Kapitel 51

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"Nein, er war seit gestern nicht mehr hier. Telefonieren darf ich nicht und ich werde mit Sicherheit keinen Brief schreiben", beantworte ich die Frage von Mario bezüglich Leon und seufze auf.

"Sollen wir ihn später mal anrufen?", schlägt Felix vor.

"Ist mir egal. Er ist schließlich einfach gegangen. Er hätte seine Emotionen besser kontrollieren sollen"

"Maddie, hör auf so ein Dickkopf zu sein. Leon sorgt sich sehr um dich, er liebt dich und dass deine Aussage ihn verletzt hat überrascht mich nicht", mahnt Mario leicht und ich seufze erneut auf.

"Er versteht es einfach nicht und konzentriert sich auf die falschen Aspekte. Was hätte ich denn tun sollen außer die Wahrheit zu sagen? Und glaubt mir, ich muss meine Kraft momentan auf andere Sachen richten als nett und freundlich zu sein", fahre ich zurück und schließe kurz die Augen.

Ein Gespräch mit mehr als einer weiteren Person ist wahnsinnig anstrengend. Ich meine irgendwie geht es mir schon besser aber gleichzeitig bin ich doch noch sehr schwach und brauche leider ziemlich viel Ruhe.

"Ist doch auch egal. Maddie, alles gut? Soll ich einen Arzt holen?", fragt Felix besorgt und ich spüre seine Hand an meinem Arm.

"Nein, nein. Schon gut, es geht wieder", verneine ich seine Frage und öffne wieder die Augen. Die beiden schauen mich besorgt an aber ich schenke ihnen ein sanftes Lächeln und sehe wie sie sich wieder etwas entspannen.

"Wenn all das vorbei ist dann machen wir einen Familienurlaub, ja? Auch wenn wir einfach zwei Wochen bei unseren Eltern bleiben", meint Mario ernst und ich nicke bestätigend. Das klingt tatsächlich sehr gut. Ich muss sagen seit ich hier bin ist mir meine Familie noch wichtiger geworden.

"Mom freut sich bestimmt wenn wir zu hause sind", lächelt Felix und lacht leicht auf. Ja, sie hat uns so gerne um sich.

Ein Klopfen ertönt an der Tür und innerlich verdrehe ich meine Augen. Nicht noch mehr Leute. Ich nicke dem einen Polizisten kurz zu und er öffnet die Tür. Es sind keine weiteren Besucher angekündigt und bis auf meine Familie und Leon müssen alle Personen durchsucht werden. Deswegen öffnet eigentlich immer einer der Polizisten die Tür.

Aber es tritt niemand Neues ein. Stattdessen ist es Leon, in seiner Hand ein Blumenstrauß und auf seinem Gesicht ein wehmütiger Ausdruck.

"Wir lassen euch dann mal alleine", meint Mario kurz und leise verschwindet er mit Felix aus dem Zimmer. Mein jüngster Bruder hält noch kurz seinen Daumen nach oben und schließt dann die Tür hinter sich. Unsicher schaut Leon zu den Polizisten, bevor er sich mir zuwendet. Es ist komisch Gespräche zu führen wenn noch zwei Männer im Raum sind aber irgendwie hat man sich mittlerweile daran gewöhnt. Trotzdem hätte ich manchmal gerne etwas Privatsphäre und meine Ruhe.

"Es tut mir leid. Du hast natürlich Recht. Ich weiß nicht wie man in solchen Situation vorgeht, was man macht oder wie man sich verhält. Ich hätte einfach auf dich hören sollen, du weißt wie das läuft. Aber ich mache mir nun einmal Sorgen um dich. Du achtest kaum auf dich selbst, stellst mein Wohl die gesamte Zeit über dein Eigenes und würdest vermutlich am liebsten sofort das Krankenhaus verlassen", meint Leon mit ruhiger Stimme und setzt sich auf den Stuhl, auf dem vor wenigen Augenblicken noch Mario saß.

Den Blumenstrauß legt er auf meinem Nachttisch ab und greift dann sanft nach meiner Hand.

"Mir tut's leid. Ich muss Verständnis für dich haben. Du warst noch nie in so einer Situation und kannst daher überhaupt nicht wissen wie man sich verhält. Lass uns das einfach vergessen", murmel ich und schenke ihm ein sanftes Lächeln. Er nickt bestätigend, hebt unsere Hände und setzt einen Kuss auf meinen Handrücken.

Ich will keinen Streit mit ihm, besonders nicht jetzt. Wir sollten uns gegenseitig unterstützen. Und mir muss klar sein wie schwer das alles für Leon ist. Er hat immer so ein behütetes und relativ ruhiges Leben geführt. Kriminalität und Gewalt war nie ein Thema für ihn.

"Wir sind ein Team", nuschelt er gegen meine Haut und setzt noch einen Kuss auf meinen Handrücken.

"Das sind wir. Ab sofort regeln wir alles gemeinsam", versichere ich Leon und bestätigend nickt er.

"Was meinst du, wie geht es jetzt weiter?", fragt er zaghaft.

"Wir haben vier seiner Leute aus dem Weg geschaffen, ein anderer wird gesucht. Fünf seiner Leute haben versargt. Mo wird sich ab sofort persönlich darum kümmern uns und besonders mich aus dem Weg zu schaffen. Er will uns tod sehen, mich wahrscheinlich eher als dich. Du wärst höchstens Kollateralschaden", erkläre ich seufzend.

"Wieso? Du sagst doch selbst die ganze Zeit, dass ich da genauso drin stecke wie du", fragt er verwirrt nach und greift fester nach meiner Hand.

"Du stehst in der Öffentlichkeit, dein Tod wäre deutlich schwieriger zu erklären. Da würde es Fragen geben und sehr viele Untersuchungen. Die Presse wäre sehr präsent. Bei mir ist das anders. Ja ich bin ein Götze Kind aber eigentlich führe ich ein ziemlich normales Leben. Ich bin kaum in der Presse oder Öffentlichkeit. Meinen Tod könnte man gut verwischen, niemand würde große Fragen stellen", beantworte ich seine Frage und lächel ihn sanft an.

"Mads, was machen wir denn jetzt?", fragt er verzweifelt.

"Ich weiß es nicht. Wir können nur abwarten und alles auf uns zukommen lassen. Mo ist unberechenbar, niemand kann sagen was er als nächstes tun wird", gebe ich offen zu und Leon nickt kurz.

Seufzend legt er seine Stirn auf meinem Schoß ab und ich lasse meine Hand in sein Haar fahren. Sanft fahre ich mit meinen Fingern durch sie hindurch und ziehe ein paar der Locken in die Länge. Seine Locken sind in letzter Zeit irgendwie stärker geworden. Vermutlich nimmt er sich kaum Zeit für sich selbst.

Aber das wird sich ändern wenn ich wieder nach Hause kann. Dann werde ich etwas besser auf Leon achten können. Ich werde ihn um jeden Preis beschützen. Auch wenn ich dafür mein eigenes Leben geben muss.

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Roommates // Leon Goretzka FFWhere stories live. Discover now