80 - Die schlechte Nachricht

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Die Zeit vergeht verdammt schnell, wenn du willst, dass sie langsam vergeht.
Ich wollte sie am liebsten anhalten. Anhalten, um den Moment der Stille zu genießen.
Das erste Mal hielt ich mich mit aller Kraft an einem Traum fest.
Das erste Mal besiegte ich die Stolpersteine auf meinem Weg ohne zu kämpfen, denn sie verschwanden von selbst.

~demez34




























Industrieviertel, 10:22 Uhr
Der Tee war schon kalt geworden, von seinem Tagtraum, der ihn seit geraumer Zeit aufhielt.
Ob es ihn interessierte?
Nicht wirklich.
An dem SUV angelehnt, verinnerlichte er die Sonnenstrahlen, die vom Himmel für ihn herabgefallen waren.

„Ahlan wa sahlan, Akhi! (Willkommen, Bruder!)", klang eine Stimme aus unmittelbarer Nähe.
Cihan schlürfte am Tee und bemerkte anschließend, dass er kalt geworden war.
„Das muss doch ich sagen, Bruder.", nam er die begrüßende Hand von Tarek entgegen.
„Hörst mich anscheinend nicht. Was ist diese Musik im Hintergrund?"

Den Tee kippte Cihan in einem Zug leer.
„Shape of my heart.", antwortete er.
„Was los? Streit mit Asel?"
Gelassen schüttelte Cihan den Kopf.
„Weißt du? Als ich ihr den Antrag machte, lief dieses Lied in meinem Kopf.", teilte er mit.
Einen skeptischen Blick würgte Tarek ihm zu.

„Und das, während ein Lied wie Nasini el Donya existiert?", hinterfragte er kritisch.
Lachend gingen sie ins Büro über.
Über beide Ohren grinste Cihan. Nichts könnte heute seine Stimmung so einfach verderben. Auch nicht Berat, der ihm die kalte Schulter zeigte.

Tarek war sich die dicke Luft zwischen ihnen auch bewusst.
„Kommt Berat heute?", fragte er inmitten im Gespräch.
„Denke schon. Beim Landratsamt hat er noch was zu erledigen."
Die Tür ging auf. Doch es kam nicht Berat, wie die Jungs erwarteten, sondern Maxim.

„Guten Morgen. Habt ihr noch Tee da?",
Einen brüderlichen Handschlag gaben sie sich
„Unser Brat (Bruder) hat sich auch an unseren Tee gewöhnt.", stand Cihan auf, um anschließend Tee einzuschenken.

Während sich die Jungs unterhielten flog die Tür auf und ein telefonierender Berat mit einem Papierstapel in der Hand kam vorbei.
Er nickte der Gruppe zu und verschwand in sein Zimmer.

Stille kehrte ein.
Cihan schwang sich von der Stelle hinauf und machte sich in Berats Büro. Bis er sein Gespräch beendete wartete er.
Berat ordnete die Blätter ein und wirkte stets beschäftigt. Ignoranz - ein guter Grund, um Cihan verrückt zu machen.

„Brauchst du Hilfe? Lass uns das später machen.", setzte Cihan seine Schritte fort.
„Ne, mach's schon. Danke."
Mit beiden Händen stemmte sich Cihan an den Tisch und lagerte sein Gewicht darauf.
„Kannst du mich anschauen? Oder bist du Medusa geworden?"
Schief lächelte Berat.

„Keine Ahnung. Wollen wir mal versuchen.", sah er hinauf. Mit verengten Augen nahm Cihangir seinen Freund ins Visier.
„Na also, geht doch. Küs müyüz daha? (Sind wir noch zerstritten?)"
Berat stritt die dicke Luft ab, doch Cihan ließ nicht locker. Selbstbewusst setzte er sich an den Schreibtisch und stellte die Füße auf dem kleinen Tisch ab, bis Berat zu sprechen begann.

„Die Jungs warten auf dich. Verhalte dich nicht wie meine Ex.", raunte Cihangir. Scharf zog Berat die Luft ein. Das Notebook klappe er harsch zu.
„Du willst Klartext?", erhob er sich von der Stelle.
Wenn Berat offensiv wurde, hieß es, dass ihm der Kragen platzte. Denn diese Verhaltensweise war nicht seine.

Gefangen in dirWhere stories live. Discover now