Kapitel 107

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"Wir haben die Familie gefunden, sie wohnen außerhalb der Stadt. Bis auf den Mann, der sie momentan bedroht, und dessen Cousin weiß niemand von dem, was damals passiert ist und wofür sie sich nun rächen", meint Lydia zu mir als ich das Telefonat entgegen nehme.

"Und da sind sie sich ganz sicher?", hake ich nach und setze mich zurück auf die Couch.

"Absolut, ich versichere ihnen, dass sonst niemand Bescheid weiß", entgegnet die andere Stimme am Ende der Leitung.

"Das hoffe ich für sie. Sie wissen was passiert wenn sie einen Fehler machen und das alles an die Öffentlichkeit gelangen sollte", drohe ich leicht. Ich habe absolut keine Lust, dass das alles in der Öffentlichkeit landet und die Medien die ganze Sache durch kauen.

"Natürlich"

"Was gedenken sie nun zu tun?", frage ich nach. Schließlich ist diese Information alleine nicht besonders weiterbringend.

"Das lassen sie meine Sorge sein, aber ich versichere ihnen, dass sie nie wieder mit diesem Thema belästigt werden", versichert mir Lydia und kurz darauf hat sie bereits aufgelegt. Etwas verwundert schaue ich auf mein Handy und lege es dann einfach wieder zur Seite. Sie hätte sich ja wenigstens verabschieden können.

Seufzend stehe ich auf und gehe zu unserer Kommode herüber. Es geht mir schon um einiges besser, aber ich bin noch etwas schwach auf den Beinen. Das ist aber bestimmt auch sehr bald vorüber. 

Leon kommt am frühen Nachmittag nachhause, Taro und ich spielen gerade etwas im Garten und genießen die Sonne, die sich langsam immer seltener zeigt. Der Herbst steht vor der Tür und auch die Temperaturen sinken gefühlt täglich immer weiter ab. 

"Na mein Großer", strahlt Leon seinen Sohn an und hebt ihn hoch. Lachend strahlt Taro zurück und brabbelt das Wort "Papa". Das hat er gestern bereits getan und ich liebe es, dass nun die ersten Worte von ihm kommen. Er wird so schnell groß.

"Wie geht es dir Liebling?", erkundigt sich Leon bei mir und gibt mir einen sanften Kuss, als ich neben ihm stehe. Ich schenke ihm ein sanftes Lächeln.

"Ganz gut"

"Meinst du, du schaffst morgen die Therapiestunde?", fragt Leon zaghaft. Morgen geht es los, dann beginne auch ich mit meiner Therapie und übermorgen haben wir dann das erste Mal eine Paartherapie. Die Tatsache tut irgendwie ziemlich weh. Wir sind bereits so kaputt, dass wir eine gemeinsame Therapie brauchen.

"Ja, das wird schon. Hast du Hunger?", erkundige ich mich bei ihm. Mit einem Schmunzeln nickt er und ich nehme seine Hand in meine, bevor ich zurück ins Haus gehe. Leon ziehe ich hinter mir her. 

"Was hast du heute gemacht?"

"Aufgeräumt, die Wäsche und mit Taro gespielt. Außerdem habe ich irgendwie versucht mich auf morgen vorzubereiten", erzähle ich und aufmerksam hört mir der Spieler zu. 

"Hat das gut funktioniert? Mir ist ehrlich gesagt sehr unwohl bei dem Gedanken, dich dort morgen alleine hinzuschicken", beichtet Leon und lächelt mich entschuldigend an. Er wollte sich frei nehmen und das Training sausen lassen, aber so wichtig ist es dann auch wieder nicht.

"Schon gut, ich pack das. Ich hab wirklich schon schlimmeres in meinem Leben erlebt", murmel ich und werfe ihm ein leicht gequältes Lächeln zu. Besorgt blickt er zurück.

"Lydia hat angerufen", gebe ich zu. Es wäre vermutlich besser wenn wir wirklich keinerlei Geheimnisse mehr voreinander haben. Das würde uns mit Sicherheit gut tun.

"Und?", fragt Leon zaghaft, während er auf einem der Barhocker Platz nimmt. Taro setzt er auf sein Bein und fährt mit seiner Hand kurz über seinen Kopf.

"Bloß der Kerl und sein Cousin wissen von dem was damals passiert ist. Sie werden sie mundtot kriegen", erzähle ich und nehme einen Topf hervor. Kurz schaue ich zu dem Spieler auf und sehe, dass er schwer schluckt.

"Meinst du sie...?", fragt er zögerlich und kann die Frage nicht einmal aussprechen. Trotzdem weiß ich ganz genau was er meint.

"Möglich wäre es", beantworte ich seine unausgesprochene Frage.

Schweigen tritt ein. Ich beginne zu kochen und wir beide hängen unseren Gedanken hinterher. Taro versucht die Aufmerksamkeit von Leon zu erhalten, aber sonderlich erfolgreich ist er nicht.

"Sollten wir das nicht verhindern? Was ist mit unserer Moral? Das sind auch bloß Menschen, Menschen wie du und ich. Ich weiß nicht ob ich damit leben könnte wenn die beiden....du weißt schon", spricht Leon nach einigen Minuten aus und als ich zu ihm schaue, treffe ich seinen Blick. Er sieht verzweifelt aus, traurig und als würde er nie wieder Fußball spielen können.

Ein kleines Seufzen verlässt meine Lippen, ich stütze mich mit den Händen auf der Arbeitsfläche vor mir ab.

"Glaub mir, ich will das genauso wenig wie du. Aber was bleibt uns übrig? Wir haben eine Familie zu beschützen, Leon. Wir sind Eltern und ich als Mutter tue alles um mein Kind zu schützen. Außerdem haben wir keinerlei Einfluss darauf. Lydia kümmert sich mit ihren Leuten darum. Wenn die beiden keinen Deal eingehen, gibt es keine andere Möglichkeit mehr und sie haben sozusagen ihr eigenes Urteil unterschrieben", meine ich ernst und schaue Leon direkt an.

Diese Worte über die Lippen zu bringen fällt mir erstaunlich leicht. Gänsehaut breitet sich über meinen gesamten Körper aus. Ich bin ein furchtbarer Mensch und ich bin genau wieder dort, wo ich nie wieder sein wollte. Es ist beinahe Ekel den ich für mich selbst empfinde.

"Ganz so falsch liegst du gar nicht, auch wenn es etwas extrem formuliert war", pflichtet mir der Lockenkopf bei und setzt einen Kuss auf Taros Kopf. Sanft lächelt er seinen Sohn an, der freudig zurück strahlt. Endlich erhält er die Aufmerksamkeit, die er all die Zeit haben wollte.

"Wir müssen einfach abwarten. Aber wenn das erledigt ist, dann ist es vorbei. Dann sind die letzten, die von dem Vorfall wissen tot und können uns nichts mehr anhaben", murmel ich und wende mich wieder dem Essen zu.

"Wann kommt denn deine Mutter morgen?", erkundige ich mich bei dem Spieler. Seine Mutter ist so lieb und bleibt die nächsten Tage bei uns, um besonders auf Taro zu achten. Schließlich können wir ihn nicht mit zu den Therapien nehmen und Felix wollten wir nicht schon wieder fragen. Er hat schon so oft geholfen.

"Morgens irgendwann, vermutlich wenn ich auch noch da bin", beantwortet er meine Frage und wissend nicke ich kurz "Kannst du mich dann vielleicht vom Training abholen? Ich würde dich gerne nach der Sitzung sehen"

"Klar, das kann ich machen", lächel ich sanft. Wir versuchen uns wirklich zusammen zu reißen und scheinbar klappt das ganz gut. Aber vorher hatten wir schließlich auch immer mal wieder gute Tage und dann plötzlich ist wieder alles zerbrochen. Es sind die Höhen und Tiefen, die Kraft kosten und uns beinahe auseinander getrieben hätten.

Beim Essen bringt uns Taro immer wieder zum lachen. Er ist so wahnsinnig süß und zu sehen wie er jeden Tag größer wird und die Welt entdeckt, ist unfassbar. Taro ist das Beste, das uns jemals passieren konnte.


Ich bin momentan in München und war gestern in der Allianz Arena. WOW. Also wirklich, ich bin gefühlt sprachlos. Es war soooo unfassbar schön. Ich habe zwar wirklich etwas viel Geld im Fan Shop gelassen aber naja haha.  Ich beneide jeden, der in dieser wunderschönen Arena schon einmal ein Spiel gesehen hat!

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Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt