101. Kapitel - Wald von Dean

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Der Schnee und die Äste knirschen unter ihren Füßen, während Jane versucht möglichst leise ihrem Vater durch den dichten dunklen Wald zu folgen. Phineas Black hatte ihnen vor gerade einmal 10 Minuten gesagt, das sich das Trio im Wald von Dean aufhält. Eigentlich nur noch Duo, denn wie Black noch berichtete, haben sich wohl die zwei unzertrennlichen Herren des Trios zerstritten, worauf Weasley sich aus dem Staub gemacht hat. Severus hält zwar nicht viel von dem rothaarigen Burschen, doch begeistert ist er auch nicht gerade. Potter braucht jede Unterstützung die er kriegen kann. Da ist eine Entzweiung der Freundesgruppe nicht gerade hilfreich. Besonders da Potter in noch größerer Gefahr schwebt, sollte sein Freund von Greifern aufgeschnappt werden.

Als Jane auf einen weiteren, laut knackenden Ast tritt, dreht sich ihr Vater ruckartig zu ihr um. Sie kann zwar durch die anhaltende Dunkelheit kaum etwas erkennen, doch das finstere, wütende Gesicht ihres Vaters sieht sie mehr als deutlich. Mit entschuldigenden Dackelaugen blickt sie zu ihm rüber, worauf er sich kopfschüttelnd wieder seiner Aufgabe widmet. Sie kann ihn noch erbost grummeln hören, was sich wie ein gebrubbeltes, „Wäre ich doch allein gegangen" und „die wahre Sabberhexe", anhörte. Trotz der angespannten Situation muss Jane grinsen. Ihr Vater ist und bleibt ein Grießgram und um so länger man ihn kennt, um so belustigender findet man seine gelegentliche schlechte Laune. Auch Dumbledore hatte oft über die Ausfälligkeit seines Freundes gegluckst.

Severus bleibt an einer kleinen Lichtung mit einem gefrorenen kleinen See stehen. Das Mondlicht strahlt auf die eiserne Fläche und wird fast schon leuchtend reflektiert. Vorsichtig blickt er sich um, bevor er aus dem schützenden Dunkel heraus und auf das Eis zutritt. Jane betrachtet sein Vorhaben nur irritiert. „Was machst du da?", flüstert sie leise und tappselt ihn hinterher. „Shhhhh", schnaubt Severus nur gereizt, worauf seine Tochter die Augen verdreht. Er tritt auf die Fläche, testet ob das dicke Eis ihn halten wird und steuert dann die Mitte des Sees an.

„Potter muss das Schwert mit Heldenmut erlangen, das wird er wohl kaum, wenn ich es ihm eingepackt mit Schleife und Grußkarte überreiche", flüstert er erklärend und zückt seinen Zauberstab. Mit einer leise gemurmelten Formel schmilzt das Eis einige Schritte vor ihm und vorsichtig lässt Severus das Schwert ins Wasser schweben, bevor er die Fläche wieder verschließt. Zufrieden blickt er durch die glitzernde Oberfläche, durch welche er das Schwert am Grunde des Sees schimmern sehen kann, als ein lautes Krachen ihn umherfahren lässt. Wie ein Käfer liegt seine Tochter mit dem Rücken auf den Eis. Alle Viere von ihrem Körper gestreckt wie ein Seestern und ihr Gesicht schmerzhaft verzogen, was wahrscheinlich dem Sturz verschuldet ist. Severus hätte eigentlich gelacht, weiß er doch das Eis und Schlittschuhlaufen noch nie eine ihrer Stärken waren, doch die mehr als ernste Situation lässt diese Gefühlsregung nicht zu.

„Ein tollwütiger Bergtroll wäre leiser als du!", zischt er aufgebracht, bemüht darum nicht lauthals zu meckern und zu fluchen. Jane hat sich mittlerweile schon aufgesetzt und reibt sich ihren schmerzenden Rücken. Anstatt ihr Vater ihr aufhilft läuft er nur im Eilschritt an ihr vorbei wieder zurück in den Schutz der Dunkelheit. „Hab dich nicht so", grummelt er noch beim Vorbeigehen, was Jane schnauben lässt. Sie muss wirklich wie ein Trottel aussehen, wie sie versucht sich auf ihre Beine zu raffen und wie ein Pinguin vom Eis strampelt, die Hände von ihren Seiten gestreckt um das Gleichgewicht zu halten. Als sie wieder auf ihren Vater trifft, hat sie ihr Gesicht missmutig verzogen. Sie spürte schon die Blessuren an ihrem Steißbein und Rücken, welche sicher auch noch die nächsten Tage schmerzen werden. „Und was jetzt?", fragt sie um sich wieder auf die aktuellen Geschehnisse zu konzentrieren. „Nun da Potter anscheinend noch nicht von den Geräuschen einer aufgeschreckten Goulherde angelockt wurde-", genervt Blickt Jane zu ihrem Vater, deutlich unerfreut über seine dumme Bemerkung zu ihrer Lautstärke, „-werden wir ihn anders aufmerksam machen müssen."

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