Kapitel 54

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Ich falle meinem Bruder in die Arme sobald er die Tür öffnet und schluchze gegen sein Shirt. Er ist überrascht mehr als das und wahrscheinlich habe ich ihn mal wieder aus dem Bett geklingelt. Schließlich ist es immer noch ziemlich früh. Aber er ist meine einzige Chance. Ich habe niemand anderen.

"Mads, was ist passiert?", fragt Felix verschlafen und besorgt. Er zieht mich näher an sich, fährt mit seiner Hand über meinen Rücken und setzt einen Kuss auf mein Haar. Ich höre wie er die Tür mit seinem Fuß schließt und dann zieht er mich mit sich.

Wir setzen uns auf die Couch in seinem Wohnzimmer und sanft drückt er mich von sich um in mein Gesicht zu schauen.

Durch meine verweinten Augen blicke ich meinen Bruder an und schluchze wieder laut auf. Die Erinnerungen tun weh und es hilft nicht, dass es erst kurze Zeit her ist.

"Leon hat Schluss gemacht", bringe ich hervor und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Leon war genau der Richtige für mich. Wie soll ich jemals über diese Trennung hinweg kommen? Er hat das Beste aus mir heraus geholt und war die erste Person die mich so akzeptiert hat wie ich bin. Ich war noch nie zuvor so sehr in jemanden verliebt. Ich dachte er würde mich verstehen und bei mir bleiben.

"Mads, das tut mir so leid", meint Felix mitfühlend und zieht mich wieder fest an sich.

Er hält mich lange, fährt immer wieder über meinen Rücken und mein Haar. Ich schluchze gegen seine Schulter und lasse alle meine Emotionen heraus. Alles was sich die letzten Tage angestaut hat, es ist einfach zu viel passiert.

"Möchtest du darüber reden?", fragt mein Bruder sanft und setzt einen Kuss auf mein Haar. Ich unterdrücke die Schluchzer, atme tief durch und löse mich von ihm. Es wird bestimmt gut tun mit ihm darüber zu reden. Hastig wische ich mir über meine Wangen und erzähle meinem jüngsten Bruder alles was passiert ist. Ich lasse kein Detail aus und auch wenn meine Stimme immer wieder abbricht zwinge ich mich dazu weiter zu reden.

"Mads, das tut mir so wahnsinnig leid", haucht Felix als ich fertig bin und scheint mehr als sprachlos zu sein.

"Ich weiß wie wichtig er dir war und man hat gesehen wie gut er dir tut", murmelt er und zieht mich wieder an sich "Aber du wirst darüber hinweg kommen. Wenn Leon euch wirklich aufgeben will dann ist er es nicht wert. Du wirst noch so viele Typen kennenlernen und der Richtige wird schon noch dabei sein. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht wenn ihr voneinander loskommt. Ihr werdet euch vermutlich immer an die Tode und Mo erinnern"

Ich weiß ja, dass Felix irgendwo Recht hat. Wahrscheinlich würde ich jedesmal wenn ich Leon ansehe Mo's Leiche sehen, wie er sich den Schuss verpasst oder die vier Leute die ich im Stadion aus dem Weg geschaffen habe. Alles würde mich daran erinnern. Aber das wäre es mir wert. Ich bin nicht bereit dafür Leon aufzugeben, ich kann ihn nicht loslassen. Dafür ist er mir zu wichtig.

"Felix du kennst mich. Wenn ich mich emotional wirklich an eine Person binde, dann kann ich sie nicht mehr los lassen. Schau mich an. So würde ich niemals bei irgendeiner Person reagieren, bloß bei Leon. Ich liebe ihn", schluchze ich und drücke mich fester an meinen Bruder.

"Ich weiß, Kleine. Aber manchmal soll es einfach nicht sein", murmelt er mitfühlend und dann verfallen wir in Schweigen. Ich weine mich an meinem Bruder aus und schlafe irgendwann vor Erschöpfung in seinen Armen ein. Kein Wunder, schließlich war ich die gesamte Nacht wach und emotional bin ich wahnsinnig aufgewühlt.

Jemand rüttelt mich vorsichtig an meiner Schulter und als ich gequält die Augen öffne blicke ich in das Gesicht von Fabi. Mitleidig lächelt er mich an und hilft mir dabei mich aufzusetzen. Felix ist nicht mehr auf der Couch.

"Felix musste leider zum Training. Aber er kommt bald wieder", informiert mich Fabi als er meinen scheinbar verwirrten Blick sieht und lächelt mich sanft an "Wie geht es dir, Mads? Es tut mir leid was passiert ist"

Alleine diese Worte reichen aus um alles wieder in meine Gedanken zu rufen und augenblicklich treten neue Tränen aus meinen Augen. Ich presse meine Hand vor den Mund und versuche die Schluchzer zu ersticken, doch es ist unmöglich. Der Schmerz, der sich so sehr in mir eingebrannt hat, er verschwindet nicht.

Fabi zieht mich hastig in eine Umarmung und drückt mich so fest es geht an sich.

"Mads, vergiss ihn. Leon ist es nicht wert. Kein Junge der Welt ist es wert. In ein paar Tagen wird es dir besser gehen", murmelt Fabi in mein Ohr. Auch wenn er sich absolut überzeugt anhört, schenke ich seinen Worten keinen Glauben. Er hat keine Ahnung.

Es wird mir in ein paar Tagen nicht besser gehen. Ich kenne mich, meine Emotionen und weiß wie ich mit Sachen umgehe. Und mit so etwas kann ich einfach nicht umgehen.

"Wir zwei frühstücken jetzt erst einmal etwas und wenn Felix wieder da ist reden wir darüber wie es weiter gehen soll", meint Fabi sanft, drückt mich leicht von sich weg und schaut mir in die Augen. Schniefend nicke ich und wische mir über die Tränen nassen Wangen.

Nach dem Frühstück stelle ich mich unter die Dusche und bleibe eine halbe Ewigkeit einfach unter dem warmen Wasser stehen. Es stört mich nicht, dass ich hier einfach bloß stehe und auch das Klopfen an der Tür ignoriere ich ziemlich gut.

Als Felix wieder da ist sitze ich bereits mit Fabi im Wohnzimmer auf der Couch.

"Wir sollten darüber reden wie es weiter geht", meint Fabi und nickend setzt sich Felix zu uns. Er sieht noch etwas erschöpft aus vom Training und die kurze Nacht haben dunkle Augenringe bei ihm hinterlassen.

"Ich würde gerne die Uni wechseln", bringe ich hervor und tatsächlich nicken beide verständnisvoll. Von Felix habe ich es zwar erwartet aber von Fabian auf keinen Fall. Das überrascht mich tatsächlich.

"Natürlich. Ich werde später ein bisschen recherchieren und rumtelefonieren. Wir finden eine andere schöne Uni für dich", lächelt mein ältester Bruder aufmerksam und dankend nicke ich.

"Wie wäre es wenn du ein bisschen bei Fabi oder Mario wohnst? Ich denke hier bist du noch zu nahe an München, ich weiß nicht ob du das wirklich möchtest", schlägt Felix vor und legt sanft seine Hand auf mein Bein.

"Es wäre vermutlich ganz gut wo anders unterzukommen", murmel ich zustimmend "Ich will nicht zurück nach München. Ich will das alles einfach hinter mir lassen"

"Verständlich. Du musst auch nicht zurück nach München. Wir finden eine neue schöne Stadt für dich und da kannst du von vorne anfangen", lächelt Felix aufmunternd.

"Ich denke wenn du erst einmal bei Mario unterkommst wäre das ganz gut. Ann ist auch dort, sie kann dir bestimmt helfen. Und auch Rome wird dich auf andere Gedanken bringen", meint Fabi und zustimmend nicke ich. Er hat Recht. Rome wird bestimmt helfen und auch Ann wird eine große Unterstützung sein.

Ich will einfach aus München und der Umgebung weg. Dorthin kann ich nicht mehr zurück.

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Roommates // Leon Goretzka FFWhere stories live. Discover now