90. Kapitel - "Avada Kedavra"

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"Das Verschwindekabinett, im Raum der Wünsche, ich habe es repariert", geht Draco auf das Ablenkungsmanöver ein. Seine Hand umgreift noch fester die von Jane, während er dem Schulleiter entgegen blickt. Ihm behagt es nicht was folgen wird. Er will nicht, dass Jane ihn tötet. Er will eigentlich das Jane überhaupt niemanden tötet. Sie tut es nur für ihn. Es wäre eigentlich seine Aufgabe und das ist eine Schuld die er niemals in Leben begleichen könnte.

"Das war schlau... ich nehme an, es gibt ein zweites?", fragt Dumbledore und blickt Jane dabei etwas vorwurfsvoll an. Sie hat das Gefühl, dass sie ihm davon hätte erzählen müssen, aber ihre Sorge ist jetzt wohl belanglos. Die Todesser sind im Schloss und Dumbledore würde jeden Augenblick tot sein. Sie müsse nur endlich den Mut fassen und den Zauber sprechen. Vielleicht ist es aber auch nicht die Angst die sie lähmt und verhindert, das sie zur Mörderin wird, vielleicht ist es auch die fehlende Wut und der Abscheu Albus gegenüber. Einem Mann der stets an das Gute in den Menschen glaubt und dem das Wohlergehen seiner Schüler über alles steht, auch wenn er gerade diese Eigenschaften in Zeiten des Krieges aus den Augen verloren hat.

"Das Gegenstück ist bei Borgin und Burkes", fährt Draco fort.
"Wirklich schlau", meint Albus anerkennend. Er wollte gerade noch etwas sagen, als lautes Gepolter und Kampflaute ihn unterbrechen. Mehrere Personen in schwarzen Gewändern eilen nun die Treppe hinauf, während Jane ihren Zauberstab wieder auf Dumbledore richtet. Mit zusammen gepressten Kiefer lässt sie jede Emotion, jeden Zweifel aus ihrem Gesicht verschwinden, als Bellatrix mit ihrer wilden Haarmähne auch schon hinter ihnen auftaucht.

"Dein Augenblick, Snape. Zeig dem dunklen Lord wie wertvoll du wirklich für ihn bist", sagt sie hämisch, während sie sich mit den anderen Todessern auf der Aussichtsfläche versammelt. Von unterhalb sind immer noch Schreie und Gerangel zu hören, was Jane versichert, dass noch mehr von ihnen im Schloss sind. "Guten Abend Bellatrix, wir sollten uns einander vorstellen, oder?", spricht Albus die verückte Hexe an, als wären sie beim Teekränzchen. "Liebend gern Albus", haucht die Todesserin zuckersüß, "aber wir sind leider etwas knapp dran!". Nachdrücklich sieht sie Jane an, welche noch dabei ist ihr Gefühlschaos zu sortieren. Wut, Hass... das ist es was sie jetzt fühlen muss, doch das einzige was in ihr tobt ist gerade Angst und Verzweiflung. Es ist eines ein Haus nieder zu brennen, einen widerlichen Verräter zu foltern, aber den größten Zauberer allerzeiten zu töten... der Mentor ihres Vaters.

"TU ES!", schreit Bellatrix nun schrill und reißt sie aus ihren Gedanken. "Das ist der Augenblick, mach Papi stolz", spottet sie, "Töte ihn!". Ein lautes Poltern lässt alle kurz zur Treppe starren, von der man laut Remus's Stimme rufen hören kann. "Sie haben die Treppe versperrt - Reducto! REDUCTO!"
"Also dann Jane, schnell!"
"Lass es!", sagt eine dunkle Stimme unerbittlich und nun wenden sich alle der dunklen Gestalt zu, welche die Treppe bedrohlich empor steigt. Das dunkle Bariton bereitet ihr einen Schauer und kurz muss sie schwer schluckend die Augen schließen, als ihr bewusst wird dass nun auch ihr Vater eingetroffen ist.

Grob drängt er sich an Jane vorbei, blickt ihr dabei tief in die Augen und kommt vor Dumbledore zum stehen. Dieser scheint erleichtert, auch wenn es für die Anwesenden wohl aus einem anderen Grund erscheinen mag. Bittend sieht er seinen Spion an, versucht auf seine Reue und sein Pflichtgefühl zu plädieren, als er flehentlich seinen Namen haucht.

"Severus..."

Erst jetzt wagt Severus es sich überhaupt ihn in die Augen zu sehen, wo er nichts als Wärme und Akzeptanz finden kann.

"Severus... bitte.."

Und Severus hebt den Zauberstab, richtet ihn auf seinen Mentor und erfüllt ihn seinen letzten Wunsch, auch wenn er weiß, dass es sein eigen Untergang sein wird. Es wird ihn seine Seele zerreißen und in dunklere Abgründe ziehen, als er je zu betreten wagte. Doch besser er als seine Tochter oder? Severus kann ihre Anwesenheit so deutlich hinter sich spüren. Das Schwingen was von ihr ausgeht, welches sich auf Schlag in einen tötlichen Orkan verwandeln könnte. Er kann sie das nicht tun lassen, er kann sie nicht für seine Fehler leiden lassen, denkt er verbittert.

Und mit diesem Gefühl von Hass und Abscheu auf sich selbst spricht er schließlich den Zauber.

"Avada Kedavra!"

Der grüne Lichtblitz rast auf den langbärtigen Zauberer zu, trifft in mitten in die Brust und schleudert in mit Wucht über die Brüstung. Für eine unendliche Sekunde scheint die Welt still zu stehen, bevor Severus sich schließlich aus seiner Starre reißen kann und ruckartig umdreht. Emotionslos starrt er in das entsetzte Gesicht seiner Tochter, welche immer noch mit grauen, glasigen Augen dem Körper nachschaut, welcher schon längst seinen Weg zu Boden gefunden hat.
Innerlich zuckt er, als ihre Augen zu ihm schellen und ihn fassungslos ansehen.

Jane glaubt nicht was sich vor ihr in den letzten zwei Minuten abgespielt hat. Er hatte es getan...
Ihr Vater hatte es getan...
Er hat Dumbledore getöten, denn Mann dem er die Treue geschworen hat. Er hat ihn getötet und Jane um ihre Aufgabe erleichtert. Er hat diese Last auf sich genommen, obwohl er doch schon so viel zu tragen hat.

"Raus hier, schnell", herrscht Severus und packt Jane grob an der Schulter um sie zur Treppe zu zerren. Im Schlepptau Draco, welcher immer noch verkrampft ihre Hand hält. Greyback, Bellatrix und die anderen folgen ohne Widerwort. Ein Rumpeln ist hinter ihnen zu hören und Jane will sich gerade zu diesem umdrehen, doch Severus schiebt sie einfach weiter grob die Treppe hinab. Mittlerweile zieht Draco seine Freundin schon hinter sich her. Er will einfach nur noch weg von hier, weit weg.

Unten angekommen treffen sie auf ein riesiges Gerangel zwichen Ordensmitgliedern und Todessern, doch Severus läuft stur weiter, als würde ihn das alles nichts angehen. "Es ist vorbei, Zeit zu gehen!", verkündet er laut und läuft schon um die nächste Ecke Richtung Ausgang. Vor sich schubst er immer noch seine zwei Schützlinge her, als wären sie kleine Kinder, welche er aus dem Honigtopf jagen wolle. Jane wollte Widerstand leisten, als sie Neville keuchend am Boden liegen sieht, doch Severus stößt sie unerbittlich weiter und knurrt dunkel etwas wie "Untersteh dich!". Sie schluckt den schweren Kloß in ihrem Hals herunter, welcher sich in ihren Magen wie ein tonnenschwerer Stein anfühlt.

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