~Bonuskapitel~

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Nichts.

Severus spürt einfach... nichts.

Der Schmerz ist verschwunden, dieses unerträgliche starke Brennen. Die Kälte ist verschwunden, auch wenn er nicht behaupten kann jetzt Wärme zu spüren. Da ist einfach nichts. Er fühlt nichts.

Ein großes einfaches Nichts.

Severus hat sich gerade mit diesem schlichten Nichts und dem damit verbundenen Tod abgefunden, als vor ihm plötzlich ein Licht erscheint. Im ersten Moment ist es kaum sichtbar, fast eine Einbildung, doch mit jeder Sekunde die auf dieser zeitlosen Ebene des Jenseits verstreicht, wird das Licht heller, bis es ihn blendet.

Severus kann nicht genau sagen warum er darauf zugeht. Es ist wie ein Instinkt, eine Reflex, die tief empfundene Sehnsucht nach dem lang erhofften Seelenfrieden. Apathisch starrt er in das Licht während er sich Schritt um Schritt nähert.

Er bräuchte ja schließlich vor nichts Angst haben. Die Muggel sprechen doch immer vom Licht am Ende des Tunnels, durch welches man gehen sollte damit die Seele Frieden findet. Er ist soweit. Er ist bereit für den Tod, bereit endlich von seiner tonnenschweren Last befreit zu werden. Bereit Lily wiederzusehen, sie endlich um Verzeihung zu bitten.

Albus wiederzusehen, ihm zu sagen dass er seine letzte Aufgabe erfüllt hat. Vielleicht würde er auch zum ersten Mal eines seiner widerlichen Zitronenbonbons probieren.

Er ist bereit James entgegen zu treten. Ihm seine jahrelangen Schikanen zu verzeihen und auch ihn um Verzeihung zu bitten.

Er ist bereit seine Mutter wiederzusehen und ihr von ihrer Enkelin zu erzählen. Wie stolz sie doch auf sie sein kann, auf seine Jane.

Jane...

Sie würde ohne ihn zurecht kommen. Severus weiß das. Sie ist so reif und stark. Stärker als er es je war, je sein konnte. Er ist so stolz auf seinen kleinen Engel und wenn die Zeit gekommen ist, sie alt und grau ist und noch viele Kinder und Enkel bekommen hat, dann würde er sie wiedersehen. Würde sie Eileen vorstellen. Er würde Clarissa wiedersehen und ihr von ihrer wundervollen Tochter erzählen, ihr die verdiente Chance geben können, welche Lily ihm nie gegeben hat.

Geblendet von dem Licht hebt Severus schützend eine Hand vor seine Augen. Doch kaum hat er das Licht erreicht und tritt zu diesem hinaus, erkennt er den großen krummen Baum an dem kleinen See in Cokeworth. Der Ort wo er die meiste unbeschwerte Zeit mit Lily verbracht hat. Und als wäre die Erinnerung an seine einstige beste Freundin schon Gedanke genug, fällt ihm im nächsten Moment auch schon eine wunderschöne rothaarige Frau um den Hals. "Sev!"

Severus kann es im ersten Moment gar nicht glauben. Perplex umschließt er die junge Frau, seine Hände zittern und seine Atmung geht stoßweise. "Lily", haucht er leise und erhält als Antwort ein lautes Schluchzen. "Sev, ich hab dich so sehr vermisst! Ich danke dir! Danke dass du auf meinen kleinen Harry aufgepasst hast. Danke das du all die Jahre meinen Sohn beschützt hast!", sie redet so schnell das Severus kaum hinterher kommt. Er kann es nicht glauben. Er hält gerade wirklich Lily in seinen Armen. Die Liebe seines Lebens nach welcher er sich über 20 Jahre so verzweifelt gesehnt hat. Automatisch drückt er sie nun fester an sich und auch ihm entflieht ein Schluchzen, auch wenn ihm vorher seine Tränen gar nicht aufgefallen sind. "Lily. Lily es tut mir so unglaublich leid! Es tut mir leid das du meinetwegen sterben musstest. Das du deinen Sohn nicht aufwachsen sehen konntest. Das ist alles meine Schuld. Es tut mir so unendlich leid!". Severus vergräbt sein Gesicht in ihre weichen Haare, welche immer noch so wundervoll nach Lavendel riechen.

Doch das Schluchzen der Frau in seinen Armen dirbt nicht ab. "Nein mir tut es leid Severus! Wir haben nicht viel Zeit und du hattest auch noch nicht genug Zeit mit ihr. Es tut mir so unendlich leid!".

Todesengel Where stories live. Discover now