Kapitel 10

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"Hey Maddie, wie sieht's aus? Kommst du heute mal wieder zum Training und danach zu mir?" schreibt Arp mir zwei Tage später. Ich hatte mich nicht mehr bei ihm gemeldet und auch er hatte bisher nichts weiter geschrieben, was alles so schön unkompliziert macht.

"Sorry bin super beschäftigt" schreibe ich zurück und schlage somit sein Angebot aus. Das ich sowas jemals machen würde hätte ich vor wenigen Wochen nicht gedacht. Aber Leon hat mich noch einmal darum gebeten und ich will mal nett sein und mich an die Regeln halten.

Außerdem habe ich wirklich genug zu tun. Seit zwei Tagen sitze ich wieder an dem ganzen Uni Zeugs und es nervt einfach extrem. Die ganze Zeit habe ich diese Wohnung nicht verlassen und langsam aber sicher drehe ich durch. Da ist es also denke ich mal verständlich, dass ich nicht auch noch zusätzlich Stress mit Leon will. Das kann ich wirklich nicht gebrauchen.

"Ich fahr dann mal los", kommt mein Mitbewohner in den Wohnbereich und trägt seine Sporttasche locker über seiner Schulter. Kurz hebe ich meinen Blick vom Laptop, schenke Leon ein Lächeln und nicke ihm kurz zu.

"Viel Spaß", wünsche ich ihm noch kurz, bevor ich meinen Blick wieder auf den Laptop richte und versuche weiter zu arbeiten.

"Mach zwischendurch mal eine Pause", meint Leon, wuschelt mir durch meine Haare und verschwindet dann im Flur um sich Schuhe anzuziehen. Leicht genervt versuche ich wieder alles zu richten, gebe es dann letztendlich doch auf. Als die Wohnungstür ins Schloss fällt lehne ich mich seufzend weiter im Stuhl zurück.

Ich darf keine Pause machen, sonst fange ich gar nicht mehr an. Schon gar nicht wenn Leon jetzt weg ist. Wenn andere Leute da sind habe ich deutlich mehr Disziplin und kann meinen inneren Schweinehund besser überwinden. Aber wenn ich alleine bin? Keine Chance. Wem soll ich da denn auch beweisen, dass ich fleißig und lernfreudig bin. Ich weiß nämlich, dass ich es nicht bin.

"Hey Bruderherz, schön dass du anrufst", begrüße ich Mario an meinem Handy als er anruft. Es kann niemand sagen ich wäre Schuld, dass ich jetzt nichts für die Uni mache. Immerhin hat er mich angerufen und nicht umgekehrt.

"Hey Maddie. Wie geht's dir? Wie läuft es so mit Leon? Kommt ihr gut miteinander klar?", erkundigt sich mein großer Bruder bei mir.

"Mir geht's gut und ja, wir kommen ganz gut miteinander klar", beantworte ich brav seine Fragen und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Wenn Mario wüsste wie gut wir miteinander klarkommen. Ich meine, klar gibt es ab und an mal kleine Streitigkeiten, aber das ist wirklich weniger geworden und außerdem haben wir ja auch einen perfekten Weg uns zu versöhnen. Ich denke einfach wir geben uns gegenseitig genau das was wir gerade brauchen.

"Das hört sich gut an, ich hatte schon Angst du würdest nach wenigen Tagen wieder ausziehen müssen", lacht Mario am anderen Ende leicht auf und kurz verdrehe ich meine Augen.

"Haha wie lustig", meine ich ironisch und wechsel dann schnell das Thema "Wie geht's Ann?"

"Gut, die Vorfreude ist kaum noch auszuhalten. Ann ist wirklich ziemlich entspannt. Ganz im Gegensatz zu mir, es könnte irgendwie jeden Moment soweit sein und ich will einfach, dass alles glatt läuft", teilt mein Bruder mir mit und bringt mich zum schmunzeln.

"Mach dir keinen Kopf Mari, wenn es soweit ist dann wird alles glatt ablaufen und dann hälst du endlich deinen Sohn im Arm, danach ist sowieso alles vergessen. Außerdem seit ihr wirklich gut vorbereitet, du schaffst das", ermutige ich Mario. Ja manchmal kann ich auch nett sein, aber ich verstehe ihn ja irgendwo.

Ich wäre an seiner Stelle vermutlich auch aufgeregt und besorgt. Ich meine, das erste Kind. Das ist wirklich was besonderes. Aber ich bin mir mehr als sicher, dass die zwei wunderbare Eltern sind und ich freue mich schon so sehr darauf Tante zu werden.

"Hast du eigentlich mal wieder was von Felix und Mia gehört? Wie läuft es?", frage ich neugierig. Ich hatte nicht wirklich Zeit mit Felix zu sprechen, aber ich bin mir sicher, dass Mario mal nachgefragt hat.

"Er meinte sie lernen sich eben kennen. Also keine Ahnung, um ehrlich zu sein. Aber wirklich sonderlich begeistert klang er nicht", meint Mario und irgendwie finde ich es wirklich schade. Felix hätte eine Freundin wirklich verdient.

Einige Zeit telefonieren wir noch etwas, bevor Mario auch zum Training muss. Seufzend setze ich mich also wieder zurück an meine Uni Aufgaben. Es nervt so furchtbar und Lust habe ich auch absolut keine mehr. Aber was muss, das muss, oder? Naja Fabi würde mich vermutlich umbringen wenn er mitkriegen würde wie wenig Motivation ich dafür übrig habe. Die Jungs waren immer so bemüht in der Schule und super fleißig.

Ich meine ich habe trotzdem eine Klasse übersprungen und mein Abitur mit 1,6 bestanden, aber wirklich fleißig war ich nie. Meine Brüder haben mir viel geholfen, aber ich glaube Intelligenz liegt einfach bei uns in der Familie und deshalb war sie bei mir bereits angeboren. So eingebildet das jetzt auch klingt.

"Ich bin wieder da", ruft Leon nach ungefähr zwei Stunden und lässt die Wohnungstür wieder ins Schloss fallen. Kurz darauf landet schon eine Tüte neben mir auf dem Tisch. Naja, wenn man es überhaupt noch Tisch nennen kann.

"Was ist denn hier passiert?", lacht Leon mit einer Mischung aus Verwunderung und leichtem Entsetzen.

"Uni halt", meine ich kurz und zucke mit den Schultern, während ich leicht entschuldigend zu ihm hoch schaue. Der gesamte Tisch liegt mit Notizen, Büchern und irgendwelchen Blättern voll. Das ganze ist vielleicht doch etwas eskaliert.

"Ich hab Essen mitgebracht", meint Leon dann grinsend und deutet auf die Tüte, bevor er wieder in den Flur geht und seine Schuhe auszieht. Neugierig öffne ich die Tüte neben mir und werfe einen Blick hinein. Dean and David, lecker.

"Ich hab gehört du magst das", lächelt Leon als er wieder zu mir in den Wohnbereich stößt.

"Sowas von. Perfekt, danke", lächel ich zurück und stehe gemeinsam mit der Tüte vom Tisch auf. Während ich an Leon vorbei gehe gebe ich ihm schnell einen Kuss auf die Wange und lasse mich dann auf die Couch fallen. Ich finde es wirklich so entspannt, dass wir Fuckbuddys sind und trotzdem relativ normal zusammen leben können.

"Wie war das Training?", frage ich nach und schaue zu meinem Mitbewohner, während er sich ebenfalls setzt und ich das Essen aus der Tüte hole.

"Ganz gut. Aber Arp war ziemlich unkonzentriert", lacht er leicht auf und lehnt sich in dem weichen Stoff weiter zurück. Auf seinen Lippen liegt ein zufriedenes Grinsen.

Ich gehe nicht wirklich auf dieses Kommentar ein, wieso auch? Mir ist das sowieso egal. Dann war er halt unkonzentriert. Ich mache auch nicht immer alle Uni Aufgaben.

"Wie weit bist du denn mit dem Uni Zeugs?", spricht Leon meine Gedanken an und leicht genervt schaue ich zu ihm, was ihn erneut ein Lachen entlockt.

"Ich will am liebsten echt nicht drüber reden. Ich weiß gar nicht wo mir der Kopf steht und Motivation habe ich definitiv absolut keine", seufze ich und fange an zu essen.

"Wir werden gleich erstmal einkaufen fahren. Dann kommst du hier mal raus", beschließt Leon und zustimmend nicke ich. Vielleicht ist das gar keine schlechte Idee.

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Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt