82 - Der Preis der Liebe

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- Kann man sich bewusst ins
Feuer werfen?

+ Und zwar ohne nachzudenken.
Mit dem Gedanken, dass es nicht
wehtun wird.



























Frankfurt Westend, nachts
Sein Kopf lag auf ihrem Schoß.
In den Schlaf verfiel er vor einer halben Stunde.
Wiederholt fuhr ihre ruhige Hand über seinen Kopf. Die andere Hand lag in seiner, die mit einer Bandage behandelt wurde, nachdem Cihan seine Knöchel aufschlürfte.

Der Moment ging ihr nicht vor den Augen. Der Moment als Cihan auf Ardans Tod schwor. Seine Wut, der Hass und der Grimm.
Der Tod war keine Angelegenheit, die unterschätzt werden sollte.

Niemand sollte ihretwegen sterben. Weder Cihangir, noch Ardan. Der Tod wäre außerdem eine zu einfache Strafe für ihn. Nach all den Dingen, die er angestellt hat, erst recht.
Seind Bruder Rashid wollte Cihangir das Leben nehmen. Und er selbst versucht ihm das Leben zur Hölle zu machen.

Die Nächsten deines Gegners anzugreifen ist eine altbewährte Taktik, die immer funktionierte. Doch Ardan hat ein großes Detail unterschätzt: die Künste einer verbissenen Anwältin. Sie könnte jetzt sein Buch zu Ende schreiben. Die Fähigkeit besaß sie.

Etwas hielt sie trotz allem auf. Vielleicht ihre Vernunft. Oder ihre Angst. Wie Dominosteine würde Ardans Festnahme eine Kettenreaktion lösen. Das Denken belastete sie.

Die Uhren zeigten auf 23 Uhr.
Schwer überzeugte Asel ihren Verlobten davon, seine Jungs zu mobilisieren, und Richtung Ardan aufzuziehen.
Keine Unruhen vor der Hochzeit nahm sie sich vor. Asel wollte die Ruhe im Leben, doch wusste genauso, dass dieser Traum passé in ihrem neuen Lebensabschnitt sein würde.

Ihre Liebe war groß. Doch wie würde ihr Leben als Frau eines Teilzeit-Kriminellen aussehen?
Wie gegensätzlich es zu ihrer Ideologie doch klang...
Sie studierte Jahrelang, änderte sich von einem Ghettomädchen zu einer Geschäftsfrau. Und all das, um am Ende den Sohn eines Kriminellen zu heiraten?

Schwer atmete sie die Luft ein und blinzelte mehrmals. Ihre Sicht war verschwommen. Die Hand von Cihan lösend wischte sie die Träne, die bereit war herunterzukullern.
Ohne Cihans Komfort zu stören erhob sie sich von der Stelle. Ins Badezimmer verschwand sie.
Mehrmals ließ sie Wasser über ihre Hände laufen.

Die Erbitterung in ihr saß wie ein Feuer, das sie langsam niederbrannte.
Ihr unschuldiger Bruder, der nicht einmal Ardans Existenz kannte, büßte für seine Rachsucht. Asel ertrug einiges. Aber eine Träne ihres Bruders trug die Macht einer Kugel.
Ihr Herz fühlte sich durchsiebt an. Wie viele Kugel nahm sie für ihre Liebsten auf? Und wie viele konnte sie noch ertragen?

Schwer atmend verließ sie das Badezimmer. Ihre Tasche suchte sie. Wen sie im Moment brauchte, wusste sie ganz genau.
Bevor sich Asel aus dem Staub machte, schaute sie bei Cihan vorbei. Er schlief.

Langsam beugte sie sich herunter und platzierte einen hauchzarten Kuss auf seine Wange. Sie war warm.
„Her şey güzel olacak! (Alles wird gut sein!)", wisperte sie zum Abschied.

Den zweiten Hausschlüssel nahm sie beim Gehen mit. Er gehörte nun ihr. Und Cihan wäre nicht Cihan, wenn er keinen Mond-Anhänger an den Schlüsselbund drangemacht hätte.


Es war sehr spät geworden.
Trotz allem versuchte Asel ihr Glück und wählte seine Nummer. Er war ebenfalls wach.
Die zwei Freunde fanden zur späten Stunde zueinander. Er wirkte verhärmt. In der Nacht arbeitete er mal wieder durch. Kaffeetassen waren auf dem Tisch aneinandergereiht.

Gefangen in dirWhere stories live. Discover now