39 - Dunkelheit des Mondscheins

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Man sagt, aus dem Auge aus dem Sinn. Doch was tief im Herzen steckt, verschwindet nicht so einfach...

~demez34


























Frankfurt Westend, nachmittags
„Sicher, dass ich kommen darf?", fragte Birkan skeptisch.
„Ja! Fühl dich wie zuhause, meinte der Besitzer.",  winkte Ensar seinen Freund herein. Sich auf die Einladung einlassend, setzte Birkan die Schritte fort. Die Begeisterung war sichtbar zu sehen.

Beeindruckt drehte er sich im Kreis.
„Und seit vier Tagen hältst du dich hier auf?", warf er einen Blick auf Ensar. „Ja", bestätigte er sich am Hinterkopf kratzend. Mit der Situation fühlte sich Ensar überfordert. Die Person, von der er es am wenigsten erwartet hätte, eilte ihm zur Hilfe.
„Ist dieser Cihan reich?", schlussfolgerte Birkan.
„Keine Ahnung. Scheint so."

Den versäumten Unterrichtsstoff holten die Jungs nach.
„Kommst du am Montag wieder?", wollte Birkan wissen. „Ja. Ich denke schon."
„Du kommst! Ich habe schon Paranoier geschoben wegen dir. Mein erstes weißes Haar werde ich wegen dir bekommen.", wurde Birkans Stimmlage ernster. Doch sein letzter Satz ließ Ensar ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Sein Bruder bedeutete ihm viel. Auch wenn sie keine Blutsverwandtschaft hatten, verband sie ihre Freundschaft.
„Wie lange bleibst du hier? Hast du schon mit deinen Eltern gesprochen?"
Ensar verfiel in Stille.

„Keine Ahnung. Nein."
„Ruf sie an. Du hast noch mindestens eine Mutter, die sich Sorgen um dich macht.", brachte Birkan seine Wunde zur Kenntnis. Kontakt zu seiner Mutter hatte er seit Jahren nicht.
Ensars Ego war angekratzt. Die Worte seines Vaters waren hart gewesen, worüber er nicht einfach so hinwegblicken konnte.

„Wie war's bei Maxim?", sprang Birkan auf ein anderes Thema. Da begann Ensars Gesicht zu strahlen.
„Er wird uns signen!", offenbarte er. Vor Schock verfiel Birkan die Sprache. Seine Kinnlade fiel auf.

„Valla? (Wirklich?)"
„Ja! Er hat unsere Videos angeguckt! Stell dir vor, Maxim will uns signen! Weißt du, was das bedeutet?", versuchte Ensar zu begreifen.
„Unser Traum wird wahr! Ich sagte dir von Anfang an, dass wir erfolgreich sein werden! Cihan abi ist ein Schatz!", sprang Birkan euphorisch von der Stelle auf

Nachdem der Unterrichtsstoff durchgenommen wurde, machten sich die Jungs auf den Weg zu Kareem. Eine Grillfeier stand an.
Während sie ihre Schuhe anzogen, wurde die Tür geöffnet und Cihan ließ sich zeigen. Er lächelte matt. Doch Ensar entzifferte die Betrübnis hinter seinem Lächeln.

Ein „Hey", gab der Hausbesitzer von sich.
Flüchtig begrüßte Birkan ihn. „Wir wollten sowieso gehen.", gab Ensar Bescheid.
„Ihr könnt auch bleiben. Kein Problem.", meinte Cihan und zog schlendernd an den Jungs vorbei.
Schulterzuckend blicken sich die Jungs an. Ohne darauf zu beharren machten sie sich auf den Weg.

-

Frankfurt Niederrad, 16:25 Uhr
Kaum verließ ich ein Meeting, machte ich mich schon auf dem Weg zum nächsten. Die Zeit verging an manchen Tagen wie im Flug.
Das Parkhaus verließ ich und schaute mich nach dem Restaurant um. The green garden hieß es. Neu soll es eröffnet sein.

Intuitiv steuerte ich mich bereits auf die richtige Richtung zu. Ich hätte schon längst Feierabend machen sollen, aber an mein Wort wollte ich mich halten.
Meine Frisur und den Blazer richtete ich hin und trat ins Restaurant.

Fein durchforstete ich die Fläche, bis ich auf ihn traf. Am Telefonieren war er, während ich mich ihm näherte.
Dann bemerkte er mich, lächelte und steckte das Handy ein.

Gefangen in dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt