Kapitel 130

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"Hallo, Goretzka mein Name. Mein Sohn wurde hier eingeliefert", überfalle ich die Frau am Eingang beinahe und schaue sie abwartend an. Sie tippt in ihrem Computer herum, was mir eindeutig zu lange dauert. Ich bin kurz davor über den Tresen zu springen, aber genau in diesem Moment legt Leon seine Hand auf meine Schulter.

Damit holt er mich zurück in die Realität und ich atme tief durch. Es bringt nichts jetzt den Kopf zu verlieren. Taro meinte schließlich ihm würde es gut gehen.

"Ihr Sohn befindet sich momentan noch auf der Notaufnahme, sie können aber gerne zu ihm", erklärt mir die Dame dann und weist in eine Richtung. Ich werfe ihr ein kurzes "Danke" zu und ziehe Leon dann hinter mir her.

Die Notaufnahme ist recht voll, sodass wir uns erst einmal einen Überblick verschaffen müssen. Dann sehe ich jedoch vor einem Raum einen Beamten stehen, dort muss es richtig sein. Natürlich hält uns der Beamte auf.

"Wir sind die Eltern von Taro", versuche ich die Situation klarzustellen und zeige ihm meinen Ausweis. Kurz mustert er diesen und nickt dann bloß desinteressiert, bevor er uns eintreten lässt. Taro liegt in einem der Betten, eine Krankenschwester wuselt noch um ihn herum und dann sehe ich Benjamin und seine Frau an der Seite stehen.

"Was macht ihr denn hier?", frage ich verwundert und sehe in die roten Augen von Benjamins Frau. Die beiden sehen ziemlich fertig aus.

"Mom...", beginnt Taro und zieht meine Aufmerksamkeit direkt auf sich. Die Familie Pavard ist mir in diesem Moment recht egal. Leon und ich gehen zu Taro herüber und ich streiche ihm vorsichtig ein paar Strähnen aus der Stirn. Sein Fuß hat eine Schiene und auch seine Hand wurde irgendwie fixiert.

"Wie geht es dir? Was ist passiert?", fragt Leon besorgt und mustert seinen Sohn.

"Jemand hat das Motorrad gerammt. Ich... Es...", stottert Taro etwas herum und meine Sorge wird nur noch größer "Lily war dabei. Sie ist vom Motorrad geflogen, ein paar Meter weiter erst auf dem Boden aufgeschlagen. Sie hat sich nicht bewegt, ich dachte sie....sie wäre..."

Mehr kann er nicht sagen und bricht somit ab. Schockiert schaue ich zu den Pavards herüber.

"Wie geht es euer Tochter? Wo ist sie?", frage ich besorgt.

"Sie wird gerade operiert. Ihr Bein sieht nicht gut aus. Der Unfall hat einiges an Schaden hinterlassen", beantwortet Benjamin meine Frage und zieht seine Frau etwas fester in seine Arme. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie sich die beiden in diesem Moment fühlen müssen.

"Ich bin so verdammt vorsichtig gefahren. Ich hätte sehen müssen, dass dieser Idiot in uns reinfahren wird. Ich hätte ausweichen können", meint Taro verzweifelt und rauft sich mit seiner gesunden Hand die Haare.

"Es ist nicht deine Schuld. Zieh dir diesen Schuh nicht an und denk nicht über die Chancen nach, was hätte sein können. Es ist passiert und es wird alles wieder gut. Du hast alles Richtig gemacht", redet Leon mit ruhiger Stimme auf seinen Sohn ein und fährt ihm durch die Haare.

Wir unterhalten uns eine Ewigkeit mit Taro, gehen sicher, dass es ihm soweit gut geht. Er erzählt uns alles von dem Unfall und wir versuchen ihm so viel Halt zu geben wie möglich. Irgendwann schickt uns eine Krankenschwester aber heraus und wir müssen zusammen mit Familie Pavard warten.

"Wusstet ihr, dass die beiden Kontakt haben?", frage ich die zwei. Taro hat nie erwähnt, dass er Lily kennt und sich die zwei scheinbar öfter treffen.

"Lily meinte bloß, dass sie sich mit einem Jungen trifft. Mehr hat sie nie erwähnt", beantwortet Benjamin meine Frage und kurz nicke ich. Dann verfallen wir in Schweigen. Benjamin hält seine Frau in seinen Armen und tröstet sie. Jedoch verstehe ich nicht was er sagt, da die beiden Französisch miteinander reden.

Leon hält meine Hand und ich merke wie nervös er ist. Wir sorgen uns um Taro, genauso wie um Lily. Ich hoffe einfach, dass es ihr gut gehen wird und dass die Ärzte jeglichen Schaden wieder beheben können.

Taro kommt nach einer knappen Stunde aus dem Raum auf uns zu. Er geht auf Krücken und seine Hand, die in diesem komischen Ding fixiert ist, macht es nicht einfacher für ihn. Sofort springt Leon auf und hilft seinem Sohn zu einem der Stühle herüber, auf den er sich sinken lässt.

"Gibt es schon etwas Neues von Lily?", erkundigt er sich und schaut uns hoffnungsvoll an. Entschuldigend schüttel ich den Kopf und enttäuscht wendet Taro seinen Blick auf den Boden vor ihn. Ich wusste nicht, dass Lily ihm offensichtlich so viel bedeutet und auch aus diesem Grund ist mein Herz gerade unfassbar schwer.

Wir sitzen eine Ewigkeit dar. Taro redet kein Wort, geht auf keine unserer Fragen ein und wirkt völlig abwesend. Auch Benjamin und seine Frau schweigen und geben keinen Ton von sich. Leon und ich haben auch recht schnell aufgegeben, noch mehr zu erfahren. Das ist in diesem Moment unpassend.

Als eine Ärztin auf uns zukommt springen die Pavards sofort von ihren Plätzen auf, auch Taro versucht sich zu erheben, was mit seinem Bein nicht gerade leicht ist. Ich helfe ihm sich aufzustellen, während auch Leon und ich besorgt und abwartend zu der Ärztin schauen.

"Ihrer Tochter geht es soweit gut. Die Operation verlief genauso wie wir es geplant hatten. Das Bein ihrer Tochter sollte sich wieder vollständig erholen", informiert die Ärztin vor allem Lilys Eltern.

"Können wir zu ihr?", erkundigt sich Benjamin mit besorgter Stimme.

"In ein paar Minuten. Noch ist die Patientin im Aufwachraum und danach werden wir sie in ein Zimmer verlegen. Ich gebe Ihnen dann Bescheid", lächelt die Ärztin und verschwindet dann zu einer Schwester.

Erschöpft lässt sich Benjamins Frau auf ihren Stuhl zurück fallen und rauft sich die Haare, bevor sie ihr Gesicht in ihren Händen vergräbt. Ihr Mann setzt sich dazu und redet leise auf sie ein.

"Taro, Schatz, setz dich bitte wieder hin", bitte ich meinen Sohn. Er sieht angestrengt aus und ich weiß selbst wie kräftezehrend es sein kann sich länger auf Krücken zu halten.

"Ich will zu Lily", murmelt er.

"Ich weiß. Aber du kannst jetzt nichts für sie tun. Die Ärztin meinte ihr geht es gut, setz dich bis du sie sehen kannst wieder hin", meint Leon ruhig und legt seine Hand auf die Schulter seines Sohnes, während er ihn mitfühlend anschaut.

"Ich muss sie jetzt sehen", beharrt er und beginnt in die Richtung des Aufwachraums zu humpeln. Leon hält ihn zurück.

"Taro, es wird alles gut. Vertrau mir. Ich kenne solche Situationen", redet Leon auf ihn ein und schaut ihn durchdringend an.

Für einen Moment zögert Taro, schaut Leon bloß an. Dann blickt er zu mir herüber und sanft lächel ich.

Leon war oft genug im Krankenhaus wegen mir und ich weiß wie er sich damals gefühlt hat. Wenn Lily Taro genauso viel bedeutet, wird es ihm nicht besser gehen.

Enttäuscht und seufzend lässt er sich ebenfalls auf einen Stuhl fallen und schließt erschöpft die Augen. Leon blickt besorgt zu mir herüber und auch wir setzen uns wieder.

Ich hoffe einfach, dass es Lily gut geht und sie schnell wieder nach Hause kann.

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Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt