85 - Irgendwann, aber nicht heute

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Ich habe nach diesen Augen gesucht, die bei jedem Anblick die Flammen in mir erloschen.

~ demez34





































Man sagte mir, dass sich gute Menschen früh aus dieser Welt verabschieden.
Ein guter Mensch zu sein ist eine Lebensaufgabe, die nicht jedem zugeteilt wird. Die Auserwählten sind besondere, weise Menschen, die ganz viel Erfolg im Leben erreicht haben und auch viele Hürden überwunden haben.

Ich wollte nicht, dass gute Menschen aus dieser Welt verschwanden. Sie sollten bleiben und mit dem Tropfen Barmherzigkeit, das sie besitzen, diese Welt erhellen. Denn diese Welt war schon dunkel genug. Verdunkelte Seelen färbten diese Welt.

Die Guten glichen Pfeiler, die die Menschheit aufrecht hielten.
Ich wollte, dass gute Menschen blieben. Ich wollte, dass Seyit Atay seinen letzten Atemzug nicht heute gab.
Irgendwann, aber nicht heute.

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Es sind die schweren Zeiten, die Zeigen, wer deine wahren Freunde sind. Durch schwere Zeiten wachsen Menschen zusammen, oder sie gehen komplett auseinander.

Die Minuten vergingen nicht.
Jeder Krankenhausbesuch missfiel ihm. Sie weckten Emotionen in ihm, die ihn seelisch auf die Folter brachten.
Deshalb floh er ins Freie. Die angenehme, dennoch warme Nachtluft verhalf ihm einen freien Kopf zu bekommen.

Auf der Bank verweilte er allein.
Irgendeine Stimme in ihm wusste schon am morgen, dass etwas unerwartetes heute passieren würde. Das war Cihangir Kaplans Leben. Niemals wurde es still.
Es wäre ungewohnt, wenn kein sich Drama oder Ereignis ergab. Er war bereit gegen alles gewesen. Aber Seyits Vorfall traf ihn unerwartet.

Er erfüllte seinen Wunsch, das junge Paar miteinander zu vermahlen, in Kooperation mit Nevin, doch war es nicht zu früh für einen Abschied? Gott weiß alles am besten, aber Menschen haben Fragen und Zweifel.

Cihan hat auch Fragen und Zweifel gehabt. Weit mehr als das. Und nun war er verheiratet mit der Frau seiner Träume.
Immer wenn er versonnen auf einen Punkt starrte, begann er seinen Ring hin und her zu drehen. Lächelnd betrachtete er seinen Verlobungsring.

Mit Asel begann ein neues Kapitel in Cihangirs Leben. Er lies all das hinter sich, was ihn daran hinderte ein reifer Mann zu sein. Und als Gegenzug für die Opfer, die er gab, bekam er seine Traumfrau.
Die benebelten Nächte, das leere frauenreiche Leben, die impulsiven Charakterzüge, waren von nun an Vergangenheit.

Und es fühlte sich verdammt gut an.
Cihangir fühlte sich wie Cihangir.
Hinter einem starken Mann steckt eine starke Frau.
Frauen inspirieren Männer. Und umgekehrt genauso. Ein Leben lang sucht jeder nach seiner oder ihrer besseren Hälfte.

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„Asel?", vernahm ich eine sanftmütige Stimme, die mich versuchte aufzuwecken. Vorsichtig wurde ich an der Schulter berührt.
Wann war ich eingeschlafen? Zuletzt starrte ich auf die kahle Decke.
„Cihan?", murmelte ich vor mich hin. Als mir einfiel, dass ich mich im Krankenhaus befand, fand ich zu mir.

„Was ist passiert?", erhob ich mich rasch von der Stelle. Beinahe wäre ich umgefallen, da mir schwindelig durch das schnelle Aufstehen wurde. Cihan gab mir Halt und erhob müde die Mundwinkel.
„Nichts Schlimmes, Hayate!"
Wie mir Cihan mitteilte war mein Opa aufgewacht. Bei Bewusstsein blieb er nicht lange und er müsse sich ausruhen.

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