Kapitel 103

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"Mads! Du wolltest mich abholen?!", ruft Leon durch das Haus und ich zucke leicht zusammen. Die Flasche Wein ist gestern noch leer geworden und irgendwie brummt mir ziemlich der Kopf. Heute morgen habe ich außerdem verdammt verschlafen.

"Tut mir leid", rufe ich zurück. Leon hatte ich wirklich völlig vergessen. Ich war ja froh, dass ich heute mit Taro klar kam.

"Manu hat mich gefahren, was war denn hier los? Ich-", beginnt Leon als er nach oben kommt und das Badezimmer betritt, in dem ich mich gerade befinde "Alles gut bei dir? Du siehst ziemlich fertig aus"

Er hat Recht. Ich bin wahnsinnig blass, habe tiefe Augenringe, müde Augen und auch meine Haare sehen furchtbar aus. Letzte Nacht war einfach grauenvoll.

Leon kommt näher und als er seine Arme um meine Hüfte legt, rümpft sich seine Nase.

"Hast du getrunken?", fragt er leicht vorwurfsvoll, tritt einen Schritt zurück und schaut mich zweifelnd an.

"Ich hatte gestern noch etwas Wein", erzähle ich und greife nach meinem Make Up. Dann sehe ich wenigstens nicht mehr so blass aus.

"Etwas? Das riecht nach deutlich mehr. Geht es Taro gut?", fragt Leon zweifelnd. Genervt schaue ich ihn an.

"Ja, ihm geht es sehr gut", zicke ich Leon leicht an. Als könnte ich nicht auf unseren Sohn aufpassen "Vielleicht war es etwas mehr, aber das ist ja wohl immer noch meine Entscheidung. Ich bin erwachsen und brauchte das gestern"

"Das ist kein Grund sich zu betrinken, schon gar nicht unter der Woche", mahnt der Lockenkopf und hebt tadelnd eine Augenbraue.

"Es war bloß einmal, meine Güte. Es wäre ja nicht so als würde ich arbeiten oder so", seufze ich und verdrehe meine Augen.

"Aber du passt auf unseren Sohn auf. Maddie, du bist verdammt nochmal trocken! Jedenfalls bis gestern. Ich will nicht, dass du rückfällig wirst und wieder abrutschst", fährt mich Leon an und eine Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus.

"Ich habe einmal Wein getrunken. Das bedeutet nicht, dass ich wieder anfangen werde", fahre ich Leon genervt an und arbeite das Make Up in meine Haut ein. Etwas aggressiver als normalerweise, aber das ist mir gerade recht egal.

"So beginnt es immer. Maddie, ich will, dass du auch eine Therapie anfängst. Wenn du mir hier wieder in eine Alkoholsucht abrutschst, hilfst du nicht", fordert Leon ernst und schaut mich abwartend an. Recht impulsiv lasse ich das Makeup und den Pinsel ins Waschbecken fallen.

"Bloß weil du Probleme hast, musst du nicht auch noch mich zu einer Therapie verdonnern", entfährt es mir und Leon hebt überrascht seine Augenbrauen. Er schaut mich ziemlich erschrocken an.

"Mads, du bist gerade die jenige, die die Kontrolle verliert. Wir wollten an uns arbeiten, schon vergessen? Diese Beziehung hinbekommen, für Taro die perfekten Eltern sein. Aber du entwickelst dich gerade in die andere Richtung. Wenn du über irgendetwas reden willst, dann bin ich hier für dich", meint Leon ruhig und versucht offensichtlich die Situation zu entspannen.

Ich schaue Leon einfach bloß an und in diesem Moment liegt in seinen Augen so wahnsinnig viel Liebe, dass sich mein Herz zusammen zieht. Ich wollte stark sein, ich wollte das alleine schaffen und Leon da raus halten, ihn beschützen. Aber das kann ich nicht. Alles was ich schaffe ist mich selbst zu zerstören.

Ich spüre wie meine Unterlippe beginnt zu zittern und Tränen steigen in meinen Augen auf. Wem versuche ich hier eigentlich irgendetwas vorzumachen? Ich bin bei weitem nicht so stark wie ich denke und gestern Abend zeigt das bloß.

Die ersten Tränen laufen über meine Wangen und ich beginne zu schluchzen. Leon scheint nicht damit gerechnet zu haben, denn er schaut mich überrascht an, bevor er mich hastig in seine Arme zieht.

Roommates // Leon Goretzka FFWhere stories live. Discover now