Kapitel 44

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"Guten Morgen Maddie", lächelt mich meine Mutter an, als sie mir unten entgegen kommt.

Ich bin vermutlich wieder die letzte die wach ist. Aber ich war auch heute Nacht ziemlich lange wach. Erst habe ich eine gefühlte Ewigkeit mit Leon telefoniert und dann hatte sich Lina bei mir gemeldet, die nicht schlafen konnte, und so haben wir noch ein bisschen geschrieben.

Die anderen sitzen tatsächlich alle am Tisch im Garten. Es ist reichlich eingedeckt. Doch mir fällt sofort auf, dass unsere Eltern an den beiden Enden sitzen. Normalerweise sitzen sie immer nebeneinander und wir Kinder sitzen an den Enden.

Seufzend nehme ich Platz. Sowas zu sehen gefällt mir auch nicht. Die Ehe der beiden war immer ein Vorbild für mich und irgendwie gibt es mir kein gutes Gefühl wenn sie sich nicht mehr verstehen. Was wenn es bei Leon und mir auch irgendwann so sein wird?

Klar, momentan ist alles noch gut und irgendwie rosa rot. Aber wie sieht es in ein paar Jahren aus? Vielleicht kriselt es bei uns dann auch oder wir sind gar nicht mehr zusammen. Was wenn er doch genug von mir bekommt? Schließlich bin ich wirklich nicht einfach.

"Mads, alles gut?", stupst mich Felix von der Seite an und mustert mich besorgt, als ich mich ihm zu wende.

"Ja klar", Lüge ich schnell und zwinge mich zu einem Lächeln.

Mein Bruder mustert mich und scheint mir keinen Glauben zu schenken. Er belässt es jedoch dabei, wofür ich gerade wirklich dankbar bin.

Wir beginnen mit dem Frühstück. Fabi erzählt die meiste Zeit irgendetwas, doch ich höre nur mit einem Ohr zu. Es gibt genug was mir durch den Kopf geht und worüber ich mir Sorgen machen muss.

Ich bin wirklich froh heute Abend wieder in München bei Leon zu sein. Dann weiß ich wenigstens, dass es ihm gut geht. Vielleicht sollte ich noch früher fahren. Wirklich etwas hier halten tut mich nichts.

"Ich denke ich werde nach dem Frühstück wieder Richtung München fahren", teile ich meine spontane Entscheidung mit und ich erhalte ein paar verwunderte Blicke von meiner Familie.

"Bleib doch noch ein bisschen. Nur ein paar Stunden", meint Mario und schaut mich bittend an. Zwischen uns ist alles irgendwie wieder halbwegs normal. Im Endeffekt habe ich keine Lust auf noch mehr Drama. Ich meine, davon habe ich in letzter Zeit wirklich genug und wenn ich all das aus der Familie raushalten kann, ist es umso besser.

"Ich bin mir sicher, dass wir uns demnächst wieder sehen werden", schlage ich seinen Vorschlag aus und lächel meinen Bruder schief an. Seufzend nickt Mario und wendet sich dann wieder seinem Essen zu.

"Schaust du die Woche über vielleicht mal in Augsburg vorbei? Ich bräuchte etwas Hilfe bei dem Thema Wohnungs Dekoration", fragt Felix neugierig.

"Ja klar, ich schaffe es sicher mal einen Nachmittag vorbei zu kommen", schmunzel ich und bestätige meinem Bruder somit seine Frage. Erleichtert schaut mich der Blonde an und formt mit seinen Lippen kurz ein Danke, bevor er sich unserem Vater zuwendet und die beiden ein Gespräch beginnen.

Ich sehe den Blick meiner Mutter, der auf ihrem Ehemann liegt. Sie schaut ihn ganz verträumt an und trotzdem sieht man einen wahnsinnigen Schmerz in ihrem Ausdruck.

Der Gedanke, dass die Ehe unserer Eltern zerbrechen könnte, macht mir irgendwie Angst.

Nach dem Frühstück helfe ich unserer Mutter noch schnell in der Küche und mache mit ihr gemeinsam den Abwasch.

"Musst du wirklich schon wieder fahren? Die Uni läuft momentan doch sowieso nicht. Wieso bleibst du nicht ein paar Tage hier?", fragt sie leicht enttäuscht und schaut mich bittend an.

"Das geht leider wirklich nicht. In München ist einigen los, schließlich dreht sich mein Leben nicht nur um die Uni. Und für Leon wäre es auch besser, wenn ich dort bin", muss ich sie enttäuschen und schaue entschuldigend zu ihr herüber, während ich die Tassen zurück in den Schrank räume.

"Er mag dich wirklich sehr, nicht wahr?", lächelt meine Mutter.

"Ich denke mal. Aber ich habe ihn auch wirklich gerne", gebe ich zu und merke wie meine Wangen plötzlich ganz warm werden. Meine Mutter quittiert das Ganze lediglich mit einem kleinen Schmunzeln.

Seufzend verschwindet mein Lächeln jedoch wieder, bei dem Gedanken in was ich Leon alles mit hinein gezogen habe.

"Was ist los Maddie?", erkundigt sich meine Mutter besorgt und legt eine Hand auf meine Schulter, weshalb ich erschrocken zusammen zucke.

"Ich habe Scheiße gebaut und Leon da mit reingezogen", gebe ich zu und irgendwie ist es ein ziemlich erleichterndes Gefühl, dass endlich mal loszuwerden.

"Was hast du gemacht?", seufzt meine Mutter und klingt eher weniger begeistert. Schließlich weiß sie, dass ich nicht gerade das einfachste Kind bin.

"Ach so schlimm ist es auch wieder nicht, ich habe Leon wirklich so gut es geht aus allem rausgehalten. Mach dir keine Sorgen, wir klären das in den nächsten Tagen", entgegne ich lediglich. Ich kann ihr nicht sagen was passiert ist. Sie würde mich vermutlich umbringen.

Ich bin zuversichtlich, dass Leon und ich das irgendwie klären. Etwas anderes bleibt uns nicht übrig. Das ist unsere einzige Chance, wir müssen das klären.

"Ich werde dann mal meine Tasche packen", entschuldige ich mich und entferne mich einige Schritte.

"Maddie, wenn du reden willst, ich höre dir zu", bietet meine Mutter an und wissend nicke ich. Ohne eine weiteres Wort drehe ich mich um, verlasse die Küche und verschwinde in der oberen Etage.

Ich kann mit ihr nicht darüber reden. Die Reaktion würde ich vermutlich nicht verkraften und meine Mutter die Wahrheit nicht.

"Du willst echt gehen? Siehst du nicht wie gerne Mom dich noch hier behalten würde?", kommt Fabi in mein Zimmer und schaut mir verwirrt beim Tasche packen zu.

"Ich kann nun einmal nicht hierbleiben. Leon würde mich genauso gerne in München haben. Wieso bleibst du nicht hier?", entgegne ich und wirke dabei etwas mehr gereizt als eigentlich beabsichtigt.

"Weil ich einen Job habe", beantwortet Fabi meine Frage verwirrt "Mads, du bist die Einzige die keine Verpflichtungen hat. Außer dir kann niemand anderes hierbleiben"

"Auch ich habe Verpflichtungen. Es ist nicht so, dass ihr die Einzigen seid die ein Leben führen. Würdest du mich jetzt bitte alleine lassen?", bitte ich meinen ältesten Bruder und tatsächlich verlässt er das Zimmer wieder.

Zwar kann er es sich nicht verkneifen noch ein Seufzen loszuwerden, aber immerhin geht er meiner Bitte nach.

Vermutlich wäre das Ganze sonst noch in einem Streit geendet und dafür fehlen mir momentan wirklich die Nerven. Am liebsten wäre ich jetzt sofort wieder in München.

Klar, irgendwie war es schon schön hier mit der Familie. Aber ich bin genauso gerne bei Leon und momentan lasse ich ihn ungerne alleine.

Die Polizisten sind über das Wochenende zum Glück bei ihm geblieben. Das hat jedoch auch einiges an Überredungskraft gebraucht. Immerhin weiß ich so, dass er sicher ist.

Ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn Leon etwas passieren sollte.

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Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt