Stellen spannte.

Gefangen in dirWhere stories live. Discover now