42 - Verbundene Seelen

1.2K 77 186
                                    

Wenn zwei Seelen miteinander verbunden sind, werden sie die Liebe zueinander fühlen, selbst wenn der Tod sie voneinander trennen würde...

demez34



































Amtsgericht Frankfurt, 13:20 Uhr
Die Spannung stieg in die Höhe, als der Staatsanwalt den Gerichtssaal betrat und einen kurzen Blick über die Runde würgte.
Adem sandte mir einen unsicheren Blick zu, worauf ich mit einem selbstbewussten Lächeln reagierte.

Die Familie meines Mandaten verfolgte unter tausend Emotionen das Verfahren.
Der Staatsanwalt teilte mit, dass die eingereichten Beweismittel untersucht wurden und wirksam im Gerichtsprozess eingesetzt werden konnten.

Immer wieder huschte mein Blick auf die Kleine Songül. Adems Schwester. Vielleicht war sie sieben Jahre alt.
Das Leuchten in diesen Augen durfte nicht erlöschen. Das kleine Plüscheinhorn in ihrer Hand umklammerte sie ganz fest mit ihren kleinen Fingern.

Gänsehaut kam mir auf. Der Moment, als mein Vater selbst festgenommen und zu Gericht geführt wurde, kam mir vor die Augen.
Ich war noch kleine Grundschülerin. Mit Jammern und Tränen überredete ich meine Mutter dazu, das Verfahren zu verfolgen. Zu Unschuld wurde mein Vater verurteilt.

Sein Partner floh ins Ausland und die Schuld schob er auf meinen Vater. Genau wie bei meinem Mandaten. Ich erinnerte mich noch gut an die Worte, die Ertan damals sagte: „Eines Tage werde ich Anwalt, und niemand wird dich festnehmen können!"

Adem Bulats Unschuld kam unter das Licht und der Gerichtsprozess schloss sich nach Monaten ab.
Kaum verließ ich das Gerichtssaal, fiel die Mutter meines Mandaten um meinen Hals. Weinerlich bedankte sie sich bei mir.

„Allah ne muradın varsa erdirsin! (Gott soll dir erfüllen, was immer du dir auch wünschst!)", erwähnte sie im Anschluss. Während dem Ermittlungsprozess war ich der Familie ans Herz gewachsen.

„Asel?", klang eine helle Stimme neben mir. Die leuchtenden Augen fanden zu meinen.
„Ja, Songül?", beugte ich mich runter, um auf Augenhöhe mit meiner Gesprächspartnerin zu kommen. „Ich will dir das schenken! Lilo bringt mir immer Glück.", streckte sie mir das kleine Einhorn entgegen.

Mein Herz schmolz regelrecht vor sich hin.
„Aber dann bringt dir Lilo kein Glück mehr."
Gleichgültig zuckte sie mit den Schultern.
„Mein Bruder hatte mir das geschenkt. Er kann mir einen zweiten kaufen, wenn er aus dem Gefängnis rauskommt!", begann ihr Gesicht zu strahlen. Liebevoll fuhr ich über ihre hellbraunen Löckchen. Ich vergewisserte, dass der Einhorn bei ihr bleiben sollte und verabschiedete mich von der Kleinen.

Mit einem großen Lächeln betrat ich das Freie. Songüls großzügige Geste hatte mir den Tag versüßt. Schnurstracks machte ich mich auf zur Kanzlei.
Auf dem Weg rief ich Naima an, da ich heute einen wichtigen Brief empfangen würde.
„Der Brief ist nicht angekommen, aber dafür ein Mann.", löste Naima Verwirrung in mir auf.
War etwa - Nein...
Cihan kannte Naima schon.

„Ich habe ihm erklärt, dass du nicht in der Kanzlei bist. Da meinte er, dass er Zeit hat. Ein südländischer Mann, ende vierzig vielleicht. Dunkle kurze Haare. Nicht besonders groß. Etwas seltsam.", beschrieb sie den Unbekannten. Mit wem habe ich es dieses Mal zu tun? Seufzend blies ich die Luft aus.

Mit mulmigem Gefühl stieg ich die Treppen auf.
In meinem Büro soll der Besucher auf mich warten.
Durch die offene Tür erblickte ich den Rücken des Besuchers und erkannte im selben Moment um wen es sich handelte. Paralysiert erstarrte ich auf dem Fleck.
„Asel Atay!", erwähnte er munter meinen Namen. Sein Blick glitt über meine Silhouette.

Gefangen in dirWhere stories live. Discover now