Kapitel 106

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"Kann ich dir sonst noch etwas bringen? Möchtest du jetzt etwas essen?", erkundigt sich Leon besorgt und fährt mit seiner Hand über mein Haar. Ich schüttel leicht den Kopf. Genau wie heute morgen habe ich absolut keinen Hunger.

"Mads, vielleicht sollten wir lieber zum Arzt. Du machst mir wirklich große Sorgen", murmelt Leon und schaut mich mitleidig an. Ich liege schon den zweiten Tag im Bett und fühle mich alles andere als gut. Ich stehe weder auf, noch mache ich irgendetwas. Ich liege einfach die ganze Zeit hier, starre vor mich hin oder schlafe.

Vor zwei Tagen haben Leon und ich ausgiebig geredet und das Gespräch war sehr nervenaufreibend und anstrengend. Aber es hat in gewisser weise durchaus geholfen und klar gemacht, dass wir kämpfen werden. Nächste Woche beginnt unsere Therapie und auch meine. Wir werden an uns arbeiten. Anders geht es einfach nicht. Ich liebe Leon, genau wie Taro, und ich kann nicht ohne die beiden leben.

Leon hat mittlerweile alles alkoholische aus unserem Haus geschafft. Gäste müssen sich also ab sofort mit Wasser zufrieden geben.

"Ich brauche einfach etwas Ruhe. Morgen geht's mir bestimmt besser. Es war einfach so viel die letzte Zeit", entgegne ich und schließe für ein paar Sekunden meine Augen. Ich spüre wie mein Körper überfordert ist mit allem was gerade passiert und das verstehe ich.

"Das hast du bereits gestern gesagt. Was wenn es etwas ernstes ist?"

"Mach dir nicht immer so viele Sorgen"

"Du siehst aber um ehrlich zu sein überhaupt nicht gut aus. Wir sollten lieber zum Arzt. Man kann nie vorsichtig genug sein", meint Leon besorgt und schaut mich bittend an.

"Bring mir doch bitte noch ein bisschen was zum trinken, dann geht es mir bestimmt besser", bitte ich und lächel Leon sanft an. Er schaut zweifelnd zurück und seufzt auf, bevor er von der Bettkante aufsteht und das Zimmer verlässt. Der Spieler kommt mit einer großen Karaffe Wasser und einem Tee in der Hand zurück.

Beides findet Platz auf dem Nachttisch und ich setze mich etwas auf um einen Schluck zu trinken.

"Ich mache dir gleich was kleines zu Essen, dein Körper braucht das", meint Leon ernst und schaut mich durchdringend an. Seufzend nicke ich. Ich habe ja doch keine Chance gegen ihn. Ich weiß er macht sich bloß Sorgen, aber er kann sowieso nichts tun. Mein Körper braucht jetzt ein bisschen Zeit um sich zu regenerieren.

Das Essen tut mir aber tatsächlich ganz gut. Leon hat eine ziemlich gute Suppe gemacht. Nachdem er dann noch irgendwas im Haushalt gemacht hat, legt er sich mit Taro zu mir ins Bett. Sanft legt er seinen Arm um mich und ich kuschel mich näher an seine Seite.

Die Nähe ist schön und seit ich hier liege haben wir uns nicht mehr gestritten, einen Vorteil hat das Ganze also schon einmal.

"Ich mache mir Sorgen um dich", murmelt Leon gegen mein Haar und setzt einen Kuss darauf.

"Musst du nicht", entgegne ich leise und fahre mit meinen Fingern sanft über seinen Arm. Leon mochte dieses Gefühl schon immer, wenn meine Nägel leicht über seine Haut fahren, und jetzt gerade will ich, dass er sich auf andere Dinge konzentriert als seine Sorgen.

"Nach all dem was in letzter Zeit los war? Mads, dein Körper macht nicht mehr mit und ich hoffe zwar, dass es einfach an dem momentanen Stress liegt aber was ist, wenn es etwas ernstes ist? Etwas, was die ganze Zeit unterdrückt wurde?", fragt er sanft. Seine Worte sorgen dafür, dass sich eine Gänsehaut auf meinem Körper ausbreitet.

"Es wird nichts ernstes sein und wenn es wirklich nicht weggeht, dann gehe ich in ein paar Tagen zum Arzt, versprochen", entgegne ich und tatsächlich scheint sich Leon damit erst einmal zufrieden zu geben. Wir liegen dort und schweigen. Leon versucht mir ein möglichst gutes Gefühl zu geben und fährt mit seiner Hand immer mal über mein Haar oder meine Seite.

"Es tut mir so verdammt leid was in letzter Zeit passiert ist. Es tut mir leid, dass du das Gefühl hattest nicht mit mir darüber reden zu können und zum Alkohol gegriffen hast", durchschneidet seine Stimme nach ein paar Minuten die Stille und ich lasse einen kleinen Seufzer frei.

"Es war wirklich nicht deine Schuld", murmel ich leise. Es war doch bloß eine Frage der Zeit. Schließlich bin ich nun einige Jahre trocken gewesen und von Anfang an war eigentlich klar, dass ich das niemals ewig aushalten werde. Dafür ist mein Leben zu chaotisch.

Wieder sitzen wir eine ganze Zeit in der Stille und man spürt förmlich wie jeder von uns seinen Gedanken hinterher hängt. Auch Taro ist nicht ansatzweise so aktiv wie normalerweise, er krabbelt zwar etwas auf dem Bett herum, aber das wars auch.

"Wann ist es so verdammt schief gegangen? Vor ein paar Wochen noch war doch alles perfekt und plötzlich stehen wir wieder an einem Punkt, an dem wir schon einmal waren", murmelt Leon, lässt einen Seufzer frei und setzt einen Kuss auf mein Haar.

"Die Vergangenheit hat uns eingeholt, früher oder später musste das passieren. Es war alles bloß eine Frage der Zeit", spreche ich die Wahrheit aus.

Wir hätten niemals einfach so davon kommen können. Ich habe damals vier Leute aus dem Weg geschaffen. Bloß Leon und die Polizei wussten davon, aber es war klar, dass das nicht auf ewig geheim bleiben würde. Natürlich hatten die Männer Familien und sie wollten definitiv wissen was passiert ist. Dass sich einer rächen möchte, ist doch klar.

"Ich hatte gehofft, dass würde uns erspart bleiben"

"Glaub mir, ich auch", seufze ich.

"Versprich mir, dass wir diese Therapie durchziehen. Dass wir beide zu unseren Einzeltherapien gehen und versuchen alles wieder auf die Reihe zu bekommen", bittet mich Leon.

"Ich verspreche es dir. Tut mir leid, dass ich wieder getrunken habe. Ich weiß, dass das falsch war aber ich konnte mich in dem Moment einfach nicht abhalten. Ich wollte dich nicht enttäuschen"

"Alles gut, Mads. Mach dir darüber keine Gedanken. Das wird alles wieder"

"Leon?"

"Ja?"

"Willst du mich wirklich noch heiraten und ein weiteres Kind mit mir bekommen?"

Ich fahre mit meiner Hand über Taros Kopf und er krabbelt strahlend zu mir herüber, bevor er sich auf mich zieht und dort liegen bleibt. Meine Hand ruht auf seinem Rücken und ich spüre sein gleichmäßiges Atmen. Mich wundert es, dass er immer noch so gut drauf ist und die schlechte Stimmung ihm scheinbar kaum etwas an hat.

"Natürlich will ich das, ich liebe dich. All das was die letzten Tage passiert ist, war nicht wirklich ich. Ich stand völlig neben mir und habe Sachen gesagt, die ich nicht so meinte. Vergiss das wieder"

Wenn das bloß so einfach wäre. Die letzten Tage höre ich ständig die Worte, die Leon zu mir im Badezimmer gesagt hat. Auch wenn ich mit aller Kraft versuche diese auszusperren und nicht mehr an mich ranzulassen, es ist unmöglich. Er hat genau das richtige gesagt um genau diee richtige Stelle zu treffen. 

"Soll ich dir noch irgendetwas bringen? Brauchst du etwas?", erkundigt sich Leon bei mir, doch ich schüttel bloß ablehnend den Kopf. Alles was ich brauche ist Kontrolle über mein Leben, eine funktionierende Beziehung. 

"Mads, wen hast du da angeheuert? Wer soll uns helfen?", fragt Leon zaghaft und mein Körper spannt sich unmerklich an. Ich will nicht wirklich darüber reden, aber Leon verdient seine Antworten. Es kann so nicht weitergehen.

"Sie heißt Lydia. Sie hat meine Kontaktdaten von David. Es ist etwas schwierig, aber er hat über viele Ecken Kontakt mit jemandem gehabt, den ich ebenfalls an die Polizei verraten habe. Es hat viel Überzeugungskraft und Geld gekostet. Aber die Polizei hilft uns nicht, die stecken in einer Sackgasse. Lydia wird die Familie ausfindig machen und dann weiter sehen", murmel ich und Leon ist so leise, dass ich merke wie aufmerksam er wirklich zuhört.

Ein Seufzen verlässt seine Lippen.

"Maddie, was machst du bloß immer?"

Guten Morgen :)

Noch einmal kurz Werbung haha. Mein neues Buch 'Nerja' ist gestern online gegangen. Es ist eine Julian Brandt Fanfiction und die ersten beiden Kapitel sind bereits da. Wenn ihr also Mal Lust habt, Lest gerne rein :)

Ansonsten, wie immer, lasst gerne Feedback da <3

Roommates // Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt