70 - Weißes Brautkleid

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Am Ende passiert das, was sowieso passieren sollte. Vertraue auf die Zeit...

~demez34























Immer wieder rutschte mein Blick auf den Beifahrer. Eines der seltsamsten Gespräche hatten wir miteinander geführt.
Der Tag war lang für uns beide gewesen. Und Cihan saß mittlerweile mit geschlossenen Augen da. Ich hoffte, er schlief nicht ein. Bis Frankfurt Westend dauerte es noch eine Weile.

Ich erinnerte ihn daran, dass er wach bleiben sollte. Mit „Hm-hm", stimmte er zu und drehte sich um.
Eigentlich müsste ich auch todmüde sein, doch das Adrenalin kickte in mein Nervensystem wie ein Wachmacher.
Du hast einem Mann ernsthaft einen Antrag gemacht. So stellte ich mir das nie vor. Aber unser Leben war weit vom Normalismus entfernt.


Vor der Hausnummer 77 endete die Fahrt.
Auf meine Ansage, dass wir ankamen, reagierte Cihan nicht.
Wie ein Baby schlief er. Lächelnd wandte ich meine Blicke von ihm ab.
Die Beifahrertür machte ich auf. Irgendwie versuchte ich Cihan aus meinem Wagen raus zu bekommen.

„Uyan hadi! (Wach jetzt auf!)", bat ich.
Total neben der Spur stieg er aus und fiel beinahe um. In letzter Sekunde fing ich ihn auf. Fest umschlossen seine Arme mich. Ich hakte mich bei Cihan ein und führte ihn entlang.
„Dikkat! (Vorsicht!)", machte ich ihn auf die Treppenstufe aufmerksam.

Die erste Hürde überkamen wir. Nun kam der Part mit dem Aufzug. Etwas Unklares murmelte er vor sich hin.
So etwas wie, dass ihm schwindelig war, hörte ich.
„Gleich haben wir's geschafft.", sagte ich in der Hoffnung, dass er mich verstand.

In welchem Zustand waren wir nun angekommen?
Ich war fest davon überzeugt, dass Cihan etwas getrunken hatte.
Ermüdet stützte er seinen Kopf auf meine Schulter. Schwer hielt er sich auf seinen Beinen. Seine Hand legte sich um meinen Nacken. Ineinander verschlungen fuhren wir mit dem Aufzug hoch. Seinen Herzschlag spürte ich.

„Du riechst wundervoll.", flüsterte mir Cihan zu.
Mein Gesicht erhellte.
Wie nahm er meinen Duft wahr, während mich sein Parfüm umhüllte?

„Weißt du, was ich dir heute im Wald sagen wollte?", erhob er den Kopf.
„Was?"
Vielleicht lagen zwei Zentimeter zwischen uns.
„Dass du eine Egoistin bist... Aber das hätte nur meine Wut widerspiegelt."
Cihans Gesicht schwebte über meinem. „Ich wollte sagen, dass du wundervoll bist. Nur dein Stolz ist größer als der Mount Everest."

Mount Everest? Sogar in dem Moment konnte er witzig sein.
Die Aufzugstür schob sich zur Seite.
Ich versuchte mich zu bewegen, doch es war unmöglich während Cihan vor mir stand.

„Wir müssen raus."
Seufzend setzte er sich in Bewegung.
Den Schlüssel bekam ich in die Hand gedrückt. Das Licht machte ich an.
„Ziehe die Schuhe aus."
„Ich muss mich hinlegen.", meinte er und ging weiter. Ihm drehte der Kopf. Auf dem Sofa ließ ich Cihan ab.

Schmerzerfüllt zog er das Gesicht zusammen.
„Mein Kopf explodiert gleich!", beklagte er sich.
„Was hast du getrunken?", kreuzte ich die Arme aufeinander.
„Nur Wasser. Und einen Cocktail. Aber ich habe kaum geschlafen."
Eine Kopfschmerztablette würde ihm gut tun. Mit ein Glas Wasser und einer Tablette kam ich aus der Küche zurück.

Dankend nahm er es entgegen. Als er das Glas zurücklegen wollte, kippte der ganze Inhalt über.
„Cihan!"
Was erwartete ich auch? Meine Unterstützung kam zu spät. Über sein nasses Hemd begann er zu lachen.
„Ich lebe noch. Alles ist in Ordnung. Ich habe Schusswunden überlebt.", spaßte er und gähnte übermüdet. Darüber sollte man lieber keine Späße machen.

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