Kapitel 50

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Ich schließe etwas meine Augen und atme durch. Es ist bereits am dämmern und relativ spät. Aber Fabi und Mario waren bis gerade noch hier und haben mir Gesellschaft geleistet. Felix ist mit Leon zusammen, was mich um ehrlich zu sein wirklich beruhigt. Ich bin froh, dass mein Bruder ihn ablenkt und auf andere Gedanken bringt.

Eigentlich wollte ich noch ein bisschen lesen aber der Tag war irgendwie anstrengender als gedacht. Also bin ich froh jetzt etwas Schlaf zu bekommen. Meine Augen bleiben einfach geschlossen und ich versuche mich so gut es geht zu entspannen.

Die letzte Nacht war kurz und ziemlich schlaflos. Mein Körper ist darauf eingestellt, dass wieder etwas passiert und ich traue mich selbst kaum zu schlafen. Einfach für den Fall der Fälle. Aber ich brauche die Ruhe und diese Nacht werde ich wohl nicht dagegen ankommen.

Mein Schlaf ist trotzdem sehr leicht und jedes kleinste Geräusch draußen auf dem Flur weckt mich, sodass ich jedesmal erschrocken hochfahre. Dieses Hochfahren tut ziemlich an den Schussverletzungen weh und es dauert immer eine gewisse Zeit bis dieser Schmerz verflogen ist.

Das nächste Mal als ich von einem Geräusch wach werde kann ich mich glücklicherweise von dem hektischen hochfahren abhalten. Mein Blick fährt neben mein Bett und ein Mann steht dort. Ein Mann, den ich noch nie gesehen habe. Ich will was sagen und den Knopf drücken aber ich bekomme kaum Luft.

Automatisch beginnt mein Körper zu husten, ich ringe nach Luft, setze mich auf und meine Hände legen sich an meinen Hals. Es ist als hätte jemand ein Band um meinen Hals geschnürt und würde es sekündlich fester zu ziehen. Ich beginne mich irgendwie ziemlich komisch zu fühlen, sinke schwach zurück in das Kissen und sehe noch wie der Mann eine Spritze aus meinem Infusionsbeutel zieht. Dann verschwindet er scheinbar wieder, aber ich nehme kaum noch etwas von meiner Umgebung wahr.

Ich fühle mich benommen, mehr als das, und als würde ich jeden Moment ohnmächtig werden. Die Monitore beginnen stark zu piepen, mein Herz schlägt gefühlt langsamer als sonst und ich versuche mit aller Kraft gegen die Dunkelheit anzukämpfen, die versucht mich zu holen.

Aber auch ich kann nicht ewig allem stand halten und so gebe ich mich der Dunkelheit hin, die mich vollkommen aufsaugt.

Es ist irgendwie ziemlich friedlich und erholend. Ich verstehe nicht, dass ich mich anfangs so gegen diesen friedlichen Zustand gewehrt habe. Aber alles hat irgendwann mal ein Ende und ich spüre wie dieser Zustand langsam nachlässt. Als ich meine Augen öffne bin ich irgendwie etwas enttäuscht. Ein paar Sekunden brauche ich um alles wirklich klar wahrzunehmen und mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.

"Mads?", ertönt eine Stimme und ich wende meinen Kopf in die Richtung. Ich sehe Leon am Fenster stehen, mit schnellen Schritten kommt er näher. Er sieht blass aus und hat ganz rote Augen.

Verwirrt schaue ich mich im Zimmer um. Es sieht anders aus. Es ist nicht mehr das Zimmer in dem ich das Letzte Mal lag. Außerdem stehen zwei Polizisten hinten an der Wand und sehen ziemlich ernst aus. Die waren bisher auch noch nicht da.

"Mads, wie fühlst du dich?", fragt Leon und zieht meine Aufmerksamkeit somit wieder auf sich. Er nimmt auf der Bettkante neben mir Platz und greift sanft nach meiner Hand.

"Was...Wo bin ich?", frage ich etwas verwirrt und schaue mich wieder im Raum um. Aber die ganzen Eindrücke rufen irgendwie Kopfschmerzen bei mir hervor und somit schaue ich wieder zurück zu Leon.

"Immer noch im Krankenhaus. Es ist ein anderes Zimmer, hier kann niemand einfach so rein", erklärt Leon mit ruhiger Stimme und fährt mit seinem Daumen über meinen Handrücken "Kannst du dich an irgendetwas erinnern?"

Ich denke kurz etwas nach und schüttel dann doch den Kopf. Tatsächlich erinnere ich mich kaum an etwas.

"Dir wurden Schlafmittel verabreicht, in einer Überdosis. Eine Schwester kam rechtzeitig in den Raum und konnte noch veranlassen, dass dir der Magen ausgepumpt wird. Du hast auch eine Blutwäsche bekommen. Die letzten Stunden warst du noch nicht bei Bewusstsein", klärt mich Leon auf und langsam kommt das Bild von dem Mann wieder zurück in meine Erinnerungen.

"Hier war ein Mann. Ich möchte ein Phantombild anfertigen lassen", meine ich ernst und wende mich dabei an die Polizisten. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie Leon niedergeschlagen mich anschaut und einen Seufzer frei lässt.

"Sind sie sich sicher, dass sie dazu bereits in der Lage sind?", fragt einer der Polizisten und kommt näher.

"Ja das bin ich. Ich will einfach, dass der Mann so schnell es geht geschnappt wird"

"Du solltest dich wirklich ausruhen. Dein Körper hat schon die Schussverletzungen nicht gut vertragen und du hattest gerade erst eine Blutwäsche und dein Magen wurde ausgepumpt. Du kannst wann anders ein Phantombild anfertigen lassen", mischt sich Leon ein und klingt plötzlich viel strenger als sonst. Als ich zu ihm herüber schaue hat er eine Augenbraue hochgezogen und mustert mich ernst.

"Wie lange willst du das alles noch mitmachen? Wenn wir den Typen kriegen sind wir einen Schritt näher an der Freiheit. Vergiss das nicht. Du willst doch auch wieder trainieren und auf dem Feld stehen", erinnere ich meinen Freund.

Leon trainiert nicht mehr mit der Mannschaft. Es ist einfach zu gefährlich auf dem Gelände und gerade im Freien. Der Verein sieht es genauso und hat ihm ausdrücklich verboten das Gelände zu betreten.

"Wenn es sein muss mache ich das noch Monate mit. Deine Gesundheit ist mir wichtiger als meine Freiheit. Was bringt es mir frei zu sein aber dich zu verlieren? Also ruh dich aus", entgegnet mein Freund ernst und drückt meine Hand etwas fester.

"Jetzt ist nicht die Zeit für dieses Emotions Zeugs. Wenn du damit nicht klar kommst und deine Gefühle hier nicht raushalten kannst, dann geh jetzt", meine ich ernst und schaue ihn kühl an. Leons Blick wird weicher, er sieht verletzt aus. Dann ziehen sich seine Augenbrauen zusammen und ich sehe Wut in seinen Augen.

Mit einem Schnauben lässt er meine Hand los, steht auf und stürmt aus dem Zimmer.

Ich ignoriere sein Verhalten einfach und wende mich den Polizisten zu. Ein Kollege betritt bald den Raum und wir machen uns an das Phantombild. Es dauert nicht so lange wie erwartet da haben wir das fertige Bild und es wird sofort weitergegeben und nach dem Mann gefahndet.

Erschöpft sinke ich zurück in mein Kissen und fahre kurz mit einer Hand über mein Gesicht. Die Polizisten haben sich wieder zurück auf ihre Posten gestellt und lassen mich glücklicherweise komplett in Ruhe.

Ein Klopfen an der Zimmertür ertönt und ich bitte die Person herein. Fabi tritt ein und sofort setze ich mich etwas auf und lächel meinen ältesten Bruder an. Er kommt zu mir herüber, nimmt auf dem Stuhl neben meinem Bett Platz.

"Ich hab gehört was passiert ist. Wie geht es dir?", fragt er sanft und streicht eine Haarsträhne aus meinem Gesicht.

"Ganz gut eigentlich", murmel ich. Ich meine es geht mir auch nicht schlechter als gestern "Kommst du hier nun jeden Tag vorbei?"

"Du bist meine Schwester. Natürlich schaue ich vorbei. Mom und Dad wollten auch noch vorbei kommen. Felix und Mario kommen morgen, wir dachten drei von uns wären erst einmal genug", schmunzelt Fabi und ich nicke leicht. Ja das reicht wirklich wenn unsere Eltern auch noch vorbei kommen wollten.

"Wo ist Leon? Ich dachte er würde nicht von deiner Seite weichen", fragt er plötzlich verwundert und schaut sich kurz im Zimmer um.

"Er ist gegangen. Wir hatten verschiedene Ansichten und ich bin vielleicht etwas unfreundlich geworden", gebe ich zu. Ja, ich hätte deutlich netter sein können. Leon leidet ziemlich und die ganze Situation nimmt ihn unfassbar mit. Aber in solchen Situationen muss man einfach realistisch sein und Gefühle haben da nichts zu verlieren.

"Ach Maddie. Er will doch bloß das Beste für dich. Die ganze Situation ist für ihn wahnsinnig belastend", meint Fabi sanft. Ich lasse einen Seufzer frei und sinke wieder tiefer in das Kissen. Mein Bruder hat ja Recht.

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Ich versuche momentan jeden Tag zu uploaden, Mal schauen wie lange das geht haha ;)

Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt