72. Kapitel - Der dunkle Lord

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Pompös.
So würde Jane das vor ihr in die Höhe ragende Gebäude am ehesten beschreiben. Der Kiesweg ist umgeben von perfekt gestutzten Hecken und ästhetischen kleinen Skulpturen, welche stark der griechischen Natur ähneln.

Vor einer dunklen Eichentür, mit goldener und mit Smaragden verzierter Schlange als Türklopfer, macht sie schließlich Halt. Sie will gerade das protzige Kunstwerk ergreifen, als die Tür sich auch schon öffnet und ein Hauself vor ihr steht.
„Sie wünschen, Ma'am?", fragt er ehrfürchtig und verbeugt sich verängstigt so tief, das seine lange spitze Nase schon den Boden streift. Jane runzelt irritiert die Stirn. Was soll sie jetzt sagen? Solle sie einfach sagen sie will den dunklen Lord sehen? Solle sie lieber erstmal den Hausherrn verlangen?

„Ich denke, ich werde erwartet", krächzt sie schließlich hervor und mit großer Augen blickt das kleine kümmerliche Wesen wieder zu ihr auf. „Warten Sie einen Moment Miss", mit diesen Worten und einen leisen Plopp ist er auch schon verschwunden. Jane betrachtet nun etwas unbeholfen die noch halb geöffnete Tür, doch keine 5 Sekunden später ist der kleine Elf auch schon wieder da und öffnet ihr die Tür mit einer tiefen Verbeugung.

„Folgen Sie Glonk bitte, Miss".
Glonk bringt sie geradewegs durch einen großen Empfangsraum bis hin zu einer ominösen Wendeltreppe aus hellen Marmor. Auch diese schreitet der Hauself etwas hinkend hinauf, weiter durch einen langen Gang. Die Gemälde an den Wänden zeigen noble reinblütige Zauberer und Vorfahren der Familie Malfoy, welche mit gereckten Kinn und gerümpfter Nase ihre Arroganz zum Vorschein bringen. Missbilligend oder skeptisch betrachten sie Jane, so als wüssten sie von ihrem unreinen Blut, während sie den Gang bis zur einer dunklen Doppeltür aus Eiche entlang geht. Dort macht der kleine Elf halt und will sie gerade öffnen, als eine helle Frauenstimme ertönt und er in seiner Bewegung gefriert.

"Glonk? Was machst du hier? Du hast in diesem Gang nichts zu suchen! Und wenn hast du da- Jane?", mit großen Augen betrachtet Narzissa das Mädchen, desen Herz so schnell schlägt wie das eines Kolibris. Ohne den Hauself weiter zu beachten eilt sie auch schon zu Jane und schlingt ihre Arme, nicht gerade auf die vornehme Art, um sie. "Gott Mädchen, was machts du hier?". Besorgt mustert sie Jane und blickt sich dann etwas um, so als würde sie denken jemanden übersehen zu haben. "Wo ist dein Vater? Ist er etwa schon drinnen?"

"Mein Vater erholt sich gerade noch", sagt Jane kratzig und sieht Narzissa gequält an. "Ich werde erwartet". Nun wandelt sich Narzissa's Blick in entsetzen, als sie zu begreifen scheint, was Jane hier macht. Ihre Augen wirken glasig und es scheint als wolle sie etwas sagen, doch Jane schüttlet nur leicht mit dem Kopf und wendet sich der Tür zu. Ohne Umschweife öffnet sie diese nun selbst und blickt in einen weiteren saalähnlichen Raum.
Ein riesiger Tisch steht in Mitten von diesem und vier große Kamine zieren die Wände.

An einem von diesem steht eine große bleiche Gestalt mit dunklen zerfledertem Gewand und einer riesigen Schlange als Gesellschaft. Er steht mit dem Rücken zu ihr und auch wenn sie sich sicher ist, das er ihre Anwesenheit bemerkt hat, so dreht er sich nicht zu ihr um. Sie kann seine Magie förmlich spüren. Seine dunkle Aura füllt den gesamten Raum aus und selbst seine Schlange scheint Teil von dieser zu sein.

Ehrfürchtig senkt sie den Kopf, selbst wenn er es nicht sehen mag, sie will ihn keinesfalls verärgern. "My Lord, ihr schicktet nach mir", ihre Stimme war etwas heiserer als sonst, doch zu Jane's Erleichtern und Erstaunen deutlich fester, als sie sich fühlte. "Eigenartig, ich hatte Severusss erwartet". Jane erschaudert bei seiner schlangengleichen Stimme und wie er den Namen ihres Vaters betont. Nun wendet er sich doch zu ihr und blickt ihr mit triefend roten Augen entgegen. Jane kann nicht verhindern, dass ihre Augen sich in ein aufgewühltes stechendes Gelb färben, was den dunklen Lord zu belustigen scheint. "Bella hat nicht gelogen, du scheinst etwas eigenartiges an dir zu haben".

Eilig senkt Jane den Kopf ein Stück tiefer und blickt zu Boden. "My Lord, verzeiht mein spätes Eintreffen und erlaubt mir mich vorzustellen. Mein Name ist Jane."
"Jane", wiederholt er ihren Namen in die länge gezogen und zögerlich blickt sie wieder zu ihm auf.
"Nun Jane, dein Vater hat dich lang vor mir geheim gehalten"
"Er hat mich  lediglich vorbereitet-", wütend sieht er sie an, als sie ihm ins Wort gefallen ist und sofort senkt Jane wieder ihren Blick. "Verzeiht, My Lord"
Voldemort scheint ihr Verhalten etwas zu belächeln, denn es entspricht nicht den sonst so stolzem Auftreten ihres Vaters.

"Bella hat mir von eurer Begegnung im Ministerium erzählt. Sie erzählte von deinen eigenartigen Kräften und erwähnte zufällig auch eine Prophezeiung", langsam ging er um das Mädchen herum und betrachtet sie ausgiebig. "Ich möchte das du mir die Prophezeiung zeigst!", befiehlt er nun etwas schroff und mit zittrigen Händen holt Jane die graue Glaskugel aus ihrer Tasche. Vorsichtig legt sie sie in die Hand Voldemort's, welcher direkt vor ihr Halt gemacht hat. Fasziniert hebt er die Kugel etwas höher gen Licht und dreht sie einige Male in seiner Hand, bevor sie etwas näher nimmt und sich anhört was sie zu sagen hat.

Es wird ein Kind geboren. Es wird die Augen eines Dämons tragen so sprunghaft und launisch wie das Kind selbst. Eine Macht so groß das sie nicht mal eines Zauberstabes bedarf und Gesichter so viele, dass niemand es zu kennen scheint. Frieden und Verderben werden eins sein mit dem Kind. Und Der, der den Todesengel besitzt wird darüber entscheiden was auf die Welt hinabstürzt"

Seine roten Augen weiten sich und in ihnen glitzert das verräterische Funkeln des Sieges, welchen er sich durch seine neue Geheimwaffe erhofft. Vergessen ist der Zorn wegen der verlorengegangenen Prophezeiung, vergessen ist der Zorn auf Snape, welcher sein Kind verheimlicht hat, und vergessen sind Bellatrix's Warnungen bezüglich Snape und seiner Tochter.

"Du bist also der Todesengel? Das Geschöpf was in der Lage ist Verderben über die Welt zu bringen?", seine Frage bedarf keiner Antwort und schien lediglich ein laut ausgesprochener Gedanke zu sein. Jane muss sich zusammen reißen nicht angewidert ihr Gesicht zu verziehen, als er sie mit seinen gelben spitzen Zähnen teuflisch angrinst. Kurz hebt er seine Hand und schnipst, so das noch im selben Moment ein Hauself erscheint und ihn mit gebückter Haltung und einer tiefen Verbeugung engegen tritt. Dunkle Hämatome und Schürfwunden zieren seinen kleinen ledirgen Körper und Jane empfindet strakes Mitleid für dieses unterdrückte Wesen. Eine Schande eine so mächtige Kreatur so zu schänden.

"Was kann Bugket für euch tun, My Lord?", fragt er mit zittriger Stimme und drückt seine Nase noch tiefer zu Boden. "Bring mir Wurmschwanz!", fordert Voldemort schroff und macht eine schneidende Handbewegung, worauf der Elf zusammen zuckt und eilig wieder mit einem Plopp verschwindet. 3 Sekunden später kehrt er mit den rattenartigen Mann zurück.

Er sieht verdutzt aus, so als hätte Bugket ihn einfach ohne jegliche Erklärung gepackt und ist mit ihm wieder disappariert. Doch als er die gewaltige Schlange und dann den dunklen Lord selbst erblickt, verbeugt er sich mindestens genauso tief wie der Hauself. "My Lord, oh My Lord, was kann ich für Ihre Herrlichkeit tun?"

Nun verzieht Jane doch das Gesicht, denn Wurmschwanz's ängstlicher Ton und sein falsches Schleimen wiedern sie an. Den Hauselfen kann sie solch herabwürdigendes Verhalten noch nachsehen, doch diesen kläglichen Mann vor ihr hat jegliche Würde verlassen. Er ist armseliger als jeder Hauself es je sein könnte. Hätte er damals seine Freunde nicht verraten, wäre er sicher gestorben, aber er wäre wenigstens mit den Funken Würde gestorben, den er zu diesen Zeitpunkt noch besaß.

Der dunkle Lord beachtet ihn gar nicht wirklich, sonder blickt mit vergnügter Miene zu Jane. "Ich möchte, dass du mir etwas von deiner Macht zeigst", sein Ton war schadensfreudig, während er mit einer flüssigen Bewegung auf den Mann neben Jane deutet. Jane's Miene bleibt ausdruckslos, so wie Voldemort es auch von ihrem Vater gewohnt ist, doch in ihrem Inneren läuten all ihre Alarmglocken. Sicher hat sie nicht viel für diese Ratte übrig, doch soll sie ihn jetzt verletzen, vielleicht sogar töten? Ein weiterer Name auf der Liste von Menschen, welche wegen ihr leiden müssen.

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