45. Kapitel - Horace Slughorn

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"Horace? Horace!", ruft Dumbledore mit rauer Stimme, doch ohne eine Antwort zu erhalten. Vorsichtig pirscht er im Wohnzimmer vor und durchleuchtet dabei aufmerksam jede noch so kleine Nische. Jane blickt nur grob drüber, bleibt mit ihrer Aufmerksamkeit jedoch am Sessel hängen, welcher wohl eines der wenigen noch unversehrten Möbel im Haus darstellt.
Irgendetwas an ihm zieht Jane förmlich an und mit Argusaugen und gehobenen Zauberstab nähert sie sich dem hässlichen blau-weiß gestreiften Möbelstück.

Gerade als sie ihn etwas näher betrachten will, schlingen sich dieses Mal nicht ganz so lange und knochige Finger um ihr Handgelenk und irritiert dreht sie sich zu Harry um. Dieser blickt sie mit weit aufgerissenen Augen an und eine rote dickflüssige Flüssigkeit läuft ihn von der Stirn. Mit seinem Zauberstab leuchtet er ganz langsam die Decke ab, wobei ihn erneut etwas rotes auf die Stirn tropft.

"Blut", flüstert Jane leise, als sie es von den Deckendielen  durch die zerrissene Tapete tropfen sieht. Bevor die beiden jedoch irgendetwas tun können, steht Dumbledore auch schon lautlos neben den beiden, wischt mit seinen Finger das Blut von Harry's Stirn und steckt es sich in den Mund. Angeekelt verzieht Jane das Gesicht.

"Dracheblut", stellt Dumledore erleichtert fest und lässt sein Licht erneut durch den Raum gleiten. Zögerlich zupft Jane an seinem Ärmel, worauf er fragend zu ihr sieht. Doch Jane deutet nur mit den Kopf auf den Sessel, worauf er wissend nickt.

Gerade als er den Sessel mit seinen Zauberstab berührt, reißt dieser auf und ein älterer Herr steckt aufgebracht den Kopf heraus, während er energisch, "Bei Merlins Bart", ruft.
Eilig erhebt er sich, wobei das Kissen von seinem Schoß fällt, und streift sich das Polster aus der Kleidung.

"Ist nicht nötig mich auseinanderzunehmen, Albus", schimpft er weiter.
"Ich muss dir sagen du bist als Sessel sehr überzeugend, Horace", lobt ihn Dumbledore etwas amüsiert, während Horace Federn und Schaumstoffpolster  durch die Gegend fliegen lässt.

"Ja das liegt an der Polsterung. Die Füllung hab ich von Natur aus", der ältere Mann fährt sich mit den Händen über den Bauch und deutet auf die deutliche Rundung. "Was hat mich verraten?", fragt er nun neugierig mit einem gewissen Ehrgeiz.

"Das Drachenblut", meint Dumbledore und deutet mit den Zauberstab an die Decke. Doch Horace blickt nicht nach oben, sondern direkt hinter Dumbledore zu den zwei Jungendlichen. Wobei er wohl eher die Berühmtheit Harry Potter wahrnimmt, als die Unbekannte neben ihm.

"Oh ja, ich darf vorstellen. Harry das hier ist ein alter Freund und Kollege von mir Horace Slughorn", stellt Dumbledore den Zauberer nun vor. Dieser hebt ganz euphorisch die Hand, bemerkt aber schnell, dass diese immer noch mit Polsterung umgeben ist.

"Horace, nun wer das ist weißt du ja"
"Harry Potter", sagt der ältere Herr ganz erfreut.
"Also was soll das ganze Theater, Horace?. Du hast doch wohl nicht zufällig jemand anderes erwartet", fragt Dumbledore skeptisch.
"Jemand anderes? Ich weiß nicht wovon du sprichst-... ach was solls. Die Todesser wollen mich seit über einem Jahr rekrutieren. Weißt du wie so etwas ist? Zu diesen Leuten kann man nicht zu oft nein sagen, also bleib ich nirgends länger als ne Woche", ruft Slughorn ganz aufgebracht. "Die Muggel die hier wohnen sind auf den Kanarischen Inseln", fügt er noch beiläufig hinzu.
"Ich finde wir sollten die Wohnung für sie wieder in Ordnung bringen, oder?"
"Ja"
"Vorsicht"

Mit einem kurzen Schwenken von Albus's Zauberstab beginnt sich die Unordnung von allein zu beheben und die zertrümmerten Gegenstände setzen sich wieder in ein Ganzes zusammen.
Während Harry ganz begeistert dabei zusieht, fühlt Jane so etwas wie Wehmut bei dem Anblick.
Oft musste ihr Vater alles wieder ganz zaubern, nachdem sie nach einen Anfall ein Trümmerfeld hinterlassen hat. Viele magische Gegenstände konnte man nicht reparieren oder Jane hat sie mit ihrer Magie so zerstört, das Einzelteile nicht einmal mehr existierten.

"Das hat Spaß gemacht", ist das einzige was Dumbledore etwas dümmlich von sich gibt.

Zufrieden sieht Horace durch den aufgeräumten, nun von Lampen erhellten, Raum, blickt dann jedoch stutzig zu Jane. "Oh und Sie sind?"

"Jane Snape, Sir. Freut mich Sie kennenzulernen", sagt Jane freundlich und lässt ihre Augen wieder grün werden. Slughorn blickt sie verblüfft an, fängt sich dann aber wieder.
"Snape? Wie Severus Snape? Oh ich wusste ja gar nicht das er eine Tochter hat", interessiert mustert er sie. Jane lächelt nur sanft, sie wusste nicht was sie darauf erwidern sollte, schließlich hört sie ständig nur das selbe. "Sagen Sie sind Sie auch so talentiert wie Ihr Vater in Zaubertränke? Er war einer meiner besten Schüler. Hat seine Nase stets in Büchern versteckt und seine ganz eigenen Methoden zum brauen gehabt", schwärmt Slughorn von seinem ehemaligen Schüler.

"Nun ich denke ich bin recht passabel", sagt Jane verlegen und kratzt sich am Kopf.

"Pff, sie ist mit Abstand Jahrgangsbeste", grummelt Harry etwas verbittert neben ihr, was Slughorn noch mehr zu erfreuen scheint.

"Und ihre Mutter? Nach dem ihr Vater sich mit der jungen Li-"
"Darf ich mal die Toilette benutzen?", unterbricht ihn Dumbledore und blickt ihn tadelnd an.
"Natürlich nur zu.", sagt Slughorn und tritt ein Stück zur Seite.
"Denk ja nicht ich wüsste nicht was du hier willst, Albus. Die Antwort ist Nein, nach wie vor. Ein klares Nein! Unwiederruflich und eindeutig!", ruft er dem alten Zauberer noch hinterher.

Eine unangenehme Stille legt sich im Raum, bis Slughorn diese wieder unterbricht.
"Sie ähneln sehr ihrem Vater. Nur die Augen, die haben Sie eher von-"
"Von meiner Mutter, ja", unterbicht ihn Harry fast schon etwas genervt.

"Die wunderbare Lily", sagt Slughorn stolz.

Jane würde sich gerne übergeben, begnügt sich aber mit einem Augendrehen.
Sie kann den Namen Lily schon nicht mehr hören. Er erinnert sie nur daran, das ihr Vater sie niemals so sehr lieben wird, wie er sie geliebt hat. Sie immer noch liebt. Es würde sie nicht wundern, wenn er ihr Leben gegen ihres tauschen würde, wenn er könnte. Dabei hat diese Frau ihn von sich gestoßen! Ihn diesen einen Fehler nie verziehen und ihn mit seinem Problemen allein gelassen. Statt ihn von der dunklen Magie wegzuzerren, hat sie ihn weggestoßen, immer tiefer in die dunkle Magie hinein. Jeder spricht davon was für ein großes Herz sie doch gehabt haben soll, doch wo war es, als ihr Vater es brauchte? Als er einen Fehler aus Wut, Pein und Verzweiflung heraus machte und alles versuchte um ihn wieder gut zu machen? Wie konnte sie ihn allein lassen und somit direkt in die Arme Lucuis's und der anderen Todesser laufen lassen? Jane sieht in dieser Frau kein großes Herz, sieht die ihr zugesprochene Intelligenz nicht, sieht nicht was ihr Vater sieht. Doch weiß Jane auch, dass das größtenteils daran liegt, dass sie sich wünschte er würde so für ihre Mutter empfinden. Für die Frau mit der er Jane gezeugt hat. Eine Frau, welche mehr sein sollte als ein OneNightStand in einer lüsternden Nacht mit zu viel Elfenwein und Feuerwhiskey.

 

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