Kapitel 47

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"Jetzt hör schon endlich auf. Es bringt überhaupt nichts wenn wir uns streiten", fahre ich Leon etwas unfreundlich an und habe sauer die Augenbrauen zusammen gezogen. Wir sind jetzt den dritten Tag hier und hocken durchgehend aufeinander in diesem Raum. Zum Training geht Leon nicht, das wäre zu gefährlich.

Es ist allgemein anstrengend und zerrt ganz schön an den Nerven. Besonders an denen von Leon. Er ist extrem gereizt und ich merke wie er langsam aber sicher an seine Grenzen kommt.

Wir stehen mit der Polizei im engen Kontakt aber bisher konnten sie noch keine Leute festnehmen. Also ist es draußen immer noch zu gefährlich für uns.

"Ich soll aufhören? Wegen dir hat der ganze Mist doch überhaupt erst angefangen!", blafft Leon zurück und ich sehe wie er sich anspannt.

"Du wusstest auf was du dich einlässt", erinnere ich ihn, hole kurz Luft und spreche dann ruhig weiter "Hör zu, ich finde es auch anstrengend hier zu sein und den ganzen Tag mit dir dicht auf dicht zu hocken. Aber wir haben momentan nun einmal keine andere Chance. Du weißt genau wie gefährlich es momentan für uns ist. Versuch dich einfach mit der jetzigen Situation abzufinden"

"Abfinden? Wir haben heute Abend ein Spiel und ich darf nicht dabei sein! Das hier hat mein komplettes Leben pausiert"

"Leon! Es ist mir scheiß egal ob du dieses Spiel verpasst. Wenn du willst dann geh doch da raus. Geh da hin und spiel mit den anderen. Aber ich werde deine Überreste sicher nicht vom Rasen kratzen, weil ich habe dich gewarnt. Ich kenne die Leute und ich weiß genau, dass wenn du heute Abend nur einen Fuß auf das Feld setzt bist du tod. Wenn dir das Spiel wirklich so viel wichtiger ist als dein Leben bitte, dann geh", meine ich sauer und deute mit dem Arm auf die Tür.

Leon schaut mich ausdruckslos an. Die letzten Tage ist er wirklich blass geworden. Er hat Angst, verständlicherweise. Aber langsam verliere ich wirklich meine Nerven bei seinem Verhalten. So funktioniert das eben einfach nicht.

Kraftlos sinkt er auf dem Bett zusammen und schaut auf die gegenüberliegende Wand. Seufzend setze ich mich neben ihn und lege meine Hand auf seine Schulter.

"Es tut mir wirklich leid. Ich weiß wie wichtig dir der Fußball ist und wie gerne du heute dabei wärst. Aber es ist einfach so gefährlich. Ich habe bloß Angst um dich, genauso wie der Verein. Wir wollen dich alle schützen", rede ich sanft auf ihn ein und streiche ein paar Strähnen aus seiner Stirn.

Mir geht es tatsächlich eigentlich nur um Leon. Ich selbst wäre bereits abgehauen, untergetaucht oder hätte meinen eigenen Tod vorgetäuscht. Aber das geht mit Leon nicht und ich habe mir selbst versprochen ihn aus der ganzen Nummer rauszuboxen. Er ist eine Person des öffentlichen Lebens und er liebt sein Leben. Ich will nicht der Grund dafür sein weshalb er es verliert oder komplett verändern muss.

"Ich weiß. Mir tuts leid. Langsam drehe ich hier einfach durch, ich kann nichts dagegen machen", seufzt er und fährt sich mit seiner Hand über das Gesicht.

"Das ist okay. Wirklich, ich verstehe das. Versuch dich so gut es geht zu entspannen. Was hälst du von ein bisschen Meditation oder Yoga? Vielleicht hilft dir das ja", schlage ich vor und Leon nickt zustimmend. Wir erheben uns wieder von dem Bett und stellen uns auf zwei Fitnessmatten. Wir haben ein bisschen was vom Verein gestellt bekommen.

Um Leon fit zu halten und außerdem einige Bildschirme. Damit habe ich die Überwachungskameras der Arena angezapft, so haben wir immer im Blick ob jemand unbefugtes sie betritt.

Wir machen einige Zeit Yoga und meditieren noch ein paar Minuten. Danach wirkt Leon schon deutlich entspannter.

"Wie machst du das nur? Du bist genauso lange hier drin wie ich und dir scheint es überhaupt nichts auszumachen", fragt der Spieler und schaut mich verwundert an.

"Ich habe mir eben ein paar Aufgaben gesucht. Das sollten wir für dich auch tun", lächel ich. Schließlich habe ich ständig die Kameras im Blick, sorge dafür dass wir nicht geortet werden können und hacke mich bei den ein oder anderen Geräten ein "Außerdem habe ich mit sowas meine Erfahrung und ich bin ja auch nicht alleine"

Mein Blick fällt wieder auf die Bildschirme und ich bin mir ziemlich sicher in einer der Ecken eine Bewegung gesehen zu haben. Rasch gehe ich zu dem Tisch herüber auf dem die Bildschirme stehen und suche jede Aufnahme mit den Augen ab.

"Hast du was gesehen?", fragt Leon unsicher und stellt sich neben mich. Ich nicke bestätigend, öffne auf einem leeren Bildschirm schon einmal eine Verbindung über die wir immer mit der Polizei kommunizieren.

Wenn Mo's Leute hier sind dann kann das gefährlich werden. Ich suche angestrengt die Bilder ab und auf einem der Korridore taucht eine Person auf. Sie hält eine Pistole in der Hand und mir wird sofort klar, dass es definitiv niemand vom FC ist. Es war bloß eine Frage der Zeit bis sie hier auftauchen. Schließlich haben sie auch ihre Kontakte.

Ich tippe eine Nachricht an die Polizei und schicke sie verschlüsselt weg, so wie immer. Dann entferne ich mich vom Tisch, öffne den kleinen Schrank im Raum und ziehe die Sachen zu unserer Verteidigung heraus.

"Zieh die an", ordne ich Leon an und werfe ihm eine Schuss sichere Weste zu. Überfordert fängt er sie auf und zieht sie über seinen Kopf. Ich ziehe mir auch eine über, stecke eine der Pistolen in meinen Hosenbund und greife noch die zweite, die ich meinem Freund hinhalte.

Mit großen Augen schaut er die Pistole in meinen Händen an und macht keine Anstalten sie an sich zu nehmen.

"Jetzt nimm sie! Wir haben keine Zeit zum nachdenken und zögern", meine ich ernst, drücke die Pistole in seine Hand und stelle mich wieder vor die Bildschirme. Ich entschlüssel hastig die Nachricht der Polizei.

"Die Polizei ist unterwegs. Sie werden in fünfzehn Minuten hier eintreffen", informiere ich Leon und binde meine Haare hastig zu einem Zopf zusammen. Falls es zu einem Kampf kommen sollte, dann bin ich bereit.

Zwei weitere Männer tauchen auf den Bildschirmen auf und dann noch einer. Also vier Stück. Sie gehören alle zu Mo's Leuten und zwei davon habe ich sogar schon einmal gesehen. Sie durchcampen das Gebäude. Leider sind sie nicht dumm und ziemlich schnell unten in den Katakomben.

"Du musst mir jetzt ganz genau zuhören. Du bleibst erst einmal hier, behalte die Pistole bei dir. Wenn einer der Männer herein kommen sollte dann musst du schießen Leon. Wirklich schießen. Ziele am besten auf den Kopf. Aber achte darauf, dass du nicht ausversehen mich erschießt falls ich noch einmal herein kommen sollte. Aber du musst abdrücken wenn es einer der Männer ist, verstanden?", rede ich eindringlich auf meinen Freund ein.

Blass schaut er mich an und schüttelt resigniert den Kopf.

"Ich kann niemanden erschießen", haucht er mit schwacher Stimme und schaut mich verzweifelt an.

"Du musst. Sonst erschießen sie dich. Denk nicht darüber nach, du musst bloß einmal kurz abdrücken, mehr ist es nicht", meine ich ernst, nehme seine Pistole und lade sie kurz, bevor ich sie Leon wieder in die Hand drücke.

"Aber die Polizei ist doch auf dem Weg. Was hast du denn vor? Können wir hier nicht einfach warten?", fragt er verunsichert und schaut mich mit großen Augen an.

"Nein, das können wir nicht. Sie sind bereits in den Katakomben. Ihnen wird klar sein was sie suchen und sie werden einen Sprengsatz für die Tür dabei haben. Ich kenne diese Leute und auf die Polizei können wir nicht mehr warten. Dafür fehlt die Zeit. Ich werde sie aufhalten, ausschalten wenn es möglich ist. Du musst mir jetzt vertrauen Goretzka", beantworte ich seine Fragen, werfe einen Blick auf die Bildschirme und stecke noch drei Messer ein die ich mit Sicherheit gebrauchen kann.

"Wir schaffen das, okay? Es wird alles gut", meine ich ernst und schenke ihm ein aufmunterndes Lächeln. Er hat Angst, das ist deutlich zu sehen und auch mir ist nicht ganz wohl bei der Sache aber ich muss alles versuchen um Leon zu schützen. Ich setze noch einen flüchtigen Kuss auf seine Lippen, bevor ich mich der dicken Tür zuwende.

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Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt