Kapitel 117

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"Du siehst wunderschön aus", lächelt mich Felix an, legt seine Hände an meine Arme und fährt mit seinen Augen über mein Kleid.

"Da kann man nichts hinzufügen", meint Fabi und lächelt mich genauso sanft an, wie sein jüngerer Bruder.

"Ihr könnt euch nicht vorstellen wie aufgeregt ich bin", beichte ich und schaue die drei nervös an.

"Es wird alles perfekt sein", versichert mir Mario und kurz nicke ich. Er hat Recht, es wird alles perfekt. Trotzdem schlägt mir mein Herz bis zum Hals und meine Knie zittern leicht.

"Wir müssen langsam auf unsere Plätze", meint Felix, nach einem Blick auf die Uhr.

"Wenn wir uns gleich wiedersehen bist du schon fast Frau Goretzka", lächelt Fabi, nimmt mich sanft in den Arm und setzt einen Kuss auf meine Wange.

"Du hilfst nicht gerade was die Aufregung angeht", lache ich leicht panisch. Entschuldigend lächelt er mich an und tritt zurück.

"Mach dir nicht so viele Gedanken. Alles was zählt sind du und Leon, der Rest ist egal", muntert mich Mario auf und nimmt mich ebenfalls kurz in den Arm.

"Genieß den Moment einfach. Den wirst du kein zweites Mal erleben", lächelt Felix und nachdem auch er mich umarmt hat, verlassen die drei das Zimmer. Jetzt bin ich alleine.

Alles prallt auf mich ein. Mein Herz klopft wie wild, meine Hände sind schwitzig und ich bekomme auf einmal super schlecht Luft in diesem Kleid. Vielleicht hätte ich doch ein anderes kaufen sollen. Was wenn dieses hier die falsche Wahl war? Wenn es Leon nicht gefällt und ich mich doch unwohl fühle?

Vielleicht hätten wir bloß im kleinen Kreis heiraten sollen. Das ist doch viel zu viel alles. Wie soll ich das bitte schaffen?

Hastig gehe ich zu dem Fenster herüber und öffne es weit. Die frische Luft erfüllt den Raum und ich versuche tief durchzuatmen, doch wirklich helfen tut es nicht. Meine Gedanken spielen verrückt und am Liebsten würde ich jetzt gerade aus diesem Fenster klettern und einfach davon laufen, ganz weit weg.

Was wenn etwas schief läuft? Wenn ich falle auf dem Weg nach vorne? Oder noch schlimmer, wenn Leon es sich im letzten Moment doch anders überlegt? Ich meine, jetzt binden wir uns wirklich aneinander. Für den Rest unseres Lebens, wahrscheinlich. Was wenn das die falsche Entscheidung ist und Leon das gerade erkennt?

Das Klopfen an der Tür schreckt mich auf. Mein Herz setzt für einen Moment aus und nervös drehe ich mich der Tür zu. Meine Eltern treten ein, Taro an der Hand seiner Großmutter.

"Du siehst ziemlich fertig aus. Geht es dir gut?", fragt meine Mutter und hört sich besorgt an. Sie hat heute einen wirklich guten Tag. 

"Ich glaube ich pack das nicht", platzt es aus mir heraus. Ich habe nicht einmal darüber nachgedacht, da haben diese Worte bereits meinen Mund verlassen.

"Natürlich packst du das. Vorher ist man immer aufgeregt. Aber das legt sich ganz schnell", versucht mein Vater mich zu beruhigen. Die Jungs hätten mich nicht alleine lassen dürfen. Ich hätte nicht mit meinen Gedanken alleine sein dürfen. 

"Ihr versteht das nicht. Ich kann das nicht. Mich werden hunderte Augenpaare anschauen. Was wenn ich stolpere? Oder wenn ich in dem Kleid doch total blöd aussehe? Was wenn Leon das alles nicht mehr will?", meine ich aufgeregt. Ich spreche schnell, überschlage mich selbst beinahe und habe das Gefühl zu ersticken. Mein Herz hämmert unfassbar schnell gegen meine Brust und mir ist wahnsinnig schlecht in diesem Moment. 

"Maddie, jetzt hör mir Mal zu. Leon ist ein unfassbar toller Mensch. Er hat dich nie alleine gelassen und immer abgöttisch geliebt. Er ist der Vater deines Kindes und hat dich immer unterstützt. Dieser tolle Mann wartet da draußen auf dich. Auf dich alleine und niemand anderen, weil er dich heiraten möchte. Du sollst seine Frau werden und zwar nur du", redet meine Mutter ernst auf mich ein.

Sie hat Recht. Leon hatte so oft die Möglichkeit mich zu verlassen, wieso sollte er es ausgerechnet heute tun? Aber was wenn das alles doch umsonst war? Wenn es ihm nicht ausreicht?

"Setz dich erst einmal", meint mein Vater und drückt mich auf den Stuhl im Zimmer. Dann reicht er mir ein Glas Wasser, aus dem ich einen kleinen Schluck nehme. Wenigstens die Übelkeit legt sich etwas, aber mein Herz pocht genauso schnell wie bisher. 

"Ihr müsst gleich los. Maddie hätte den Raum hier schon verlassen sollen", erinnert mich meine Mutter und hebt Taro auf ihre Hüfte.

"Ich kann das nicht", Murmel ich und würde mir am liebsten die Haare raufen, aber dann wäre die ganze Frisur dahin.

"Ich gehe schon einmal auf meinen Platz. Soll ich Felix noch einmal herschicken?", schlägt meine Mutter vor und zustimmend nicke ich. Ich brauche ihn hier.

Meine Mutter verschwindet und nur einen Augenblick später kommt Felix halbwegs herein gestürmt. Er schließt hastig die Tür hinter sich und schaut mich besorgt an.

"Mads, was ist denn? Leon wird schon nervös", fragt er und hockt sich neben mich. Unser Vater verlässt sogar kurz den Raum.

"Ich Pack das nicht. Was wenn ich mich blamiere oder Leon das Kleid nicht gefällt? Es sind viel zu viele Leute hier. Ich....Ich kann einfach nicht, Felix", stottere ich etwas und spüre wie meine Augen feucht werden.

"Okay, du wirst jetzt nicht weinen. Denk an die schöne Schminke", meint er ernst und fächert mir etwas Luft zu. Dann greift er nach meiner Hand.

"Mads, alle die hier sind lieben euch. Jeder dieser Menschen ist ein Teil eures Lebens, jeder hat irgendwann einmal Einfluss darauf genommen und jeder möchte euch einfach nur glücklich sehen. Ich weiß, wie viel Leon dir bedeutet und wie sehr du ihn liebst. Du warst nie zuvor so glücklich wie mit ihm an deiner Seite. Ihr habt bereits angefangen eure eigene Familie zu gründen, ihr habt euer eigenes Haus. Diese Hochzeit macht euer Glück vollkommen. Heute ist euer Tag. Leons und deiner. Du kannst dich überhaupt nicht blamieren. Jeder wird bloß auf dieses wunderschöne Kleid achten, auf dein strahlendes Lächeln und bewundern wie unfassbar hübsch meine kleine Schwester aussieht. Dein Traummann steht da und wartet ganz ungeduldig auf dich. Lass ihn nicht warten", lächelt mich Felix sanft an.

Tief atme ich durch und schlucke diese Zweifel in mir herunter. Felix hat Recht, heute ist unser Tag und unser Glück wird endlich vollkommen nach all dieser Zeit. Mein Kopf steht mir schon wieder im Weg, aber gerade heute sollte er es nicht tun und ich darf es nicht zulassen.

"Danke, dass du immer für mich da bist", Murmel ich und drücke sanft die Hand meines Bruders.

"Natürlich, Sis", lächelt er zurück und hilft mir auf. Das Kleid kann durchaus etwas unpraktisch sein. Sanft streicht mein Bruder den Stoff glatt und schaut mich dann aufmunternd an, bevor er sich von mir abwendet. 

Felix öffnet die Tür des Zimmers. Unser Vater wartet davor und schaut sofort auf.

"Ich bin soweit", verkünde ich und ein erleichtertes Lächeln legt sich auf die Lippen meines Vaters. Er klopft Felix dankend auf die Schulter, während er wieder verschwindet. Er muss auf seinem Platz sitzen, bevor wir kommen.

Dad hält mir seinen Arm entgegen und lächelnd hake ich mich bei ihm unter. Gemeinsam gehen wir einige Meter und stellen uns vor die große verschlossene Tür. Dahinter befinden sich all unsere Gäste, dahinter befindet sich Leon und somit mein zukünftiger Ehemann.

Das Herzklopfen ist immer noch so schlimm, aber ich bekomme wieder deutlich mehr Luft. Es ist auch kein unangenehmes Herzklopfen mehr, sondern eher ein angenehmes.

"Bereit?", fragt mein Vater leise und schaut fragend zu mir herüber.

"Bereit", bestätige ich ihm und lächel sanft.

Ich bin bereit. Ich bin bereit Leon zu heiraten und Frau Goretzka zu werden.


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Roommates // Leon Goretzka FFWhere stories live. Discover now