35 - Zu Asche niedergebrannt

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Wer nichts mehr zu verlieren hat, wird siegen. Denn die Angst zu verlieren, hält uns in unseren Grenzen.

~demez34



























Als Sieger aus dem Kampf zurückzukehren, erforderte Mut und Stärke.
Jeder will der Gewinner sein, aber nicht jeder hat die nötigen Voraussetzungen dafür. Wer nichts mehr zu verlieren hat, wird siegen. Denn die Angst zu verlieren, hält uns in unseren Grenzen.

Die eingekehrte Stille brachte Fragen mit sich.
Den jungen Atay und Kaplan beieinander zu sehen, glich einem unrealistischem Traum.
Ensar Schritte entfernten ihn von seinen Problemen, doch führten ihn zu größeren Fragezeichen.

Wie konnte mich Cihan abi finden?
Wieso hat er das getan?
Woher hat er das Geld gefunden?
Hat er tatsächlich Hadir Hashim ein blindes Auge verpasst?
Wohin bringt er mich?

Sein Gedankenstrom stoppte, als Cihangir vor der Tür seine Colt abholte. Waffen deuteten nie auf etwas Gutes.
Selbst wenn Ensar Pistolen selbst in der Hand hielt, taugten ihm diese Dinger nichts Gutes. 
Einerseits fand ihn die Erleichterung und andrerseits die Skepsis.
Die Wachposten durchforsteten das Gefahrenmagnet mit kalten Blicken.

Die Männer im Hof, die Cihan begleiteten, durchforsteten Ensar mit zufriedenem Gesichtsausdruck. Ihr Boss glich ganz wie sein Nachname einem ehrgeizigen Raubtier. Er nahm was er wollte.

Drei SUVs und eine Truppe von Männern - angekommen für Ensar. Sie repräsentierten den starken Rücken von Cihangir Kaplan.
„En büyük Cihan abimiz! (Der Größte ist unser Cihan abi!)", gratulierte einer von ihnen in heiterer Stimmung. Eine dankende Geste machte Cihan mit der Hand und legte sie auf die Brust.

„Benimle gel bakıyım aslanım. (Komm mit mir mein Löwe.)", legte Cihan einen Arm um Ensar und passte sich seiner Geschwindigkeit an.
„Nereye? (Wohin?)"
„Merak etme. (Mach dir keine Sorgen.)"
Beeindruckt musterte Ensar die protzige G-Klasse. Die Tür wurde ihm persönlich geöffnet.

Ohne weitere Fragen zu stellen, befolgte er Cihans Anweisung. Mulmig lief es ihn im Magen an, als er sich auf dem Beifahrersitz niederließ. Unwissend, wohin die Reise führte, begab er sich auf sie. Eine andere Wahl blieb ihm sowieso nicht.
Auch, wenn Cihan Asels Bruder mit der Summe befreite, fühlte er sich wie Hadir es andeutete, abgekauft. Mit eigener Arbeit sollte er den Betrag zahlen.

So hat er sich den Deal nicht vorgestellt. Dieser Cihan tauchte überall auf. Verdächtig oft...

Das große Tor schob sich auf und die Wägen fuhren raus aus dem Grundstück. Vom Rückspiegel warf Ensar einen Blick auf die Männer zu, die ihnen folgten. Erst als sie den Feldweg verließen und auf die Autobahn fuhren, fühlte Ensar die Freiheit, die ihm heute verliehen wurde.
„Rahat mısın? (Sitzt du bequem?)", öffnete der Fahrer das Gespräch. Ein kurzes Nicken gab Ensar von sich. Nervös waren seine Finger ineinander verhakt.

Er wusste weder was er sagen sollte, noch was er tun sollte. Fremd waren sie sich nicht. Der beste Freund seines Bruders war er gewesen. In ihrer Kindheit spielten sie jedes Wochenende Fußball miteinander.
Gemeinsam saßen sie am Tisch, teilten sich das Brot. Die Pfannkuchen seiner Tante Filiz mochte er besonders gern, soviel sich Ensar erinnerte.

Seine heimlichen Spaziergänge mit Asel spürte er irgendwann auf. Sogar einmal bekam Ensar mit, wie Cihan seiner Schwester eine Blume hinter dem Ohr klemmte und ihr den selbst gemachten Blumenstrauß schenkte. Cihan bedeutete Ensar einst, weil sie wie Brüder aufwuchsen und die junge Asel wohl ihr Herz an ihm verlor.

Gefangen in dirWhere stories live. Discover now