Kapitel 16

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Als es an der Wohnungstür klingelt steht tatsächlich Michelle davor. Es hat nicht einmal 24 Stunden gedauert bis sie wieder hier auftaucht, aber das war mir sowieso klar. Leon müsste auch gleich wieder nach Hause kommen und wir hatten gestern noch kurz darüber gesprochen, er scheint wirklich gerne Chelly helfen zu wollen.

"Du Irre, komm rein", meine ich leicht vorwurfsvoll, leicht lachend und ziehe sie in die Wohnung rein.

"Hast du schlimm Ärger bekommen? Tut mir leid, ich wusste ja nicht, dass er genau in dem Moment kommt", erkundigt sich meine Freundin und hört sich tatsächlich mal etwas reuevoll an, was ganz Neues.

"Passt schon, wir haben das geklärt. Chelly wenn du willst kann Leon dir über die Grenze nach Österreich helfen", meine ich ernst und halte ihr eine Tasse Kaffee entgegen, die sie lächelnd annimmt. Dann schaut sie mich jedoch etwas ungläubig und mit großen Augen an.

"Was wirklich? Das wäre ja der Wahnsinn. Dann könnte ich vielleicht weiter runter nach Italien und erst einmal dort bleiben, jedenfalls wenn die das da mit Corona besser im Griff haben", meint sie strahlend und scheint ziemlich erleichtert. Mit einem Lächeln nimmt sie einen Schluck von ihrem Kaffee und sie so erleichtert zu sehen, vertreibt bei mir alle Sorgen.

Natürlich bringt sich Leon mit so einer Aktion in Gefahr und das will ich eigentlich nicht, aber er besteht darauf und wenn Chelly ohne Schaden aus der ganzen Scheiße kommt ist das perfekt. In Italien kann sie sich ein neues Leben aufbauen.

"Aber Chelly du musst versprechen, dass du nie in deinem Leben ein Wort darüber verlierst. Du darfst nicht über die Flucht und besonders nicht über Leon sprechen. Dass er dir hilft ist sehr riskant, wenn das rauskommt ist das gar nicht gut", ermahne ich sie und schaue sie durchdringend an. Das ist wirklich etwas, was sie im Kopf behalten muss.

"Ja natürlich, das verstehe ich. Aber wenn er mir wirklich hilft werde ich ihm mit Sicherheit nicht in den Rücken fallen! Sowas ist nicht selbstverständlich. Hattest du da etwa deine Finger im Spiegel?", grinst Chelly und wackelt mit den Augenbrauen.

"Nein, er hat darauf bestanden", seufze ich und verdrehe meine Augen. Ich hätte ihn nie um diesen Gefallen gebeten, viel zu groß ist die Gefahr erwischt zu werden.

Die Tür fällt ins Schloss und das hindert Michelle daran noch etwas anderes zu sagen. Wir beide schauen zu dem Flur, in dem Leon gerade auftaucht. Sofort fällt sein Blick auf uns. Während er mir kurz ein Lächeln schenkt, wird sein Blick bei Michelle ernst. Immerhin könnte diese Frau seine Karriere zerstören, das weiß er selbst.

"Hat Maddie dir schon von dem Angebot erzählt?", fragt er gerade heraus und sofort nickt Chelly. Ich mustere meine Freundin von der Seite. Sie würde gut nach Italien passen. Ihre gefärbten Haare wachsen langsam wieder raus und mit ein paar anderen Schmink Techniken sieht sie gleich ganz anders aus. Niemand wird sie erkennen und Italien wird ihre Rettung sein. Ich will nur das Beste für meine Freundin und vielleicht hört sie in Italien mit der ganzen Scheiße auf und sucht sich einen vernünftigen Job.

"Ich könnte bereits für heute Nacht ein Zeitfenster besorgen. Normalerweise hätte ich dich im Kofferraum oder so mit über die Grenze genommen, aber da diese momentan ja geschlossen sind ist das unmöglich. Es gibt einen Teil der Grenze, der momentan zwar auch überwacht wird aber wenn die Wachleute wechseln gibt es einige freie Minuten, in denen du rüber kannst. Auf der anderen Seite würde ein Freund von mir dich in Empfang nehmen und dir die ersten Tage helfen", erklärt Leon den Plan und schaut streng zu meiner Freundin.

Sein Kiefer ist wieder etwas angespannt und er sieht unfassbar attraktiv aus. Dieses Kriminelle steht ihm. Aber so wie er es erzählt hört es sich tatsächlich so an, als hätte er das schon öfter gemacht, was sehr zu meiner Verwunderung wäre. Das hätte ich Leon nie zugetraut, ich dachte er ist eher so der brave.

Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt