32 - Der Schmerz der Verräter

1.3K 64 119
                                    

Dass harte Worte hart waren, verstehen wir dann, wenn wir den Bruch des Herzens sehen, das wir gebrochen haben. Wut macht blind, denn in kochendem Wasser können wir unser Spiegelbild nicht sehen...

~demez34
































Das heftige Pochen in ihrem Herz wurde von Sekunde zu Sekunde immer lauter.
Je länger der Augenkontakt anhielt, desto mehr stieg die Temperatur um ihr Herz. Wie eine brennende Kerze fühlte sich das Organ an, das Blut und Adrenalin durch ihre Ader fließen ließ.
Zwischen all dem Chaos fühlte sie fühlte nach langer Zeit lebendig. Wir sagten doch: was nie weg war, wird immer wieder hochkommen. Die eingeschüchterten Emotionen, die einbetoniert wurden, durchbrachen heute ihre harte Schale.

Langsam wendete Cihangir seine Hand von Asels Hinterkopf ab und fuhr dabei über ihre weichen Haare. Das bedeutsame Detail an seiner Hand unterstrich seine Loyalität ihr Gegenüber.
„Wieso ziehst du den Ring nie aus?", fragte Asel triumphierend. „Er ist wertvoll.", entgegnete ihm Cihan.
„Da ist schließlich ein Neumond eingraviert." Lächelnd nickte er.
Cihan liebt den Mond.", sprach er von sich und hielt ihr den Ring entgegen. Ein zweites Mal begutachtete Asel die feine Gravierung auf dem Carbonado Diamant.

Ich habe viele Romane gelesen und viele Filme angeguckt. Aber einen symbolischen Ring, habe ich nirgendwo gelesen und gesehen. Der Neumond war ein Symbol unserer Verbundenheit geworden.
Während wir dachten, dass die Verbindung aufgebrochen wurde, wartete sie nur auf den passenden Moment, um an das Tageslicht zu kommen. Er trug den Ring stolz wie ein Ehering.

„Durch den Druck unter der Erde auf Karbon, entstehen schwarze Diamanten. Der Graphit gibt die Farbe... Das erklärt mir eins: deine Umgebung macht dich zu dem, was du bist. Das Schleifen von diesen Diamanten ist relativ schwierig. Und genau so bin ich auch: ich lass mich nicht verbiegen.", gab Cihan nähere Informationen über den Diamanten und sich selbst.
Überzeugt durchforstete Asel den wertvollen Gestein.

„Kann es sein, dass dein Kopf ein Notizheft ist?"
„Vielleicht?"
Mit einer unerwarteten Geste, umfasste Asel seine Hand und steckte ihn den Ring an seinem Ringfinger an. Zufrieden strich sie über die Stelle.
„Zaman şimdi dursa... (Würde die Zeit jetzt stehen bleiben...)", ging Cihangir durch den Kopf, während er näher trat.

„Belki başka bir gün. (Vielleicht an einem anderen Tag.)", erwiderte Asel seine Blicke und ging einen Schritt zurück. 
Auf die Unterlippe beißend, unterdrückte sie ein Stück weit das Grinsen.
„Wie hast du die Goldbarren aus dem Lager entwendet?", änderte sie das Gesprächsthema um 180 Grad.

Um den Hafen spazierten sie während des Gesprächs.
„Ich habe so getan, als ob ich selbst den Transporter gefunden hätte. Mit zwei weiteren Männern haben wir die Tür aufgebrochen und die Barren auf unseren Transporter umgeladen."
„Was hat das in Onkel Diyar ausgelöst?", ahnte Asel schon eine schlechte Nachricht im Voraus.
Es wird eine Abrechnung geben."

Tief rang sich Asel nach Luft und fuhr sich aufgeschmissen durch die Haare. In der Position verharrte sie.
Asel war es leid, die Problemlöserin zu spielen.
„Gib mir Bescheid, wenn du weitere Informationen hast.", unterbrach sie die Stille und verfiel erneut ins Schweigen. Die bedrückte Stimmung bekam Cihan regelrecht zu spüren.

„Was geht dir durch den Kopf?", wollte er wissen.
Schweigsam ließ sie sich an der Uferkante nieder und ging nicht auf seine Frage ein. Ganz einsam wirkte sie dabei. Die stille Brandung des tiefschwarzes Wassers passte in die melancholische Stimmung.
Cihan löste sich vom Fleck und gesellte sich seiner Kindheitsfreundin. Die Straßenlaternen spiegelten sich in ihren glasigen Augen wieder. Cihan wusste wie mies das Gefühl war, keinen Ausweg zu sehen.

Gefangen in dirWhere stories live. Discover now